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Prävention zeigt geschlechtsspezifische Vorteile bei Frauen

Nachweislich profitieren insbesondere Frauen mit vorangegangenem Gestationsdiabetes von strukturierten Lebensstilprogrammen. Darüber hinaus zeigte sich in der Lebensstilgruppe insgesamt ein geschlechtsspezifischer Vorteil: Frauen berichteten häufiger von einer dauerhaft verbesserten gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Zudem traten mikrovaskuläre Komplikationen wie Retinopathie und Nephropathie bei ihnen seltener auf – möglicherweise aufgrund eines höheren Nutzens oder einer konsequenteren Umsetzung der Maßnahmen. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung präventionsorientierter Programme, die unterschiedliche Lebensrealitäten – etwa bei familiärer Verantwortung – berücksichtigen. Erste gesundheitsökonomische Auswertungen weisen zudem auf ein günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis langfristiger Prävention hin [1].

Besonders 25- bis 44-Jährige profitieren von Metformin-Prävention

Daten aus der Diabetes Prevention Program (DPP) Study zeigen: Bereits innerhalb von drei Jahren ließ sich durch eine intensive Lebensstilintervention die Diabetesinzidenz um 58% und durch Metformin um 31% im Vergleich zur Placebogruppe senken [2]. Die jetzt veröffentlichten Langzeitdaten der DPP Outcomes Study (DPPOS) bestätigen diesen Effekt auch nach 21 Jahren [1]. Teilnehmende der Lebensstilgruppe waren langfristig 24% seltener von Typ-2-Diabetes betroffen. Bei der Hälfte von ihnen konnte die Erkrankung um 3,5 Jahre hinausgezögert werden. In der Metformin-Gruppe reduzierte sich das Diabetesrisiko um 17%, das diabetesfreie Leben verlängerte sich bei der Hälfte der Teilnehmenden um 2,5 Jahre. Dabei zeigte sich ein differenziertes Bild: Während Lebensstilmaßnahmen über alle Altersgruppen hinweg wirksam waren, profitierte insbesondere die Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen von Metformin.

Multimorbides Zeitalter erfordert gezielte Prävention

Chronische Erkrankungen treten nicht nur häufiger auf, sondern beginnen auch früher und betreffen zunehmend mehrere Organsysteme gleichzeitig. Dieses Muster kennzeichnet das sogenannte multimorbide Zeitalter, das sich durch eine steigende Lebenserwartung, soziale Ungleichheit und eine frühere Krankheitsmanifestation auszeichnet – so das Ergebnis einer aktuellen Analyse in Nature [3]. Der steigende Bedarf an wirksamer Vorsorge ist unübersehbar. Bleibt strukturelle Prävention aus, wird Typ-2-Diabetes künftig nicht nur früher auftreten, sondern vermehrt mit weiteren chronischen Erkrankungen einhergehen. Diese Entwicklung birgt das Risiko, die Belastungsgrenze der Versorgungssysteme zu überschreiten.

Strukturelle Prävention braucht politische Verbindlichkeit

Vor diesem Hintergrund mahnen DDG und DANK politische Verantwortung an. Prävention müsse verbindlich in die Versorgungsrealität integriert werden – mit Rahmenbedingungen, die gesundheitsförderndes Verhalten unabhängig von sozioökonomischer Lage ermöglichen. Die Wirkung effektiver Maßnahmen sei belegt, entscheidend sei nun deren Umsetzung. Ein von DANK vorgelegtes 6-Punkte-Programm [4] benennt konkrete Schritte:

  • eine Sonderabgabe auf stark zuckergesüßte Getränke

  • steuerliche Anreize für gesunde Ernährung

  • Bewegungsförderung bei Kindern

  • verbindliche Standards für die Gemeinschaftsverpflegung in Bildungseinrichtungen

  • ein verpflichtender Nutri-Score

  • strengere Werberegeln für ungesunde Kinderprodukte

Ziel ist eine Infrastruktur, die Prävention im Alltag erleichtert – und damit langfristig Erkrankungen verhindert, bevor sie entstehen.

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Quelle:

Deutsche Diabetes Gesellschaft

Literatur:

(1)

Knowler WC et al. (2025) Long-term effects and effect heterogeneity of lifestyle and metformin interventions on type 2 diabetes incidence over 21 years in the US Diabetes Prevention Program randomized clinical trial, Lancet Diabetes & Endocrinology, DOI: 10.1016/S2213-8587(25)00022-1

(2)

Diabetes Prevention Program (DPP) Research Group (2002): The Diabetes Prevention Program (DPP): description of lifestyle intervention, Diabetes Care, DOI: 10.2337/diacare.25.12.2165

(3)

Gregg EW et al. (2025) Multiple long-term conditions as the next transition in the global diabetes epidemic, Communications Medicine, DOI: 10.1038/s43856-025-00742-9

(4)

6-Punkte-Plan zur Bundestagswahl, abrufbar unter: https://www.dank-allianz.de/pressemeldung/vor-bundestagswahl-dank-legt-6-punkte-plan-fuer-praeventionswende-vor.html