Das Team um Prof. Dr. med. Halina Machelska vom Arbeitsbereich Experimentelle Anästhesiologie am Campus Benjamin Franklin untersuchte anhand eines Tiermodells, das dem Ischiassyndrom beim Menschen nachempfunden ist, die Wirkungsweise von IL-4. Eine Injektion von IL-4 am entzündeten Nerv verringerte das Schmerzempfinden zunächst nur für einen Zeitraum von einigen Minuten, die wiederholte tägliche Gabe führte jedoch zu einer Schmerzreduzierung von bis zu 8 Tagen. Im entzündeten Gewebe sammelten sich durch IL-4 vor allem M2-Makrophagen an, die Opioide produzieren und so das Schmerzempfinden verringern.
Reduziertes Schmerzempfinden
Wurden die M2-Makrophagen dann aus dem entzündeten Gewebe isoliert und auf ein weiteres Versuchstier übertragen, verringerte sich auch dessen Schmerzempfindlichkeit. Die Wissenschaftler untersuchten die isolierten Zellen genauer und fanden heraus, dass sie verschiedene Opioide wie Endorphin, Enkephalin und Dynorphin ausschütteten und so entsprechende Opioid-Rezeptoren direkt am Entzündungsort aktivierten.
Mit der neuen Methode möchte Machelska gezielt die entzündungshemmenden Eigenschaften der M2-Makrophagen nutzen: „Unsere Erkenntnisse sind für verschiedene Erkrankungen relevant, denen eine Immunantwort zugrunde liegt, von Arthritis über neurodegenerative Erkrankungen bis hin zu Krebs, und könnten ein neuer Ansatz sein, um zukünftig alternative Möglichkeiten der Schmerztherapie für die Patienten zu entwickeln. Durch ihre periphere Wirkung außerhalb des Gehirns lassen sich zudem unerwünschte Nebenwirkungen wie Betäubung, Übelkeit oder Abhängigkeit vermindern.“
Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin
Literatur:
Celik MÖ et al. IL-4 induces M2 macrophages to produce sustained analgesia via opioids. JCI Insight 5(4), e133093 (2020), DOI: 10.1172/jci.insight.133093, https://doi.org/10.1172/jci.insight.133093