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Kardiologie
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Spontane Koronardissektion: Starke Brustschmerzen als zentrales Warnsignal

Wie Prof. Dr. Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung erläutert, betrifft die SCAD typischerweise junge Frauen mit glatten, plaquefreien Gefäßwänden. Aufgrund der fehlenden Atherosklerose können sich die Risse besonders weit ausbreiten. Hauptsymptom ist ein intensiver, anhaltender Brustschmerz. Der Schmerz kann auch in Kiefer, Arme, Schultern oder Rücken ausstrahlen und wird häufig von Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüchen und Atemnot begleitet.

Auslöser: Ein Zusammenspiel genetischer und äußerer Faktoren

Die Ursachen einer SCAD sind vielfältig. Meist liegt eine Kombination aus genetischer Veranlagung und akuter körperlicher oder emotionaler Belastung vor. Strukturelle Schwächen der Gefäßwand durch hormonelle Veränderungen – etwa während einer Schwangerschaft, nach Hormontherapien oder infolge einer Pilleneinnahme – können eine Rolle spielen. Weitere Risikofaktoren sind erblich bedingte Bindegewebserkrankungen und chronisch-entzündliche Erkrankungen. Extreme Belastungen oder Drogenkonsum können schließlich das akute Ereignis auslösen.

Schnelle Diagnose ist entscheidend

Zur Diagnose werden zunächst ein Elektrokardiogramm (EKG) und eine Troponinbestimmung im Blut eingesetzt. Das EKG zeigt typische Veränderungen bei Herzinfarkt oder Akutem Koronarsyndrom (ACS), während ein erhöhter Troponinwert Zellschäden im Herzmuskel anzeigt. Die definitive Diagnosesicherung erfolgt über eine Koronarangiografie. In einigen Fällen sind ergänzend intravaskulärer Ultraschall oder eine optische Kohärenztomografie (OCT) erforderlich, um die genaue Beschaffenheit der Gefäßwand darzustellen.

Therapieoptionen: Von medikamentöser Behandlung bis hin zu Katheterintervention

Akut wird meist eine gerinnungshemmende Therapie mit Heparin und Acetylsalicylsäure (ASS) eingeleitet. Im Falle eines Herzinfarktes erfolgt sofort eine perkutane Koronarintervention (PCI) mit Stentimplantation. Wenn eine Intervention nicht möglich ist, kann eine Bypass-Operation notwendig werden. In manchen Fällen heilt die Gefäßverletzung auch spontan, sodass eine konservative Überwachung im Krankenhaus ausreicht.

Langfristige Prognose: Gute Überlebenschancen trotz Rezidivrisiko

Die langfristigen Aussichten für Patientinnen mit SCAD sind insgesamt gut: Über 95% überleben das Ereignis. Dennoch besteht in den 10 Jahren nach der ersten SCAD ein Rückfallrisiko von bis zu 30%. Fortbestehende Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder genetische Prädispositionen erhöhen dieses Risiko. Regelmäßige kardiologische Nachsorgeuntersuchungen sind deshalb essenziell, um Rezidive frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

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Quelle:

Deutsche Herzstiftung e.V.