Neuer Cannabis-Vollextrakt: gute Schmerzlinderung bei guter Verträglichkeit
Roland FathEin Cannabis-Vollextrakt aus deutscher Produktion macht Hoffnung auf eine verbesserte Versorgung chronischer Rückenschmerz-Patient:innen. Wie bei einer Pressekonferenz auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) in Frankfurt am Main berichtet wurde, nahmen unter 2-mal täglicher, individuell dosierter Einnahme des Extraktes VER-01 Rückenschmerzen innerhalb von 15 Wochen im Schnitt von 6,1 auf 4,0 Punkte auf der numerischen Rating-Skala (NRS) ab. Besonders profitierten Studienteilnehmer:innen mit neuropathischen Schmerzen.
Verbesserte Lebensqualität durch Cannabis-Vollextrakt
Schlafqualität, physische Funktion und Lebensqualität wurden von der Cannabis-Gruppe im Schnitt um 50% höher bewertet als in der Placebogruppe, wie Prof. Dr. Matthias Karst von der Medizinischen Hochschule aus Hannover berichtet hat. Er ist Erstautor der Studie, die in Kürze in der Zeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht werden soll. Die Zulassung des Cannabis-Vollextraktes mit genau definierter Zusammensetzung, in dem nach Angaben des Herstellers sehr stark auf Tetrahydrocannabinol (THC) und Terpene gesetzt wird, wird in Deutschland und Österreich bereits im Juli 2025 erwartet.
Hohe Wirksamkeit bei neuropathischen Schmerzen
„In meinen Augen ist mit dem Medikament ein Durchbruch gelungen“, sagte Dr. Philipp Müller-Schwefe, Leiter des Schmerz- und Palliativzentrums Göppingen und Studienarzt. Vor allem Patient:innen mit neuropathischen Rückenschmerzen, Patient:innen mit bereits lange bestehender Schmerzchronifizierung und Menschen, die aktiv im Leben stünden und keine Medikamente mit starken Nebenwirkungen wie Opioide nehmen möchten, würden von der neuen Therapieoption profizieren.
Selbständige Dosistitration
An der Placebo-kontrollierten Phase-III-Studie nahmen insgesamt 820 Patient:innen mit starken chronischen Rückenschmerzen (NRS-Score ≥ 7) teil, die bisher mit konventionellen Schmerzmitteln behandelt worden sind und dann umgestellt wurden. In einer 3-wöchigen Titrationsphase wählten die Patient:innen selbständig ihre bevorzugte Dosis, die sie morgens und abends einnahmen, im Schnitt 20 mg täglich bis Woche 15 (8 Dosiseinheiten). Nach 15 Wochen betrug der Unterschied beim NRS-Score zwischen Verum und Placebo im Schnitt 1,0 Punkte NRS, bei Patient:innen mit neuropathischen Schmerzen 1,5 Punkte, wie Karst berichtete.
Keine psychotropen Nebenwirkungen
Im weiteren Verlauf der Studie von Woche 15 bis 44 reduzierten die Behandelten die Tagesdosis auf im Schnitt 17 mg (6,8 Dosiseinheiten) bei anhaltender Wirksamkeit. Die Therapie war gut verträglich, es wurden keine psychotropen Nebenwirkungen berichtet und es traten bei Patient:innen, die die Studie vorzeitig beendeten (Drop-out-Rate 17%) keine Entzugssymptome auf.
Quelle:Pressekonferenz „VER-01 – Durchbruch in der Schmerzmitteltherapie Made in Germany“, im Rahmen der Deutschen Schmerz- und Palliativtage 2025, 14. März 2025, Frankfurt/M.; Veranstalter: Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. (DGS) und Fa. Vertanical