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Medizin
09. Juli 2020 Vorsorgekoloskopie: Zeitverkürzung gefährdet Prävention
Diese ökonomiegetriebene Entscheidung bedroht die Qualität der Untersuchung und untergräbt Bemühungen um die Ausweitung der Darmkrebsvorsorge auf weitere Teile der Gesellschaft, warnt der Berufsverband Gastroenterologie Deutschland e. V. (BVGD). Gemeinsam mit Vertretern weiterer Organisationen fordern die Experten des Verbandes die Rücknahme der verschärften und aus ihrer Sicht unrealistischen Zeitvorgaben, um die bereits erzielten Errungenschaften in der Darmkrebsvorsorge nicht aufs Spiel zu setzen.
Vorsorge senkt Mortalität um mehr als 20%
Die Darmspiegelung zur Krebsvorsorge, seit 2002 eine Vorsorgeleistung der gesetzlichen Krankenkassen, ist ein großer Erfolg: Im Verlauf der ersten 10 Jahre nach Aufnahme der Koloskopie in den Vorsorgekatalog sank die Todesrate um mehr als 20%. „Vielen Menschen, die die Vorsorgeuntersuchung zuvor nicht wahrgenommen hätten, hat das Angebot zur Früherkennung das Leben gerettet“, sagt Professor Dr. Joachim Labenz, Vorstandsvorsitzender des BVGD. Bei der Koloskopie untersucht ein Arzt den Darm sorgfältig mit einem Endoskop und kann bereits auffälliges Gewebe für Proben entnehmen beziehungsweise Vorstufen von Darmkrebs oder frühe Krebsgeschwülste entfernen. Im Schnitt dauert diese Untersuchung nach Erhebungen der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e. V. (DGVS) rund 32 Minuten. Um weitere Teile der Bevölkerung für die Darmkrebsvorsorge zu gewinnen, laden die Krankenkassen zudem seit 2019 alle Versicherten ab dem 50. Lebensjahr zu einer Vorsorgeuntersuchung ein.
Verkürzte Zeit senkt Qualität
Doch Labenz bezweifelt, dass diese Maßnahmen Erfolg bringen werden und Ärzte die potenziell lebensrettende Untersuchung auch in Zukunft mit der notwendigen Sorgfalt und Ausführlichkeit durchführen können. Hintergrund ist, dass die KBV bei der Neuberechnung der Vergütung und der vorgesehenen Behandlungsdauer einer Darmspiegelung beide Posten deutlich reduziert hat. Nach der Reform des erweiterten Bewertungsmaßstabs (EBM), nach dem vertragsärztliche Leistungen abgerechnet werden, erhalten Ärzte für eine Vorsorgekoloskopie 9% weniger Vergütung. Grundlage hierfür ist eine Herabsetzung der vorgesehenen Untersuchungsdauer: Während üblicherweise mehr als 30 Minuten für eine Koloskopie notwendig sind, sind künftig nur noch 18 Minuten vorgesehen – laut Labenz eine fatale Entscheidung: „Eine Untersuchung in knapp der Hälfte der Zeit durchzuführen, ist ohne Qualitätsverlust nicht zu machen!“, warnt der Direktor der Klinik für Innere Medizin am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Studien hätten bewiesen, dass bei längerer Untersuchungszeit mehr Karzinome und ihre Vorstufen im Verdauungstrakt erkannt werden.
Rücknahme der Neuregelung gefordert
Durch den erhöhten Zeit- und Kostendruck auf die Ärzte könnte so langfristig die Darmkrebssterblichkeit wieder steigen, warnt der Experte. In einem nach ökonomischen Vorgaben ausgerichteten Gesundheitssystem könne es sich keine Praxis und kein Krankenhaus leisten, mehr Zeit für eine Untersuchung aufzuwenden als vorgesehen. „Gerade in der Nationalen Dekade gegen Krebs setzt diese Entscheidung die Errungenschaften der Darmkrebsvorsorge aus wirtschaftlichen Gründen aufs Spiel“, so der Experte. Gemeinsam mit den Vorsitzenden zahlreicher Organisationen – darunter die Stiftung LebensBlicke, die Felix Burda Stiftung, die Arbeitsgemeinschaft Leitender Gastroenterologischer Krankenhausärzte e. V., die AG Medizinisches Qualitätsmanagement im Berufsverband Deutscher Internisten e. V., der Berufsverband der Niedergelassenen Gastroenterologen Deutschlands e. V., der Deutschen ILCO e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und Bildgebende Verfahren e. V. – hat sich Labenz daher an die Bundesregierung gewandt und eine Rücknahme der neuen EBM-Vorgaben zur Vorsorgekoloskopie gefordert – bislang ohne Erfolg. „Politik, Kostenträger und vor allem die Patienten fordern zurecht eine hohe Qualität der ärztlichen Behandlung. Wer eine erfolgreiche Darmkrebsvorsorge gewährleisten möchte, muss dem Arzt die Zeit lassen, die Untersuchung mit Sorgfalt durchzuführen“, fordert der BVGD-Vorsitzende.
Vorsorge senkt Mortalität um mehr als 20%
Die Darmspiegelung zur Krebsvorsorge, seit 2002 eine Vorsorgeleistung der gesetzlichen Krankenkassen, ist ein großer Erfolg: Im Verlauf der ersten 10 Jahre nach Aufnahme der Koloskopie in den Vorsorgekatalog sank die Todesrate um mehr als 20%. „Vielen Menschen, die die Vorsorgeuntersuchung zuvor nicht wahrgenommen hätten, hat das Angebot zur Früherkennung das Leben gerettet“, sagt Professor Dr. Joachim Labenz, Vorstandsvorsitzender des BVGD. Bei der Koloskopie untersucht ein Arzt den Darm sorgfältig mit einem Endoskop und kann bereits auffälliges Gewebe für Proben entnehmen beziehungsweise Vorstufen von Darmkrebs oder frühe Krebsgeschwülste entfernen. Im Schnitt dauert diese Untersuchung nach Erhebungen der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e. V. (DGVS) rund 32 Minuten. Um weitere Teile der Bevölkerung für die Darmkrebsvorsorge zu gewinnen, laden die Krankenkassen zudem seit 2019 alle Versicherten ab dem 50. Lebensjahr zu einer Vorsorgeuntersuchung ein.
Verkürzte Zeit senkt Qualität
Doch Labenz bezweifelt, dass diese Maßnahmen Erfolg bringen werden und Ärzte die potenziell lebensrettende Untersuchung auch in Zukunft mit der notwendigen Sorgfalt und Ausführlichkeit durchführen können. Hintergrund ist, dass die KBV bei der Neuberechnung der Vergütung und der vorgesehenen Behandlungsdauer einer Darmspiegelung beide Posten deutlich reduziert hat. Nach der Reform des erweiterten Bewertungsmaßstabs (EBM), nach dem vertragsärztliche Leistungen abgerechnet werden, erhalten Ärzte für eine Vorsorgekoloskopie 9% weniger Vergütung. Grundlage hierfür ist eine Herabsetzung der vorgesehenen Untersuchungsdauer: Während üblicherweise mehr als 30 Minuten für eine Koloskopie notwendig sind, sind künftig nur noch 18 Minuten vorgesehen – laut Labenz eine fatale Entscheidung: „Eine Untersuchung in knapp der Hälfte der Zeit durchzuführen, ist ohne Qualitätsverlust nicht zu machen!“, warnt der Direktor der Klinik für Innere Medizin am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Studien hätten bewiesen, dass bei längerer Untersuchungszeit mehr Karzinome und ihre Vorstufen im Verdauungstrakt erkannt werden.
Rücknahme der Neuregelung gefordert
Durch den erhöhten Zeit- und Kostendruck auf die Ärzte könnte so langfristig die Darmkrebssterblichkeit wieder steigen, warnt der Experte. In einem nach ökonomischen Vorgaben ausgerichteten Gesundheitssystem könne es sich keine Praxis und kein Krankenhaus leisten, mehr Zeit für eine Untersuchung aufzuwenden als vorgesehen. „Gerade in der Nationalen Dekade gegen Krebs setzt diese Entscheidung die Errungenschaften der Darmkrebsvorsorge aus wirtschaftlichen Gründen aufs Spiel“, so der Experte. Gemeinsam mit den Vorsitzenden zahlreicher Organisationen – darunter die Stiftung LebensBlicke, die Felix Burda Stiftung, die Arbeitsgemeinschaft Leitender Gastroenterologischer Krankenhausärzte e. V., die AG Medizinisches Qualitätsmanagement im Berufsverband Deutscher Internisten e. V., der Berufsverband der Niedergelassenen Gastroenterologen Deutschlands e. V., der Deutschen ILCO e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und Bildgebende Verfahren e. V. – hat sich Labenz daher an die Bundesregierung gewandt und eine Rücknahme der neuen EBM-Vorgaben zur Vorsorgekoloskopie gefordert – bislang ohne Erfolg. „Politik, Kostenträger und vor allem die Patienten fordern zurecht eine hohe Qualität der ärztlichen Behandlung. Wer eine erfolgreiche Darmkrebsvorsorge gewährleisten möchte, muss dem Arzt die Zeit lassen, die Untersuchung mit Sorgfalt durchzuführen“, fordert der BVGD-Vorsitzende.
Quelle: BVGD
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