Donnerstag, 18. April 2024
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Videosprechstunde: Trotz hoher Qualität viel zu selten

Videosprechstunde: Trotz hoher Qualität viel zu selten
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Die Pandemie offenbarte die Bedeutung von Telemedizin im Kontext einer gesicherten Gesundheitsversorgung der Bevölkerung. Dennoch gelang es in der vertragsärztlichen Versorgung bislang nicht, Videosprechstunden flächendeckend zu etablieren. Dies belegen offizielle Zahlen: Laut Zentralinstitut für kassenärztliche Versorgung (1) wurden im Jahr 2021 knapp 3,5 Millionen Videosprechstunden abgerechnet. Das sind 0,6% der jährlich 553 Millionen Behandlungsfälle (2). Eine kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag (3) offenbart zudem, dass 27.000 Vertragsärzt:innen (3) im ersten Quartal 2022 eine Videosprechstunde durchführten; das sind lediglich 15% der insgesamt mehr als 180.000 (4) Vertragsärzt:innen.

Viele Patient:innen sehen Videosprechstunde positiv

Diesem geringen Angebot steht ein hohes Interesse auf Patient:innenseite gegenüber. So belegt eine aktuelle, internetrepräsentative Umfrage (5) von eye square im Auftrag des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes, dass 75% der Nutzer:innen von Videosprechstunden diese eher oder sehr wahrscheinlich erneut nutzen, während 45% der Nicht-Nutzer:innen sich eine künftige Nutzung grundsätzlich vorstellen können. Eine interne, stichprobenartige Befragung des Telemedizinunternehmens Medgate zeigt ebenfalls die hohe Zufriedenheit der Anwender:innen und offenbart, was Patient:innen an videobasierten Arztbesuchen schätzen: Die einfache Terminbuchung (97%), die Möglichkeit zur Vereinbarung eines Wunschtermins (95%) und die geringe Wartezeit (83%). Nutzer:innen der Medgate-Videosprechstunde sind zudem mit der medizinischen Qualität zufrieden: 89 Prozent gaben an, die telemedizinische Videosprechstunde habe weitergeholfen.

Videosprechstunde noch nicht in der Regelversorgung angekommen

Der hohen Nutzungsbereitschaft in der Bevölkerung und Zufriedenheit von Nutzer:innen steht kein ausreichendes Angebot in der Regelversorgung gegenüber. So belegt eine Allensbach-Umfrage (6), dass lediglich 2% der Bevölkerung bisher Erfahrungen mit Videosprechstunden sammeln konnten. Insbesondere ärztliche Interessensvertreter:innen argumentieren, Videosprechstunden seien sinnvoll, könnten physische Arztbesuche jedoch nicht ersetzen; letztere seien medizinischer Goldstandard.
 
 

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Erschienen am 12.12.2022Nach Auswertung der Techniker Krankenkasse in Rheinland-Pfalz ist seit Ende 2019 ein stetiger Anstieg der durchgeführten Videosprechstunden zu verzeichnen.

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Hohe Qualität der Telemedizin wissenschaftlich belegt

Eine fundierte Studie von US-Wissenschaftler:innen (7) entkräftet dieses Vorurteil und offenbart die hohe Qualität telemedizinischer Arztbesuche und Diagnostik. Die Studie ging der Frage auf den Grund, wie sehr telemedizinisch und physisch gestellte Diagnosen übereinstimmen. Die Studienkohorte bestand aus 2.393 Patient:innen, die innerhalb eines Zeitfensters von 90 Tagen wegen einem neu auftretenden Gesundheitsproblem eine Videokonsultation mit anschließendem ambulantem Besuch absolvierten.

Diagnostik per Video stimmt fast immer mit Diagnostik vor Ort überein

In rund 87% der Fälle stimmten physische und telemedizinische Diagnose überein. Videotelemedizinische Arztbesuche zeigten damit ein hohes Maß an diagnostischer Übereinstimmung mit persönlichen Arztbesuchen. Vor allem in der fachärztlichen Versorgung zeigte sich eine hohe Konkordanz von bis zu 96%. Die Studie umfasste medizinische Fachrichtungen wie u.a. Allergologie, Dermatologie, Gastroenterologie, Gynäkologie, Hämatologie, Innere Medizin, Kardiologie, Neurologie, Orthopädie, Psychologie und Urologie. Abweichende Diagnosen verzeichneten die Wissenschaftler:innen, wenn zur Befundung eine körperliche Untersuchung oder neurologische Tests erforderlich waren.

Für Videosprechstunden ist eine ärztliche Fortbildung notwendig

„Aus diesem Grund ist es unverzichtbar, dass ausschließlich ausgebildete und spezialisierte Telemediziner:innen Videosprechstunden durchführen. Sie erkennen sofort, wann Patient:innen an Vor-Ort-Einrichtungen für weitergehende Untersuchungen zu überweisen sind,“ erklärt Andreas Bogusch, Geschäftsführer von Medgate Deutschland.

Quelle: medgate

Literatur:

(1) Veränderung der vertragsärztlichen Leistungsinanspruchnahme während der COVID-Krise, Tabellarischer Trendreport bis zum Ende des Jahres 2021, Berlin 08.06.2022, Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorung in Deutschland.
(2) Kassenärztliche Bundesvereinigung.
(3) Deutscher Bundestag – Pressemitteilung.
(4) KBV: Zahlen.
(5) Verbraucherzentrale Bundesverband.
(6) Fresenius: Repräsentative Allensbach-Umfrage im Auftrag eines Medizintechnikkonzerns, 21. Mai 2021.
(7) Demaerschalk BM et al. Assessment of Clinician Diagnostic Concordance With Video Telemedicine in the Integrated Multispecialty Practice at Mayo Clinic During the Beginning of COVID-19 Pandemic From March to June 2020. JAMA Netw Open. 2022;5(9):e2229958.

 


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