20. März 2017
Krank werden nur die anderen: Die Wahrscheinlichkeit, einen Diabetes zu bekommen oder schon erkrankt zu sein, unterschätzen viele Personen, die bereits erhöhte Blutzuckerwerte oder einen noch nicht diagnostizierten Diabetes haben. In der KORA-Studie (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) wurden rund 2.000 Personen untersucht, die von ihrem Arzt noch keine Diabetesdiagnose erhalten hatten und keine Diabetesmedikamente einnahmen. Zunächst schätzten sie ein, für wie wahrscheinlich sie es hielten, bereits an Diabetes erkrankt zu sein. Dann folgte der Blutzuckertest. Die Teilnehmer, bei denen dieser Test einen – ihnen selbst noch unbekannten – Diabetes anzeigte, schauten sich die Wissenschaftler näher an.
Das Ergebnis: 74% dieser Teilnehmer stuften die Wahrscheinlichkeit, schon an Diabetes erkrankt zu sein, zuvor als gering oder sehr gering ein. Und: Über 70% aller Teilnehmer, die einen Prädiabetes aufwiesen, gaben vor der Blutzuckermessung an, dass bei ihnen kein Risiko für einen späteren Diabetes vorliege.
Damit kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass Menschen ihren Gesundheitszustand häufig zu optimistisch einschätzen. Dies sei gerade bei Prädiabetes und Diabetes fatal, da die Betroffenen den Verlauf der Krankheit durch Lebensstil und Medikamente entscheidend beeinflussen können.
Menschen mit Übergewicht, zu wenig Bewegung, ungesunder Ernährung, Menschen, die rauchen oder deren Eltern bereits Diabetes haben, tragen ein hohes Risiko, selbst daran zu erkranken. Sie sollten regelmäßig ihre Blutzuckerwerte prüfen lassen.
Quelle: Universität Duisburg-Essen
Literatur:
Bernd Kowall, Wolfgang Rathmann, Andreas Stang et al.
Perceived risk of diabetes seriously underestimates actual diabetes risk: The KORA FF4 study
PLoS One. 2017 Jan 31;12(1):e0171152. doi: 10.1371/journal.pone.0171152. eCollection 2017. http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0171152