Deshalb mahnten Spitzenvertreter von Deutschlands Ärztinnen und Ärzten sowie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Impfwilligen zur Geduld. Gleichzeitig steigen mehr als 6.000 Betriebsärztinnen und -ärzte in die Impfungen ein. Sie erhalten in der ersten Woche dafür 702.000 von insgesamt gut 6,6 Millionen für die Woche angekündigten Impfstoffdosen. Derzeit wird viel Impfstoff für die Zweitimpfungen verwendet. Die Priorisierung verfolgte das Ziel, Menschen mit hohem Corona-Risiko zuerst zu schützen.
Nicht genügend Impfstoff
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, sagte die Aufhebung der Impfpriorisierung werde bei vielen Menschen zu Ernüchterung führen. „Enttäuschung und Frust sind dabei vorprogrammiert, da nicht sofort ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht“, sagte er. „Frust und Enttäuschung werden sich noch verschärfen, da bis Mitte Juni 2021 – eventuell sogar bis Ende Juni – zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen keine Termine für Erstimpfungen in den Impfzentren zur Verfügung stehen werden.“
Nachfrage wird weiter zunehmen
Auch die deutschen Hausärzte dämpften die Erwartungen an das Ende der Impfpriorisierung. „Denn letztlich ist der
Impfstoff noch immer zu knapp für die hohe Nachfrage und wird auch weiterhin zu unzuverlässig geliefert“, sagte Ulrich Weigeldt, Vorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes. Gleichzeitig werde mit der Aufhebung der Priorisierung und der Ankündigung der Kinder- und Jugendimpfungen die Nachfrage noch zunehmen. „Aber das Setting wird das Gleiche bleiben: Wir impfen, so viel wir eben können.“
Einzelne Länder behalten Priorisierung in Impfzentren
Nicht überall sind Menschen mit hohen Risiken bereits geimpft. In Schleswig-Holstein, Hamburg und Bayern soll die Priorisierung nach Risikogruppen in Impfzentren vorerst bestehen bleiben. In Bremen arbeiten die Zentren die Vorranglisten zunächst weiter ab. Im Saarland sollen Menschen der bisherigen Priorisierungsgruppen nach wie vor vorrangig bei Terminen bedacht werden. In den übrigen Ländern endet auch in den Impfzentren die bisherige Impfreihenfolge.
Priorisierung in Arztpraxen entfällt bundesweit
In den Arztpraxen fällt die Priorisierung bundesweit generell weg. Mehr als 45% der Bevölkerung haben mindestens eine Impfung. Vielerorts dominieren derzeit die Zweitimpfungen, denn erst mehr als jede und jeder Fünfte hat den kompletten Impfschutz.
Kinder ab 12 Jahren
Zu den Impfwilligen, die ab Montag einen Termin beim Arzt erhalten könnten, zählen auch Kinder ab 12 Jahren. Denn
Europas Arzneimittelbehörde EMA hatte Ende Mai grünes Licht für die Zulassung des Präparats von Biontech/Pfizer für dieses Alter gegeben, zuvor war es ab 16 frei.
Empfehlung der STIKO noch ausständig
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat eine Empfehlung zur Impfung von Kindern angekündigt. Es wird erwartet, dass sie
mangels ausreichender Datenbasis keine generelle Empfehlung gibt, sondern den Impfstoff zunächst vor allem etwa für vorerkrankte Kinder vorsieht. Die Empfehlung wird für kommenden Donnerstag,10. Juni 2021, erwartet.