Dienstag, 15. Oktober 2024
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Medizin

Seltene Erkrankungen mit Nierenbeteiligung und die Rolle des Komplementsystem

von Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Nadine Kretschmer

Seltene Erkrankungen mit Nierenbeteiligung und die Rolle des Komplementsystem
© Rasi - stock.adobe.com
Bei der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) fanden seltene Erkrankungen mit Nierenbeteiligung ihren Platz im Rahmen eines Lunchsymposium. Dabei standen v.a. das atypische hämolytisch-urämische Syndrom (aHUS), die C3-Glomerulopathie (C3G) und die IgA-Nephropathie (IgAN) im Mittelpunkt. Außerdem ging es um die Frage, wie und warum das Komplementsystem hier eine wichtige Rolle spielt und welche Therapeutika zur Verfügung stehen bzw. sich gerade in der Pipeline befinden.
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Warum schädigt das Komplementsystem die Niere?

Die etwas ernüchternde Antwort von Priv.-Doz. Dr. med. Anja Gäckler auf die Frage, warum die Niere bei Komplement-vermittelten oder -assoziierten Erkrankungen so eine große Rolle spielt, lautete: „So richtig weiß man es gar nicht“. Dennoch ist bekannt, dass in bestimmten Fällen das Komplementsystem über den klassischen Weg, den Lektinweg und/oder den alternativen Weg überaktiviert werden und Gewebe des eigenen Körpers schädigen kann, einschließlich der Nieren. Zu diesen Fällen zählen u.a. Krankheiten wie aHUS, C3G und IgAN. aHUS führt dabei zu einer Störung der Komplementregulation im Bereich des Endothels und zu Fehlregulationen in der Amplifikationsschleife. Bei C3G kann es durch eine Störung der Komplementregulation im Serum zu Ablagerungen von C3 (C5) Abbauprodukten im Glomerulus kommen, die schließlich zur Inflammation, renalen Schädigung und Funktionseinschränkung führen. Bei der IgAN kann das Komplementsystem über den alternativen und/oder Lektin-Weg überaktiviert werden.

Die Rolle der Genetik

Bekannt ist außerdem, dass es eine genetische Komponente gibt, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Durch Trigger wie z.B. Medikamente, Impfungen oder auch eine Schwangerschaft kann das Komplementsystem überaktiviert werden und die Niere schädigen. Diese genetische Prädisposition findet sich v.a. bei aHUS-Patient:innen aber auch bei ca. 20% der C3G-Patient:innen. Daher sollte hier auch immer eine genetische Untersuchung erfolgen, wobei ein negativer Befund nicht bedeuten muss, dass es keine genetische Komponente gibt, da noch nicht alle Marker bekannt sind. Das Ergebnis dieser Analyse dient der Risiko- bzw. Prognoseabschätzung sowie der Beurteilung von Subgruppen.
 
 

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Welche Therapieoptionen stehen (bald) zur Verfügung?

Im Falle von aHUS gelten C5-Inhibitoren, wie Eculizumab, Ravulizumab und Eculizumab Biosimilars, derzeit als Standardtherapie. Ravulizumab zeigte dabei auch nach 2 Jahren ein günstiges Nutzen-Risiko-Profil und bei der Mehrheit der C5i naiven Patient:innen kam es zu einer Verbesserung der eGFR. Bei einer C3G kommt v.a. das CKD-Management (Chronic Kidney Disease Management) zum Einsatz. Aber auch Steroide plus Mycophenolat-Mofetil stehen zur Verfügung. Außerdem zeigten C5-Inhibitoren im off-label use eine gute Wirksamkeit und weitere Komplementinhibitoren, wie Iptacopan, Pelecopan/Danicopan und Pegcetacoplan befinden sich derzeit in der Pipeline. Und auch bei der IgAN kommen mit u.a. Narsoplimab, Vemircopan und Avacopan Komplementansätze zum CKD-Management dazu.

Phase-III-Studie zu Ravulizumab bei IgAN gestartet

Gäckler weist außerdem darauf hin, dass kürzlich eine Phase-III-Studie zu Ravulizumab bei IgAN begonnen hat. Die randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte “Study of Ravulizumab in Immunoglobulin A Nephropathy (IgAN)” (ICAN; NCT06291376) ist ab sofort offen für Patient:innen mit IgAN, die unter Standardtherapie kein ausreichendes Ansprechen zeigten.

Quelle: Symposium „Seltene Erkrankungen mit Nierenbeteiligung – Essentielle Kenntnisse und praxisnahe Tipps zum Komplementsystem und darüber hinaus" am 27. September 2024. Veranstalter: Alexion Pharma Germany


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