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Mukoviszidose

Was ist Mukoviszidose?

Mukoviszidose ist eine Multisystemerkrankung, also eine Erkrankung, die mehrere Organsysteme befallen kann. Meist sind die Epithelien der Atemwege, des exokrinen Pankreas (Bauchspeicheldrüse), des Darms, des hepatobiliären Systems und der exokrinen Schweißdrüsen betroffen [1, 2].

Die zystische Fibrose ist eine angeborene Stoffwechselerkrankung, die durch die Ablagerung von dickem, klebrigem und zähem Schleim gekennzeichnet ist. Mit einer Inzidenz zwischen 1:3.300 [3] und 1:4.800 [4] gehört sie zu den seltenen Erkrankungen. Zu den häufigsten Anzeichen und Symptomen der Krankheit gehören eine fortschreitende Schädigung der Atemwege und chronische Verdauungsprobleme.

Zystischer Fibrose liegt eine Dysfunktion bzw. das Fehlen des CFTR-Proteins (Cystic Fibrosis Transmembrane Conductance Regulator) durch eine genetische Mutaion zugrunde. Das CFTR-Protein sitzt auf der Oberfläche von Zellen. Es handelt sich um einen Chloridkanal, der für den Transport von Chlorid-Ionen durch die Zellmembran sorgt.

Mukoviszidose betrifft die Zellen, die Schleim, Schweiß und Verdauungssäfte produzieren. Diese abgesonderten Flüssigkeiten sind bei gesunden Menschen dünnflüssig und haben eine Schmierfunktion. Doch bei Mukoviszidose-Patient:innen führt ein defektes CFTR-Gen zu dickflüssigen, zähen Sekreten. Anstatt als Schmiermittel zu wirken, verstopfen die zähen Sekrete Röhren, Kanäle und Gänge, insbesondere in der Lunge und der Bauchspeicheldrüse.

Typische Manifestationen der Krankheit sind Entzündungen und häufige bakterielle Infektionen der Lunge, eine Gedeihstörung bei exokriner Pankreasinsuffizienz und sekundäre Erkrankungen wie Osteoporose und Diabetes mellitus. Auch andere Organe wie Leber und Gallenwege, männliche Geschlechtsorgane und die oberen Atemwege sind oft betroffen.

Ist Mukoviszidose heilbar?

Obwohl die zystische Fibrose eine nicht heilbare, fortschreitende Erkrankung ist, die tägliche Pflege erfordert, können Mukoviszidose-Patient:innen in der Regel zur Schule gehen und arbeiten. Auch ihre Lebensqualität hat sich in den letzten Jahren, dank Therapien, verbessert.

Bei Menschen mit Mukoviszidose, die zwischen 2017 und 2021 geboren sind, beträgt die mittlere Überlebenszeit 53 Jahre – ein Anstieg um 10 Jahre im Vergleich zu den zwischen 2012 und 2016 Geborenen [5].

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Wie entsteht Mukoviszidose?

Mukoviszidose ist eine Erbkrankheit bei der eine Mutation im CFTR-Gen zu einer Fehlfunktion des Proteins CFTR führt, das die Bewegung von Salz (Chloridionen) in und aus den Zellen reguliert. Die Folge ist klebriger, zäher Schleim in den Atemwegen, im Verdauungstrakt und in den Fortpflanzungsorganen sowie ein erhöhter Salzgehalt im Schweiß der Patient:innen.

Im CFTR-Gen können viele verschiedene Defekte auftreten. Die Art der Genmutation hängt mit dem Schweregrad der Erkrankung zusammen.

Wie wird Mukoviszidose vererbt?

Die zystische Fibrose wird autosomal-rezessiv vererbt. Das heißt, Kinder müssen von jedem Elternteil eine Kopie des Gens, also 2 Allele, erben, um homozygot zu sein und daran zu erkranken. Wenn Kinder nur 1 Kopie (1 Allel) erben sind sie heterozygot und werden keine Mukoviszidose entwickeln. Heterozygote sind jedoch Träger des Allels und könnten das Gen an ihre eigenen Kinder weitergeben.

Wenn beide Elternteile bekanntermaßen heterozygot für ein defektes CFTR-Gen sind, hat jedes Geschwisterkind einer betroffenen Person bei der Zeugung ein Risiko von 25%, von der Krankheit betroffen zu sein, ein Risiko von 50% heterozygot zu sein und eine Chance von 25%, keine der familiären pathogenen Varianten zu erben [1].

Sobald die pathogenen Varianten des CFTR-Gens bei einem betroffenen Familienmitglied identifiziert wurden, sind gezielte Heterozygotentests für gefährdete Verwandte und pränatale/präimplantationsgenetische Tests auf Mukoviszidose möglich.

Was sind die Symptome von Mukoviszidose?

Oft kann Mukoviszidose dank des Neugeborenen-Screenings innerhalb des 1. Lebensmonats diagnostiziert werden, bevor sich Symptome entwickeln.

Die Anzeichen der Mukoviszidose variieren je nach Schweregrad der Erkrankung. Selbst bei ein und derselben/demselben Patient:in können sich die Symptome im Laufe der Zeit verschlechtern oder verbessern. Bei manchen Betroffenen treten die Symptome erst im Teenageralter oder im Erwachsenenalter auf. Patient:innen bei denen die Diagnose erst im Erwachsenenalter gestellt wird, haben in der Regel einen milderen Verlauf der Krankheit und leiden eher an atypischen Symptomen wie wiederkehrenden Schüben einer Infektion der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), Unfruchtbarkeit und wiederkehrenden Infektionen der Lunge.

Mukoviszidose-Patient:innen haben einen höheren Salzgehalt in ihrem Schweiß als gesunde Menschen. Die meisten anderen Anzeichen und Symptome von Mukoviszidose betreffen die Atemwege und das Verdauungssystem.

Atemwege

Der klebrige, zähe Schleim, der mit Mukoviszidose einhergeht, verstopft die Atemwege, die die Luft in die Lunge und aus der Lunge befördern. Dies kann Anzeichen und Symptome wie folgende hervorrufen:

  • anhaltender Husten, der zähen Schleim (Sputum) produziert

  • Keuchen

  • Probleme bei körperlicher Anstrengung

  • wiederholte Infektionen der Lunge

  • entzündete Nasengänge oder eine verstopfte Nase

  • wiederkehrende Nasennebenhöhlenentzündung

Verdauung

Der zähe Schleim kann auch den Transport von Verdauungsenzymen von der Bauchspeicheldrüse zum Dünndarm hemmen. Ohne diese Verdauungsenzyme ist der Darm nicht in der Lage, die Nährstoffe aus der Nahrung vollständig aufzunehmen. Das Ergebnis ist oft:

  • übel riechender, fettiger Stuhlgang

  • schlechte Gewichtszunahme und schlechtes Wachstum

  • Verstopfung des Darms, insbesondere bei Neugeborenen (Mekoniumileus)

  • chronische oder schwere Verstopfung, die mit häufigem Strampeln beim Stuhlgang einhergehen kann und schließlich dazu führt, dass ein Teil des Enddarms aus dem Anus herausragt (Rektumprolaps)

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Wie wird Mukoviszidose diagnostiziert?

Neugeborenen-Screening

Durch das generelle Neugeborenen-Screening (NBS) auf Mukoviszidose wird die Erkrankung bei vielen Mukoviszidose-Patient:innen bereits vor dem Auftreten der ersten Symptome diagnostiziert, wodurch früh mit der Behandlung begonnen werden kann.

Beim NBS auf Mukoviszidose wird dem Neugeborenen Blut aus der Ferse entnommen. Die Blutprobe wird anschließend auf erhöhte Werte von immunreaktivem Trypsin (IRT) und Pankreatitis-assoziiertem Protein (PAP) untersucht. Ein auffälliges Ergebnis liegt vor, wenn der IRT-Wert so hoch ist wie die obersten 1% der Werte im durchführenden Labor oder noch höher. Die IRT-Werte eines Neugeborenen können jedoch auch aufgrund einer Frühgeburt oder einer stressigen Entbindung erhöht sein. Aus diesem Grund können weitere Tests erforderlich sein, um die Diagnose einer Mukoviszidose zu bestätigen [6].

Schweißtest

Bei einem auffälligen IRT-Wert sollte im Anschluss ein Schweißtest durchgeführt werden. Dabei wird der Schweiß auf einen erhöhten Salzgehalt bzw. auf eine erhöhte Konzentration an Chlorid-Ionen überprüft. Der Schweißtest kann ab dem 3. Lebenstag, optimal ab dem 10. Lebenstag, bei Kindern mit einem Körpergewicht > 2000g durchgeführt werden. Chloridwerte über 60 mmol/l bestätigen den Verdacht auf Mukoviszidose. Werte zwischen 30 und 59 mmol/l gelten als grenzwertig und können eine Wiederholung des Tests oder weitere Untersuchungen erforderlich machen [6].

Gentest

Nach einem auffälligen Schweißtest, sowie einem auffälligen IRT-Wert im Rahmen des NBS sollte eine eine genetische Diagnostik veranlasst werden. Dabei ihnen können mögliche Mutationen des Gens CFTR festgestellt werden.

Tests bei älteren Kindern und Erwachsenen

Mukoviszidose-Tests können für ältere Kinder und Erwachsene empfohlen werden, die bei der Geburt nicht untersucht wurden. Genetische Untersuchungen und Schweißtests für Mukoviszidose sind möglich, wenn Patient:innen wiederkehrende Anfälle einer entzündeten Bauchspeicheldrüse, Nasenpolypen, chronische Nasennebenhöhlen- oder Lungeninfektionen, Bronchiektasen oder männliche Unfruchtbarkeit haben. Bei einer klinischen Verdachtsdiagnose auf Mukoviszidose sollte zuerst ein Schweißtest und bei einem Schweißchlorid ≥ 30 mmol/l eine genetische Diagnostik erfolgen [6].

Wie erfolgt die Therapie bei Mukoviszidose?

Es gibt keine Heilung für Mukoviszidose, aber eine Reihe von Behandlungen kann helfen, die Symptome zu kontrollieren, Komplikationen zu verhindern oder zu verringern und das Leben mit der Krankheit zu erleichtern.

Zu den Zielen der Behandlung gehören:

  • Vorbeugung und Kontrolle von Infektionen, die in der Lunge auftreten

  • Entfernen und Lösen von Schleim in der Lunge

  • Behandlung und Vorbeugung von Darmblockaden

  • angemessene Ernährung

Medikamentöse Therapien der zystischen Fibrose:

  • Medikamente, die auf Genmutationen abzielen: CFTR-Modulatoren wie Ivacaftor sollen die Funktion der fehlerhaften CFTR-Proteine verbessern

  • Antibiotika zur Behandlung und Vorbeugung von Lungeninfektionen

  • entzündungshemmende Medikamente, um Schwellungen in den Atemwegen der Lunge zu lindern

  • schleimverdünnende Medikamente, wie hypertonische Kochsalzlösung, die beim Abhusten des Schleims helfen

  • inhalative Medikamente (Bronchodilatatoren) die dazu beitragen können, die Atemwege offen zu halten, indem sie die Muskeln um die Bronchien entspannen

  • Pankreasenzyme, die dem Verdauungstrakt helfen, Nährstoffe aufzunehmen

  • Stuhlweichmacher zur Vorbeugung von Verstopfung

  • säurereduzierende Medikamente, damit die Pankreasenzyme besser wirken können

  • spezifische Medikamente gegen Diabetes oder Lebererkrankungen, falls erforderlich

Auch körperliche Aktivität und die Anwendung von Atemwegstechniken können empfohlen werden, um den zähen Schleim aus der Lunge zu entfernen.

Patienten-FAQ

Häufig gestellte Fragen zum Thema Mukoviszidose

Rund um das Thema Mukoviszidose stellen sich für Betroffene und Angehörige oft viele Fragen: zur Diagnose, zu Behandlungsmöglichkeiten, zu Nebenwirkungen oder zum Alltag mit der Erkrankung. In dieser Patienten-FAQ finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen.

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Literatur:

(1)

Savant A et al. Cystic Fibrosis. In: Adam MP, Everman DB, Mirzaa GM, Pagon RA, Wallace SE, Bean LJH, Gripp KW, Amemiya A, editors. GeneReviews®. Seattle (WA): University of Washington, Seattle; 1993–2022. PMID: 20301428.

(2)

Hammermann J. et al. S3-Leitlinie Mukoviszidose bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren, Diagnostik und Therapie, abrufbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/026-024, letzter Zugriff: 20.08.2025.

(3)

WHO. The molecular genetic epidemiology of cystic fibrosis. 2004 14.2.2017.

(4)

Sommerburg, O. et al. (2015) Five years of experience with biochemical cystic fibrosisnewborn screening based on IRT/PAP in Germany. Pediatr Pulmonol, 2015. 50(7): p.655-64.

(5)

Cystic Fibrosis Foundation Patient Registry. 2021. 2021 Cystic Fibrosis Foundation Patient Registry Highlights Report. Bethesda, Maryland, abrufbar unter: https://www.cff.org/sites/default/files/2021-11/Patient-Registry-Annual-Data-Report.pdf, letzter Zugriff: 20.08.2025.

(6)

Naehrlich L. et al. S2-Konsensus-Leitlinie „Diagnose der Mukoviszidose“ (AWMF 026-023) unter Federführung der Gesellschaft für Pädiatrischen Pneumologie, abrufbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/026-023, letzter Zugriff: 20.08.2025.