Verbesserte Betazellfunktion und verzögerte Magenentleerung
Mit komplementären Wirkmechanismen verbessern sowohl GLP-1-Rezeptoragonisten als auch Basalinsulin die Betazellfunktion. Ein wesentlicher Aspekt der Wirkung von GLP-1-Rezeptoragonisten ist darüber hinaus die verzögerte Magenentleerung, die zur Glättung des Blutzuckerprofils beiträgt (4). „Gilt es bei einem Patienten insbesondere postprandiale Blutzuckerwerte zu senken, eignen sich insbesondere kurzwirksame GLP-1-Rezeptoragonisten wie Lixisenatid“ (5), so Meier. Lixisenatid adressiert dabei nicht nur primär die auf die Injektion folgende Mahlzeit, sondern auch Mahlzeiten im weiteren Tagesverlauf (6). „Die Kombination aus Basalinsulin und GLP-1-Rezeptoragonist (Suliqua
®) kann daher eine Option sein, wenn bei Menschen mit Typ-2-Diabetes mit einer BOT keine zufriedenstellende Blutzuckerkontrolle mehr möglich ist“, erklärte Meier.
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Effektivere HbA1c-Senkung unter iGlarLixi vs. Insulin glargin 100 E/ml
In der zulassungsrelevanten LixiLan-L-Studie wurde das Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil von iGlarLixi zusätzlich zu einer Metformin-Therapie untersucht. Eingeschlossen waren über 700 erwachsene Patienten mit Typ-2-Diabetes, deren HbA1c unter einer BOT zwischen 7,5% und 10% lag. In einer 6-wöchigen Run-in-Phase wurde zunächst die Einstellung des Nüchternblutzuckers mit Insulin glargin 100 E/ml optimiert, anschließend wurden die Patienten, deren Nüchternblutzucker ≤ 140 mg/dl war bei einem HbA1c von 7 bis 10%, auf iGlarLixi umgestellt oder die Behandlung mit Insulin glargin 100 E/ml fortgesetzt (2).
Nach 30 Wochen profitierten Patienten unter iGlarLixi von einer signifikant stärkeren Senkung ihrer HbA1c-Werte als unter Insulin glargin 100 E/ml (p < 0,0001), beide mit oder ohne Metformin gegeben. Unter iGlarLixi erreichten außerdem signifikant mehr Patienten einen HbA1c-Wert von unter 7% als unter Insulin glargin 100 E/ml ohne GLP-1-Rezeptoragonist (54,9% vs. 29,6%; 95%-KI: 18,9 bis 32,1; p < 0,0001) (2). „Die verbesserte Blutzuckerkontrolle unter iGlarLixi spiegelte sich auch in einem günstigeren 7-Punkte-Blutzuckertagesprofil wider. Dabei kamen am Studienende vergleichbare
Basalinsulindosen unter iGlarLixi und Insulin glargin 100E/ml zum Einsatz“ (2), so Meier. Die bessere Einstellung war dabei nicht mit
höheren Hypoglykämieraten assoziiert: Inzidenz und Rate an Hypoglykämien waren für iGlarLixi und Insulin glargin 100 E/ml vergleichbar.
Das galt auch für die Gesamtrate an unerwünschten Ereignissen. Unter iGlarLixi traten zwar mehr gastrointestinale Nebenwirkungen auf, diese führten jedoch nur selten zum Therapieabbruch (2). iGlarLixi hatte außerdem einen günstigen Einfluss auf das Gewicht: Unter der Fixkombination nahmen die Patienten leicht ab (-0,7 kg), während sie unter dem Basalinsulin leicht an Gewicht zulegten (+0,7 kg), wodurch sich ein signifikanter Gewichtsvorteil von -1,4 kg zugunsten von iGlarLixi zeigte (95%-KI: -1,9 bis -0,9; p < 0,0001) (2).
Auch Patienten mit langjährigem Typ-2-Diabetes profitieren
Eine von Prof. Dr. Jochen Seufert, Freiburg, im Rahmen der DDG Jahrestagung 2021 präsentierte Subanalyse der LixiLan-L-Studie zeigte, dass die effektivere Wirkung von iGlarLixi praktisch unabhängig vom Ausgangs-HbA1c sowie der Diabetesdauer zu Studienbeginn war: Patienten, deren Typ-2-Diabetes schon seit > 15,7 Jahren bestand, erreichten eine vergleichbare HbA1c-Senkung wie Patienten mit einer Diabetesdauer von ≥ 7,3 Jahren. Darüber hinaus war bei Patienten mit langjährigem Diabetes die Hypoglykämierate unter iGlarLixi niedriger als unter Insulin glargin 100 E/ml (7). Daraus zog Seufert folgenden Schluss: „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass iGlarLixi das erhöhte Hypoglykämierisiko, das bei Patienten mit langjährigem Typ-2-Diabetes festgestellt wurde, verringern könnte“ (8, 9).
Vergleich von iGlarLixi mit Basal-Bolus-Therapie bei Typ-2-Diabetes
Dass iGlarLixi auch Vorteile beim Vergleich mit einer Basal-Bolus-Therapie (BOTplus 1-mal täglich Zugabe von prandialem Insulin oder ICT 3-mal täglich Zugabe von prandialem Insulin) hat, zeigt ein weiteres bei der DDG Jahrestagung 2021 vorgestelltes Poster: In der Studie wurden mittels Propensity-Score-Matching Patienten verglichen, die im Rahmen von LixiLan-L mit iGlarLixi ± Metformin behandelt wurden, oder in der GetGoal Duo-2-Studie Insulin glargin 100 E/ml + Insulinglulisin ± Metformin erhielten: Die Behandlung mit iGlarLixi führte im Vergleich zur Basal-Bolus-Therapie (BOTplus/ICT) zu einer effektiveren Senkung von HbA1c und Gewicht und war mit signifikant weniger Hypoglykämien pro Patientenjahr assoziiert – sowohl insgesamt als auch nachts (p jeweils < 0,0001). Außerdem erreichten unter iGlarLixi mehr Patienten ihre individuellen Behandlungsziele wie zum Beispiel einen HbA1c unter 7%, aber auch der Anteil an Patienten, die den kombinierten Endpunkt HbA1c < 7%, keine Hypoglykämien und keine Gewichtszunahme erreichten, war unter iGlarLixi höher als unter den Basal-Bolus-Regimen (BOTplus/ICT) (3).
Kombination Basalinsulin plus GLP-1-Rezeptoragonist – Leitlinien
Die aktuelle Nationale Versorgungs-Leitlinie Typ-2-Diabetes charakterisiert die (Fix-)Kombination von Basalinsulin und GLP-1-Rezeptoragonist so: Einfacher Beginn, einfache Dauertherapie, weniger Insulinbedarf, weniger starke Gewichtszunahme bzw. Gewichtsneutralität bei mäßigen gastrointestinalen Nebenwirkungen (vor allem initial) (10). Die DDG-Praxisempfehlungen sehen für die fixe Kombination von langwirkendem Insulin plus GLP-1-Rezeptoragonist Vorteile im Vergleich zu einer intensivierten Insulintherapie mit prandialem und basalem Insulin mit Blick auf die Therapieadhärenz, die Rate an Hypoglykämien, den Gewichtsverlauf und den Verbrauch an Insulin (11).