Samstag, 20. April 2024
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Medizin

Digitalisierung & Diversität: Was steht auf der Agenda der jungen Generation?

Anne Krampe-Scheidler

Digitalisierung & Diversität: Was steht auf der Agenda der jungen Generation?
©peshkova - stock.adobe.com
Wie blicken junge Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind, auf die Zukunft? Welche Erwartungen haben sie und welche Veränderungen sind ihnen wichtig? Diese Themen waren Teil des Nachwuchsprogramms auf der diesjährigen DMEA. Die Digitalkonferenz ist Treffpunkt für IT-Fachleute, Ärztinnen und Ärzte, Führungskräfte aus Krankenhaus und Pflege sowie Expertinnen und Experten aus Politik und Forschung.

Weniger Mail, mehr Messenger

Wie kommt die Gesundheit zur IT und umgekehrt? Max Tischler, Facharzt für Dermatologie und Sprecher des Bündnis Junge Ärzte (BJÄ), plädierte für „digitale und analoge runde Tische“, an denen nicht nur „etablierte Standespolitiker“, Patienten- und IT-Vertreter, sondern auch junge Menschen sitzen sollten. Er erläuterte, warum das für die Planung technologischer Produkte wichtig sein kann: Jugendliche und junge Erwachsene kommunizieren weniger über E-Mail. „Sie machen alles über das Handy, über WhatsApp oder andere Messenger-Dienste,“ so Tischler.

Alle Beteiligten einbinden

„Es funktioniert nur im Dialog“, bekräftigte Sonja Lohmann, Abteilungsleiterin Produktmanagement beim Praxissoftware-Anbieter medatixx. Sie betonte, dass in der Software-Entwicklung „Requirements Engineering“, also die Einbindung aller Beteiligten, mittlerweile Standard sei. Tatsächlich bedeute dies am Anfang viel Aufwand – „am Ende aber auch wieder wenig Aufwand, weil man gute Lösungen schafft“.
 
 

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Vermittler zwischen Medizin und Technologie

Tischler arbeitet in einer dermatologischen Gemeinschaftspraxis in Dortmund. Er sei gespannt auf das elektronische Rezept, das auch auf Patientenseite „ein bisschen Mitarbeit“ erfordere, sagte er. Reibungslos werde die Einführung im Alltag, „der ja eng getaktet ist“, vermutlich nicht ablaufen. Aber auch Ärztinnen und Ärzte müssten bei der Digitalisierung viel stärker mitgenommen werden, betonte Dr. Philipp Stachwitz vom health innovation hub des Bundesgesundheitsministeriums. Dazu gehöre auch die Vergütung, da die Umstellung Zeit erfordere, in der kein Geld verdient werden kann. Die wichtigste Fähigkeit der nächsten Generation Ärztinnen und Ärzte sei die Kommunikation, sagte er. „Wir brauchen Übersetzerinnen und Übersetzer, die Medizin verstehen, aber eben auch die Technologie, und zwischen diesen beiden Welten vermitteln.“

Was bedeutet digitale Medizin?

Der Journalist Martin U. Müller von SPIEGEL gab sich enttäuscht. „Wir sind alle mit riesigem Optimismus um 2010, 2012 gestartet. Heute bin ich etwas ernüchterter und glaube, dass wir uns in den nächsten 5 Jahren nicht furchtbar weiter entwickelt haben werden.“ Er kritisierte darüber hinaus das Verständnis von digitaler Medizin. „Für mich ist das weniger eine App oder eine digitale Sprechstunde. Das sind nur Hilfsmittel. Für mich ist digitale Medizin etwas Grundsätzliches, nämlich, dass ich dadurch viel besser als ein Mensch bestimmte Krankheiten behandeln und erkennen kann.“

Bunt im Gesundheitswesen: Mehr Vielfalt in der Versorgung

Mehr Diversität im Gesundheitswesen hat sich die Initiative „Hashtag Gesundheit“ auf die Fahnen geschrieben. „Mehr als 20% der deutschen Bevölkerung haben einen Migrationshintergrund“, sagte Ali Kadhum, Arzt im Praktischen Jahr (PJ). Dies bilde sich beim ärztlichen Personal den Krankenhäusern jedoch nicht ab und könne negative Folgen für die Versorgung haben, so Khadum. So würden Dermatologinnen und Dermatologen Erkrankungen nur an weißer Haut lernen. Wie sich diese auf schwarzer Haut manifestieren, wüssten sie nicht, was letztlich zu Fehldiagnosen führen kann. Er berichtete, dass es mittlerweile Initiativen von schwarzen Menschen gebe, die Manuals zur Verfügung stellen, um diese Versorgungslücken zu schließen. „Viele deutsche Ärzte und Ärztinnen sind nicht genug sensibilisiert“, kritisierte er. Von älteren Personen in Führungspositionen wünsche er sich „genug Sensibilität, um zu verstehen, dass es andere Lebensrealitäten gibt“ und dass man deren Vertreter auch zu Wort kommen lassen sollte.
Dass mehr Diversität dazu beitragen kann, ein effizienteres und patientenorientierteres Gesundheitswesen zu schaffen, davon ist auch Alinda Reimer überzeugt. Dabei gehe es nicht um „mangelnde Empathiefähigkeit oder gar Böswilligkeit von Personen in Entscheidungspositionen“, sondern um fehlende Perspektiven. Auch sie setzt auf die junge Generation, weil „die Akzeptanz von Minderheiten und Menschen, die anders sind als man selbst, für Jugendliche heute selbstverständlicher ist“.

Diverse Gesundheitsversorgung kaum erforscht

„All das, was wir in Hörsälen, Operationssälen, auf Stationen und in Arztpraxen sehen, ist ein sehr buntes, diverses Feld“, konstatierte Prof. Jan-Marc Hodek, Gesundheitsökonom an der Hochschule Ravensburg-Weingarten. Auch er beobachtet Schieflagen. „Obwohl Frauen in Gesundheitsberufen dominieren, führen die Männer den Laden an“, so Hodek. Allerdings gebe es kaum Daten zu einer diverseren Gesundheitsversorgung, berichtete er und verband dies mit einem Aufruf zu mehr Forschung. „Wenn man etwas fordert und auch politisch durchsetzen will, sollte man dies studien- und wissenschaftsbasiert unterfüttern.“

Quelle: DMEA



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