Sie befinden sich hier: Home > Schwerpunkte
SchwerpunktDezember 2019
12. Dezember 2019 Seite 1/7
Musik, Musiktherapie und Krebs
![]() |
Ursprünge und Geschichte
Der heilsame Effekt von Musik auf die psychische und physische Gesundheit ist seit Jahrtausenden bekannt. Musik, Gesänge, Klänge und Rhythmen dienten in frühen Kulturen zur Vertreibung von Krankheiten bzw. deren Dämonen (4, 5). Die alten Ägypter und Chinesen erkannten um ca. 1500 v.Chr. die Wirkung von Musik auf Körper und Psyche des Menschen und deren Beeinflussung durch die Musik (4, 5). Im Alten Testament ist zu lesen, dass ein „böser Geist“ von Saul wich, als er Zithermusik hörte (1. Samuel 16,14-23). Im alten Griechenland um 500 v.Chr. bemühte man sich, den Zusammenhang zwischen Musik und Gesundheit rational zu beschreiben. Für Pythagoras (ca. 570-500 v.Chr.) beeinflusste Musik unmittelbar Gedanken, Gefühle und körperliche Gesundheit (4, 6). Die Pythagoreer unternahmen den ersten, historisch weitreichenden Versuch, die Wirkung von Klängen rational zu erklären (6). In der klassischen Antike sahen viele Denker die Musik als Abbild der kosmischen Ordnung. Folgerichtig konnte Musik das durch Krankheit gestörte Verhältnis zwischen Geist und Körper wiederherstellen und harmonisieren (4-7). So schrieb Aristoteles der musikbedingten „Katharsis“ zu, dass durch Musik und Tanz krankmachende und krankheitsfördernde Verspannungen gelöst und der Körper gereinigt werden (8). Dieser Denkansatz setzte sich in den nächsten Jahrhunderten fort. So schlug der römische Arzt Aulus Cornelius Celsus (um 25 v.Chr.
bis um 50 n.Chr.) „Musikstücke, das Getön von Becken und Getöse“ vor, um Kranke von traurigen Grübeleien abzubringen (9).
Seit dem 9. Jh. gibt es Berichte aus der arabischen Welt über die Wirkung der Musik auf den Menschen und die Möglichkeiten der Heilung durch Musik (4, 7). Für Ibn Hindu, Arzt und Philosoph im 10. Jh., gehörte der Musiker sogar zu den medizinischen Heilberufen (4-7). In dem vom Mamelucken-Sultan Qalawun as-Salihi (1222-1290) gestifteten Krankenhaus in Kairo waren Musiker angestellt, um die Kranken in schlaflosen Nächten zu trösten (10). Außerdem wurden in der Blütezeit des Osmanischen Reiches als Heilmethode auch Makame, kunstvolle arabische Stegreifdichtungen, genutzt. Für insgesamt 12 Makame sind die genaue Indikation und Anwendung beschrieben (11). Mit der Übersetzung arabischer Medizin-Lehrbücher seit dem 11. Jh. fanden die Erkenntnisse über die therapeutische Wirkung von Musik den Weg ins Abendland (3). Im europäischen Mittelalter war es üblich, dass sich Mediziner auch mit Musik beschäftigten. Denn da die Musik zu den 7 freien Künsten (septem artes liberales) gehörte, mussten die angehenden Ärzte auch diese lernen (4, 6, 7). So war die Musik so etwas wie die „alte Schwester der Medizin“ (12). Auch in der Neuzeit galt der Zusammenhang zwischen Musik und Gesundheit als wichtig, es wurden allerdings neue Konzepte etabliert: Die Musik wird wie ein Medikament bei der Behandlung eingesetzt. Komponisten der Klassik wie Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) arbeiteten u.a. für Menschen aus reichem Hause – die öfter auch an Depressionen oder Migräne litten. Seine Musik wird bis heute bei verschiedenen vegetativen Störungen empfohlen (13).
In der Romantik wandelte sich das klassische medizinische Bezugssystem der Musik hin zum psychologisch ausgerichteten Schwerpunkt. Diese Denkweise findet sich auch bei Novalis (1772-1802): „Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem, die Heilung eine musikalische Auflösung“ (14).
![]() |
Stichwörter
Sie können folgenden Inhalt einem Kollegen empfehlen:
"Musik, Musiktherapie und Krebs"
Bitte tragen Sie auch die Absenderdaten vollständig ein, damit Sie der Empfänger erkennen kann.
Die mit (*) gekennzeichneten Angaben müssen eingetragen werden!