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Medizin

Gonarthrose: Chronische Gelenkerkrankung mit hoher Prävalenz

Kniearthrose – medizinisch als Gonarthrose bezeichnet – ist eine chronische degenerative Gelenkerkrankung. Sie betrifft etwa ein Viertel der erwachsenen Bevölkerung und ist damit eine Volkskrankheit. Im Verlauf der Gonarthrose kommt es zu einem schrittweisen Abbau des Knorpels und anderer Strukturen im Kniegelenk. Der Knorpel fungiert dabei als Puffer zwischen den Knochen von Oberschenkel und Unterschenkel und ermöglicht eine schmerzfreie und reibungslose Bewegung des Gelenks. Wird dieser Knorpel beschädigt oder abgenutzt, reiben die Knochen direkt aufeinander, was zu starken Schmerzen führt. Diese Reibung löst Entzündungen aus, die die Beweglichkeit zunehmend einschränken und im schlimmsten Fall zum Funktionsverlust des Gelenks führen können.

Schleichender Verlauf mit zunehmender Mobilitätseinschränkung

Die Erkrankung entwickelt sich in der Regel schleichend und verläuft über Jahre mit wiederkehrenden entzündlichen Schüben. Dies führt zu einer stetigen Verschlechterung der Lebensqualität und Mobilität der Betroffenen. Die Patient:innen erleben zunehmend Einschränkungen in alltäglichen Bewegungsabläufen und können sich weniger frei bewegen. Besonders gefährdet sind Frauen, ältere Menschen sowie solche mit Übergewicht, Fehlstellungen des Knies oder früheren Knieverletzungen. Gonarthrose ist nicht heilbar, lässt sich aber durch eine individuell abgestimmte Therapie wirkungsvoll behandeln.

Ein zentrales Anliegen der Leitlinie ist es, Patient:innen zu befähigen, ihre Behandlung aktiv mitzugestalten. Ärzt:innen sollen sie dabei unterstützen, ihre Rolle im Therapieprozess zu verstehen und anzunehmen.

Die wichtigsten Aspekte der aktiven Patientenrolle im Überblick:

  • Aufklärung und Eigenverantwortung: Patient:innen sollen durch gezielte Aufklärung und Motivation aktiv in die Behandlung eingebunden werden. Ziel ist es, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der Therapieerfolg maßgeblich von ihrer Mitwirkung und Eigenverantwortung abhängt.

  • Informieren und Akzeptieren: Es ist wichtig, dass Betroffene sich darüber im Klaren sind, dass sie langfristig mit ihrer Erkrankung leben müssen. Sie sollen lernen, mit den damit verbundenen Herausforderungen umzugehen, ohne den Lebensmut zu verlieren. Ein realistisches Verständnis über den typischen Verlauf – geprägt von Phasen der Besserung und Verschlechterung – hilft dabei, die Erkrankung zu akzeptieren und langfristig positiv zu bewältigen.

  • Therapieansatz: In vielen Fällen handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die nicht zwingend operativ behandelt werden muss. Vorrangig kommt eine konservative Therapie zum Einsatz, insbesondere durch gezielte Physiotherapie – oftmals über viele Jahre hinweg als tragende Säule der Behandlung.

  • Konservative Maßnahmen: Im Mittelpunkt stehen bewegungstherapeutische Ansätze, die Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit fördern. Diese individuellen Trainingsprogramme tragen entscheidend zur Funktionsverbesserung und Schmerzreduktion bei.

  • Gesunder Lebensstil und Prävention: Ein aktives Gewichtsmanagement ist essenziell, insbesondere zur Entlastung der Gelenke bei Übergewicht. Empfohlen werden eine überwiegend pflanzliche, ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige körperliche Aktivität – beispielsweise durch Gehen oder Radfahren.

  • Vermeidung ungünstiger Belastungen: Kniebelastende und unphysiologische Bewegungen im Alltag, Beruf oder beim Sport sollten nach Möglichkeit vermieden werden, um eine zusätzliche Schädigung der Gelenkstrukturen zu verhindern.

Neben der Patientenaufklärung und Mitentscheidung gibt es folgende Neuerungen im Überblick:

  • Individuelle Therapie statt Einheitslösung: Alter, Lebenssituation und persönliche Ziele der Patient:innen werden stärker berücksichtigt.

  • Nachhaltigkeit im Fokus: Erstmals fließen auch umwelt- und ressourcenschonende Aspekte in die Bewertung von Behandlungsmöglichkeiten ein.

  • Medikamentöse Therapie: Hier werden wissenschaftlich fundierte Hilfestellungen gegeben, die den behandelnden Ärzt:innen helfen sollen, Wirkungsstärken realistisch einzuschätzen und die Risiken von Medikationsfehlern und Nebenwirkungen zu senken.

  • Tapes und Manuelle Therapie: als neue Kapitel hinzugefügt

  • Allgemeine Knieendoprothetik: In diesem neu erstellten Kapitel werden die Indikationsstellung, Risikofaktoren- und perioperatives Management (Zeitraum des operativen Eingriffs), unterstützende Technologien, Metallhypersensitivität und Mindestmengen behandelt.

  • Patientenleitlinie: Erstmalig wurde eine Patientenleitlinie erstellt, um die Information der Patient:innen zu verbessern.

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Quelle:

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) e.V.

Literatur:

(1)

Leitlinie Gonarthrose: Prävention und Therapie der Gonarthrose. Entwicklungsstufe: S3 | Stand: 31. Juli 2024AWMF-Registernummer: 187 – 050.