Samstag, 27. April 2024
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Medizin

Hautscreening-Apps: Ergänzung der Versorgung oder Geschäftsmodell?

Hautscreening-Apps: Ergänzung der Versorgung oder Geschäftsmodell?
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Hautscreening-Apps ermöglichen eine schnelle Diagnose durch das Hochladen von Bildern. Diese Apps nutzen Künstliche Intelligenz oder die Expertise von Dermatolog:innen zur Beurteilung von Hautveränderungen. Trotzdem sehen Expert:innen die Präsenzuntersuchung als überlegen an und warnen vor einer ausschließlichen Diagnose durch Apps.

Hautscreening-Apps: Schnelle Diagnose durch KI oder Dermatolog:innen

Eine unklare Hautveränderung löst bei vielen Menschen Angst aus, es könnte sich um Hautkrebs handeln. Eine möglichst schnelle Diagnose soll Klarheit bringen. Doch zwischen dem Zeitpunkt der Entdeckung und der Diagnose in der Hautarztpraxis vergehen oft Wochen. Abhilfe versprechen in dieser Situation Hautscreening-Apps, die zum Teil bereits von gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden. Einfach ein paar Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven der verdächtigen Hautstelle anfertigen, hochladen – und wenige Stunden später kommt die Diagnose, entweder von Dermatolog:innen, die die Fotos beurteilen und/oder durch Künstliche Intelligenz (KI), mit der manche App arbeitet.

Präzisere Diagnosen durch Präsenzuntersuchungen in der Hautarztpraxis

Doch Vorsicht: „Wir sehen die Beurteilung allein per Hautcheck-App von neu aufgetretenen oder veränderten Muttermalen – also denjenigen Hautveränderungen, die in der Regel die meisten Sorgen wegen schwarzem Hautkrebs bereiten – sehr kritisch“, warnt Dr. Ralph von Kiedrowski Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (BVDD). Studien haben gezeigt, dass die Präsenzuntersuchung in der Hautarztpraxis der telemedizinischen per App überlegen ist. „In der Praxis können wir den ganzen Patienten berücksichtigen und auch Rückfragen stellen, außerdem steht uns die Auflichtmikroskopie zur Verfügung“, so Dr. von Kiedrowski.
 
 

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KI ist noch kein Facharztstandard

Die S2k-Leitlinie „Teledermatologie“ des BVDD und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) empfiehlt, dass die Primärdiagnostik beim Verdacht auf hellen oder schwarzen Hautkrebs auf der Basis teledermatologischer Befunde zwar erwogen werden kann, aber nur, wenn die morphologischen Befunde klinisch eindeutig sind und die notwendigen zusätzlichen anamnestischen und klinischen Angaben erhoben werden können. Die Primärdiagnostik allein aufgrund von KI-Lösungen soll nicht erfolgen. „Künstliche Intelligenz (KI) bei der Diagnose von Hautkrebs ist sicherlich ein Thema in der nahen Zukunft. Momentan ist KI jedoch noch kein Facharztstandard“, betont der BVDD-Präsident.

Lücke zwischen digitaler und analoger Versorgung

Auswirkungen auf die Arbeit in der Niederlassung haben aber bereits heute die Befunde von Diagnose-Apps. „So stellt sich die Frage, ob eine von einer App ausgewiesene Dringlichkeit beachtet werden muss oder ob der Patient nicht doch erst nach Wochen einbestellt werden kann“, so Dr. von Kiedrowski. Entscheidend ist zudem, dass Patient:innen, die Apps und KI nutzen, auch den Weg in die Versorgung finden, wenn dieser notwendig ist. „Denn ein Befund, der nicht weiterführt, ist ein großes Problem“, stellt der BVDD-Präsident klar. Geschäftsmodelle, bei denen per Hautcheck-App Bagatellfälle gegen eine privat zu zahlende Gebühr rasch geklärt werden können, gleichzeitig aber die schwierigen Fälle dann in die schlechter vergütete Regelversorgung geschoben werden, lehnt der BVDD ab. „Hier müssen faire Lösungen gefunden werden, um die Lücke zwischen digitaler und analoger Versorgung schließen zu können“, fordert Dr. von Kiedrowski.

Über die Qualität und die Grenzen der Hautscreening-Apps diskutieren Expert:innen von BVDD und DDG auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am 1. März 2024 im Rahmen der DERMATOLOGIE kompakt + praxisnah (1. bis 3. März 2024) in Wiesbaden.

Quelle: Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V.



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