Dienstag, 19. März 2024
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Arterielle Hypertonie

von Palma Pelaj

Arterielle Hypertonie
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In den westlichen Ländern beträgt die Bluthochdruck-Prävalenz insgesamt 20-25% und steigt mit zunehmendem Alter an. Meist zeigen sich keine charakteristischen Beschwerden. Die Hypertonie stellt ein weltweites gesundheitliches Problem dar. Hier finden Sie einen Überblick über Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung der arteriellen Hypertonie.
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Was ist Bluthochdruck?

Der Blutdruck ist die Kraft, die das zirkulierende Blut auf die Wände der Arterien, der großen Blutgefäße des Körpers, ausübt. Der Blutdruck wird mithilfe zweier Werte angegeben: Der systolische Wert steht für den Blutdruck in den Blutgefäßen, wenn sich das Herz zusammenzieht oder schlägt. Der diastolische Wert steht für den Blutdruck in den Gefäßen, wenn das Herz zwischen den Schlägen ruht. Nach der Definition der WHO wird eine arterielle Hypertonie diagnostiziert, wenn bei einer Messung an 2 verschiedenen Tagen der systolische Blutdruck an beiden Tagen ≥ 140 mmHg und/oder der diastolische Blutdruck an beiden Tagen ≥ 90 mmHg beträgt. Die arterielle Hypertonie gehört zu den kardiovaskulären Erkrankungen. Sie ist ein großer Risikofaktor für weitere Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.
 
 

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Was verursacht Bluthochdruck?

Die arterielle Hypertonie kann eine Folge von Nierenschäden, einer Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems oder einer Störung des Hormonsystems sein. Weitere Ursachen sind ein ungesunder Lebensstil, zu wenig Bewegung und der Konsum von Tabak und Alkohol. Außerdem sind ältere Menschen häufiger betroffen als jüngere.

Zu den häufigen Risikofaktoren, die zu Bluthochdruck führen können, gehören:
 
  • eine Ernährung mit hohem Salz-, Fett- und/oder Cholesteringehalt
  • chronische Erkrankungen wie Nieren- und Hormonprobleme, Diabetes und hoher Cholesterinspiegel
  • familiäre Vorbelastung
  • Mangel an körperlicher Betätigung
  • Übergewicht oder Fettleibigkeit
  • einige Medikamente zur Geburtenkontrolle (Anti-Baby-Pille) und andere Medikamente
  • Stress
  • Tabakkonsum oder übermäßiger Alkoholkonsum

Welche Arten von Hypertonie gibt es?

Was ist eine primäre Hypertonie?

Als primäre Hypertonie (essentielle Hypertonie) wird der Bluthochdruck bezeichnet, der ohne erkannbare Ursache besteht. Hierbei handelt es sich um die häufigste Form der arterteriellen Hypertonie, von der etwa 85% aller Patientinnen und Patienten betroffen sind.
 

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Was ist eine sekundäre Hypertonie?

Tritt die Hypertonie in Folge einer anderen Erkrankung oder aufgrund einer nachweisbaren Ursache auf, spricht man von einer sekundären Hypertonie. Von dieser Form sind lediglich 15% aller Patientinnen und Patienten im Erwachsenenalter betroffen.

Mögliche Ursachen für das Auftreten einer sekundären Hypertonie sind:

Endokrine Störungen

  • Hyperthyreose
  • Hyperaldosteronismus (Conn-Syndrom)
  • Pseudohyperaldosterionismus
  • Cushing-Syndrom
  • Phäochromozytom
  • Akromegalie

Gefäßerkrankungen

  • Aortenisthmusstenose
  • Vaskulitis
  • Kollagenosen
  • Aortenklappeninsuffizienz
  • Nierenarterienstenose

Psychatrische Erkrankungen

  • Panikstörungen
  • generalisierte Angststörung
  • soziale Phobie
Weitere Ursachen können sein:
 
  • obstruktives Schlafapnoe-Syndrom
  • Nierenerkrankungen (renale Hypertonie)
  • Tumoren
  • chronische Schmerzen

Welche Grade gibt es bei der arteriellen Hypertonie?

Arterielle Hypertonie – Grad nach AWMF

Die AWMF unterscheidet zwischen 7 Graden.
 
  1. Optimaler Blutdruck (systolisch: < 120 mmHg, diastolisch: < 80 mmHg)
  2. Normaler Blutdruck (systolisch: 120 – 129 mmHg, diastolisch: 80 – 84 mmHg)
  3. Hoch-normaler Blutdruck (systolisch: 130 – 139 mmHg, diastolisch: 85 – 89 mmHg)
  4. Milde Hypertonie – Grad 1 (systolisch: 140 – 159 mmHg, diastolisch: 90 – 99 mmHg)
  5. Mittlere Hypertonie – Grad 2 (systolisch: 160 – 179 mmHg, diastolisch: 100 – 109 mmHg)
  6. Schwere Hypertonie – Grad 3 (systolisch: ≥ 180 mmHg, diastolisch: ≥ 110 mmHg)
  7. Isolierte systolische Hypertonie (systolisch: > 140 mmHg, diastolisch: < 90 mmHg)
 
 

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Arterielle Hypertonie – Grad nach WHO

Die WHO unterscheidet zwischen 3 Graden der Hypertonie.
 
  • Hypertonie Grad I: Hypertonie ohne Endorganschäden
  • Hypertonie Grad II: Hypertonie mit Endorganschäden (z.B. Plaquebildung in größeren Gefäßen, Fundus hypertonicus)
  • Hypertonie Grad III: Hypertonie mit manifesten kardiovaskulären Folgeerkrankungen (z.B. Herzinfarkt, Angina pectoris, Hirninfarkt)

Arterielle Hypertonie – Grad nach ESH

Die ESH (European Society of Hypertension) unterscheidet zwischen 3 Graden der Hypertonie.
 
  • Hypertonie Grad I – mild (systolisch: 140 – 159 mmHg, diastolisch: 90 – 99 mmHg)
  • Hypertonie Grad II – moderat (systolisch: 160 – 179 mmHg, diastolisch: 100 – 109 mmHg)
  • Hypertonie Grad III – schwer (systolisch: ≥ 180 mmHg, diastolisch: > 110 mmHg)

Was sind die Symptome der arteriellen Hypertonie?

Die meisten Menschen, die unter Bluthochdruck leiden, haben keine Symptome. Es ist deswegen sehr wichtig, dass der Blutdruck regelmäßig kontrolliert wird, um die Diagnose stellen zu können. Manche Menschen leiden unter Kopfschmerzen, Nasenbluten oder Kurzatmigkeit bei hohem Blutdruck. Diese Symptome können jedoch viele andere (ernste oder nicht ernste) Ursachen haben. In der Regel treten diese Symptome auf, wenn der Blutdruck über einen bestimmten Zeitraum hinweg einen gefährlich hohen Wert erreicht hat.

Weitere mögliche Bluthochdruck-Symptome sind:
 
  • Schwindel
  • Übelkeit
  • Abgeschlagenheit
  • Schlaflosigkeit
  • Luftnot (Dyspnoe)
  • Belastung
  • Angina pectoris
  • Sehstörungen
  • gesteigertes Durstgefühl
  • erhöhter Harndrang
  • Schweißneigung

Früherkennung einer Hypertonie

Je früher ein zu hoher Blutdruck entdeckt wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten und desto weniger Folgeschäden (z.B. Herzinsuffizienz, Schlaganfall, etc.) erleidet der Betroffene. In Deutschland steht jedem gesetzlich Krankenversicherten ab dem 35. Lebensjahr alle 3 Jahre ein „Gesundheits-Check-up“ zu. Bei diesen Untersuchungen sollen erste Anzeichen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Typ-2-Diabetes erkannt werden. Außerdem wird bei diesen Gesundheits-Check-ups der Blutdruck gemessen. So kann ein erhöhter Blutdruck frühzeitig erkannt werden.
 
 

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Wie verläuft die Diagnosestellung bei Bluthochdruck?

Eine Basisdiagnostik der Hypertonie erfolgt u.a. durch Blutdruckmessung, ambulante 24-Stunden-Blutdruckmessungen (ABDM)  und ergometrische Bestimmung des Belastungsblutdruckes. Durch spezielle Differentialdiagnostik können sekundäre Ursachen, wie z.B. endokrine Hypertonien, renale und kardiovaskuläre Ursachen, von sekundären Bluthochdruckformen ausgeschlossen oder bestätigt werden.

Bei der Diagnose des Bluthochdrucks werden 3 Ziele verfolgt:
 
  • Diagnose des Bluthochdrucks durch Blutdruckmessung
  • Suche nach Ursachen für eine sekundäre Hypertonie
  • Dokumentation der Folgenschäden und Ermittlung des kardiovaskulären Risikos
Folgende Verfahren werden zur Diagnosestellung angewandt:
 

Wie wird die arterielle Hypertonie behandelt?

Therapie bei primärem Bluthochdruck

Wenn ein primärer Bluthochdruck diagnostiziert wird, können Änderungen der Lebensweise des Patienten oder der Patientin dazu beitragen, den Blutdruck zu senken. Diesen ersten Schritt in der nicht-medikamentösen Therapie bezeichnet man als Lebensstilintervention.

Maßnahmen der Lebensstilintervention beinhalten:
 
  • Einschränkung der Kochsalzzufuhr (5-6 Gramm)
  • Beschränkung des Alkoholkonsums (20-30 Gramm/Tag bei Männern, 10-20 Gramm/Frauen)
  • gesunde Ernährung
  • Gewichtsreduktion (Verringerung des Body-Mass-Index, BMI)
  • Steigerung der körperlichen Aktivität
  • Nikotinverzicht
  • Stressbewältigung durch Meditation, tiefes Atmen, Massagen, Muskelentspannung, Yoga, Tai Chi, etc.
  • ausreichend Schlaf
Schlägt die Lebensstilintervention fehl oder wird der Blutdruck nicht ausreichend gesenkt, benötigen Hypertonie-Patienten und -Patientinnen außerdem eine begleitende Pharmakotherapie. Dennoch wirkt sich eine gesunde Lebensweise positiv auf die Behandlung des Bluthochdrucks aus.

Therapie bei sekundärem Bluthochdruck

Wenn eine andere Ursache für die Hypertonie festgestellt wird, wird zunächst die zugrundeliegende Erkrankung therapiert. Manchmal bleibt der Bluthochdruck trotz der Therapie der zugrundeliegenden Ursache bestehen. In diesem Fall wird die Hypertonie wie ein primärer Bluthochdruck behandelt.
 
 

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Medikamente gegen Hypertonie

Im zweiten Schritt der Therapie des Bluthochdrucks werden blutdrucksenkende Medikamente eingesetzt.

Für die medikamentöse Therapie der Hypertonie werden 5 Hauptsubstanzklassen empfohlen:

Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer (ACE-Hemmer)

ACE-Hemmer sind gefäßerweiternde Arzneistoffe, die den Gefäßwiderstand steigern. Sie hemmen die Freisetzung der blutdrucksteigernden Katecholamine Noradrenalin und Adrenalin.

Angiotensin II Rezeptblocker (ARB), AT-1-Rezeptor-Antagonisten, Sartane

ARB blockieren die Wirkung von Angiotensin II (Hormon), das von den Nieren produziert wird. Durch deren Wirkungsblockade wird eine Entspannung der Blutgefäße herbeigeführt, die wiederum für eine Blutdrucksenkung sorgt.

Betarezeptorenblocker (Beta-Blocker)

Dieser Arzneistoff blockiert die Beta-Adrenorezeptoren und hemmt die Ausschüttung des Stress-Hormons Adrenalin und des Neurotransmitters Noradrenalin. Dadurch wird eine Senkung der Ruheherzfrequenz erreicht.

Kalzium-Antagonisten, Kalziumkanalblocker (Calcium Channel Blocker, CCB)

Kalziumkanalblocker erreichen eine Senkung des Bluthochdrucks durch die Verringerung des Einstroms von Kalcium-Ionen in das Innere der Muskelzellen. Dadurch werden die Blutgefäße erweitert und die calciumabhängige Energiebereitstellung für die Kontraktion des Herzmuskels gehemmt.

Thiazide und Thiazid-artige Diuretika wie Chlorthalidon und Idapamid (Diuretika)

Diurektika wirken auf die Nieren und sorgen für eine erhöhte Ausscheidung von Wasser und Elektrolyten. Über den Urin werden vermehrt Salze ausgeschieden, die wiederrum Wasser mit sich „ziehen“. Dadurch wird eine Blutdrucksenkung erreicht.


Der Grenzwert des Blutdrucks für die Pharmakotherapie und deren Einleitung hängt vom Alter und individuellen Risiko des Patienten oder der Patientin ab. In den meisten Fällen wird die Behandlung mit einer Kombination von 2 Medikamenten eingeleitet. Eine Monotherapie wird hingegen nur bei Niedrigrisiko-Patienten und -Patientinnen mit Hypertonie-Grad 1, bei Höchstrisiko-Patienten und -Patientinnen, die mit hochnormalem Blutdruck behandelt werden, und bei älteren, gebrechlichen Betroffenen angewandt. Hier gelangen Sie zur Pocket-Leitlinie zum Management der arteriellen Hypertonie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK).
 
 

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Redaktion journalmed.de

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