Sonntag, 28. April 2024
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Gesundheitspolitik

Ambulantisierung: Die Lage für Krankenhäuser ist zunehmend kritisch

Ambulantisierung: Die Lage für Krankenhäuser ist zunehmend kritisch
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Der Druck auf Krankenhäuser in Deutschland, operative Eingriffe ambulant zu erbringen und die nötigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, nimmt weiter zu. Noch immer erfolgen über zwei Drittel der ambulant durchzuführenden Operationen stationär. Das ergab eine Analyse des auf OP-Management spezialisierten Beratungsunternehmens digmed. Für die aktuelle Untersuchung wurden knapp zwei Millionen OP-Daten für das Jahr 2022 aus rund 200 Krankenhäusern ausgewertet und mit Vorjahreswerten verglichen.

Krankenhäusern droht das Vergütungs-Chaos

„Die Lage für die Krankenhäuser ist zunehmend kritisch“, sagt Anästhesist Dr. Enno Bialas, Geschäftsführer von digmed. Halten sich die Krankenhäuser nicht an die im AOP-Katalog (Katalog Ambulant durchführbarer Operationen) definierten Operationsarten, droht das Ausbleiben der Leistungsvergütung durch die Krankenkassen. Dies kann Krankenhäuser schnell in eine finanzielle Schieflage bringen. Stationsschließungen drohen. Krankenhäuser können medizinisch begründen, warum ambulante Operation stationär erbracht werden. Das gilt jedoch nur für zu prüfende Einzelfälle. Grundsätzlich dürfen nur dann stationär behandelt werden, wenn eine anderweitige Behandlungsform nicht das gewünschte Ergebnis bringen kann.

Gesetzgeber und Krankenkassen wollen mehr ambulante Operationen

Spätestens seit dem Gutachten des IGES-Instituts für die Kassenärztliche Bundesvereinigung, den GKV-Spitzenverband und die Deutsche Krankenhausgesellschaft ist bekannt, wohin die Reise geht: Das Gutachten empfiehlt rund 2.500 medizinische Leistungen, die zusätzlich in den bestehenden AOP-Katalog, aufgenommen werden sollten. Das entspricht nahezu einer Verdoppelung der möglichen ambulanten Leistungen von Kliniken. Der Gesetzgeber hat mit der Krankenhausreform inzwischen Fakten geschaffen.

„Viele Krankenhäuser haben bisher aus strategischen Gründen mit dem Systemwechsel gewartet, vielleicht zu lange.“, sagt Olga Karaca, Leiterin Forschung & Entwicklung bei digmed. Wie gut einzelne Krankenhäuser auf die neue Lage vorbereitet sind, variiere stark. „Nicht alle haben einen Plan in der Schublade, wie das Potenzial der ambulanten Behandlungen schnell und sinnvoll gehoben werden kann.“
 
 

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Erschienen am 18.07.2023Der Kassenärzte-Chef fordert, die Zahl der Klinik-Operationen deutlich zu reduzieren und die Möglichkeiten für ambulante Behandlungen auszuweiten.

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Leichter Trend zu mehr ambulanten Operationen erkennbar?

Die Zahl der AOP-Operationen hat im Vergleich zwischen den Erhebungsjahren 2019 und 2022 leicht zugenommen. Sind 2019 30% der ambulant durchzuführenden Operationen auch tatsächlich ambulant erfolgt, waren es 2022 33%. „Einen Trend nach oben für ambulante Operationen schließen wir nicht aus, aber solange rund 10% der Operationen sowohl 2019 als auch 2022 gar nicht klassifiziert oder für die Analyse nutzbar sind, liegt da noch eine große Schwankungsbreite nach oben oder unten“, so Karaca weiter. Dem gegenüber stünden dann aber immer noch 56% der Operationen, die nicht entsprechend den AOP-Katalogvorgaben durchgeführt werden.

Quelle: digmed GmbH


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