Hepatitis A
Dr. rer. nat. med. habil. Eva Gottfried und Nina HaußerDie Infektion mit dem Hepatitis-A-Virus (HAV) führt zu einer Entzündung der Leber. Die Symptome der Infektionskrankheit sind häufig mild, können aber in seltenen Fällen bis zu tödlichem Leberversagen reichen. Die Ansteckung mit dem Virus erfolgt meistens über verschmutzte Lebensmittel und Trinkwasser sowie Fäkalien. Hygiene und Impfung gelten als wichtigste Vorsorge.
Was ist Hepatitis A?
Hepatitis A ist eine akute, durch das Hepatitis-A-Virus (HAV) verursachte Leberentzündung und zählt weltweit zu den häufigsten reiseassoziierten Infektionskrankheiten. Die Erkrankung verläuft immer selbstlimitierend, eine chronische Form tritt nicht auf [1].
Wie häufig ist Hepatitis A und wer ist betroffen?
Das Hepatitis-A-Virus (HAV) ist weltweit verbreitet, und Infektionen treten je nach Region sporadisch, endemisch oder in Form größerer Ausbrüche und Epidemien auf [1]. Länder mit mittlerer oder hoher Endemizität – häufig einkommensschwache Regionen mit unzureichender Sanitär- und Hygienestruktur – weisen besonders hohe Infektionsraten auf, dort machen viele Menschen bereits im Kindes- und Jugendalter eine Infektion durch, oft ohne Krankheitszeichen [1,2]. In diesen Regionen sind bis zu 90% der Kinder vor dem zehnten Lebensjahr infiziert, wobei die Infektion bei jungen Kindern in der Regel asymptomatisch verläuft [2].
In hochentwickelten Industrieländern mit gutem Hygienestandard ist die Erkrankungshäufigkeit in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen [1,2]. Dies hat jedoch dazu geführt, dass immer mehr Jugendliche und Erwachsene keine Immunität aufweisen und somit bei Reisen in Gebiete mit hoher Endemizität ein erhöhtes Infektionsrisiko haben [1].
Wie infiziert man sich mit Hepatitis A?
Die Infektionskrankheit wird vom Hepatitis-A-Virus ausgelöst. Das RNA-Virus wird fäkal-oral, d.h. über After und Mund durch Kontakt- oder Schmierinfektion übertragen. Die Übertragung erfolgt über:
kontaminierte Lebensmittel
verunreinigtes Trinkwasser
verunreinigte Oberflächen und Gegenstände
Kontakt mit Infizierten, insb. Sexualkontakt
Wie verläuft eine Hepatitis-A-Infektion und welche Symptome zeigen sich?
Die Infektion mit dem Hepatitis-A-Virus verursacht eine Entzündung der Leber, die insbesondere bei kleinen Kindern häufig subklinisch oder asymptomatisch verläuft. Bei den meisten Erwachsenen hingegen entwickelt sich eine akute, symptomatische Hepatitis [1]. Zu den frühen Beschwerden gehören unspezifische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Müdigkeit, allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber sowie gelegentlich Durchfall [1,2].
Bei symptomatischen Verläufen kann sich eine ikterische Phase anschließen, die von einer Gelbfärbung der Haut und Augen, Dunkelfärbung des Urins, Hellfärbung des Stuhls und häufig starkem Juckreiz begleitet wird [1]. Begleitend kann eine Lebervergrößerung mit Druckgefühl oder Schmerzen im rechten Oberbauch auftreten, bei etwa 25% der Betroffenen auch eine Milzvergrößerung. Zeichen einer Cholestase sowie selten flüchtige, scharlachähnliche Hautausschläge sind möglich [1].
Die Erkrankung heilt in den meisten Fällen spontan und ohne schwerwiegende Komplikationen aus. In etwa 10–15 % der Fälle wird ein protrahierter cholestatischer Verlauf über Wochen bis Monate beobachtet [1]. Schwere Verläufe mit ausgeprägter Leberentzündung, erheblicher Leberschädigung bis hin zum fulminanten Leberversagen sind selten, treten aber häufiger bei älteren Personen oder bei Menschen mit vorgeschädigter Leber auf.
Wie wird eine Hepatitis A diagnostiziert?
Die Diagnose erfolgt anhand:
Körperlicher Untersuchung
Laborchemischer Untersuchung: Typisch sind deutlich erhöhte Transaminasen und erhöhtes direktes und indirektes Bilirubin
Urinuntersuchung: in der Regel zeigt sich erhöhtes Urobilinogen
Nachweis von Antikörpern: anti-HAV-IgM, anti-HAV-IgG
Der direkte Nachweis von HAV-RNA kann mittels Nukleinsäureamplifikationstechniken (NAT), wie etwa der PCR, aus Stuhl- oder Blutproben erfolgen und gilt als sicherer Beleg für eine akute HAV-Infektion. Eine weiterführende Sequenzierung des HAV-Genoms, die ausschließlich in spezialisierten Laboren durchgeführt wird, kann bei Ausbruchsgeschehen helfen, Infektionsketten nachzuvollziehen.
Wie wird eine Hepatitis-A-Erkrankung behandelt?
Es existiert keine spezifische HAV-Therapie. Die Behandlung dient nur zur Linderung der Symptome und umfasst:
Behandlung von Allgemeinsymptomen wie Erbrechen und Fieber
Strikten Alkoholverzicht
Reduktion sonstiger lebertoxischer Substanzen
Wie kann man sich vor Hepatitis A schützen?
Lebensmittelhygiene-Standards einhalten, insbesondere in Hochrisiko-Gebieten
Sorgfältige Händehygiene
Impfung mit einem Hepatitis-A-Impfstoff
Für wen wird eine Impfung empfohlen?
Ein wirksamer und gut verträglicher Hepatitis-A-Impfstoff steht für Erwachsene und Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr zur Verfügung. Eine zweimalige Impfung ist für die vollständige Immunisierung mit etwa zehn bis 20 Jahren Impfschutz erforderlich. Bereits nach der ersten Impfung besteht ein begrenzter Impfschutz. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt eine Hepatitis-A-Impfung für:
Reisende in Risikogebiete
Personen mit Sexualverhalten mit hoher Infektionsgefährdung (insbes. Männer, die Sex mit Männern haben, MSM)
Personen, die regelmäßig Blutprodukte erhalten, einschließlich intravenös Drogenkonsumierender, Menschen mit Hämophilie sowie Patient:innen mit Lebererkrankungen oder Erkrankungen mit Leberbeteiligung ohne HAV-Antikörper
Bewohner:innen von psychiatrischen Einrichtungen oder vergleichbaren Fürsorgeeinrichtungen
Personal in Gesundheitseinrichtungen, Pflegediensten, Kindertagesstätten u.Ä.
Beschäftigte in Kanalisation und Klärwerk mit direktem Kontakt zu Abwasser
Literatur:
- (1)
RKI-Ratgeber: Hepatitis A, abrufbar unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_HepatitisA.html
- (2)
WHO: Hepatitis A, abrufbar unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hepatitis-a