Spontane Koronardissektion: Wenn junge Frauen unerwartet einen Herzinfarkt erleiden
Eine spontane Koronardissektion (SCAD) beschreibt einen plötzlichen Riss in der Wand eines Herzkranzgefäßes. Diese seltene, jedoch lebensbedrohliche Erkrankung betrifft insbesondere junge Frauen, die keine typischen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen. Rund ein Drittel der Herzinfarkte bei Frauen unter 50 Jahren wird durch eine SCAD verursacht. Bei der SCAD spalten sich die Schichten der Gefäßwand oder ein kleines Gefäß innerhalb der Wand reißt, wodurch ein Bluterguss entsteht, der die Blutzirkulation behindert und zum Herzinfarkt führen kann.
Spontane Koronardissektion: Starke Brustschmerzen als zentrales Warnsignal
Wie Prof. Dr. Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung erläutert, betrifft die SCAD typischerweise junge Frauen mit glatten, plaquefreien Gefäßwänden. Aufgrund der fehlenden Atherosklerose können sich die Risse besonders weit ausbreiten. Hauptsymptom ist ein intensiver, anhaltender Brustschmerz. Der Schmerz kann auch in Kiefer, Arme, Schultern oder Rücken ausstrahlen und wird häufig von Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüchen und Atemnot begleitet.
Auslöser: Ein Zusammenspiel genetischer und äußerer Faktoren
Die Ursachen einer SCAD sind vielfältig. Meist liegt eine Kombination aus genetischer Veranlagung und akuter körperlicher oder emotionaler Belastung vor. Strukturelle Schwächen der Gefäßwand durch hormonelle Veränderungen – etwa während einer Schwangerschaft, nach Hormontherapien oder infolge einer Pilleneinnahme – können eine Rolle spielen. Weitere Risikofaktoren sind erblich bedingte Bindegewebserkrankungen und chronisch-entzündliche Erkrankungen. Extreme Belastungen oder Drogenkonsum können schließlich das akute Ereignis auslösen.
Schnelle Diagnose ist entscheidend
Zur Diagnose werden zunächst ein Elektrokardiogramm (EKG) und eine Troponinbestimmung im Blut eingesetzt. Das EKG zeigt typische Veränderungen bei Herzinfarkt oder Akutem Koronarsyndrom (ACS), während ein erhöhter Troponinwert Zellschäden im Herzmuskel anzeigt. Die definitive Diagnosesicherung erfolgt über eine Koronarangiografie. In einigen Fällen sind ergänzend intravaskulärer Ultraschall oder eine optische Kohärenztomografie (OCT) erforderlich, um die genaue Beschaffenheit der Gefäßwand darzustellen.
Therapieoptionen: Von medikamentöser Behandlung bis hin zu Katheterintervention
Akut wird meist eine gerinnungshemmende Therapie mit Heparin und Acetylsalicylsäure (ASS) eingeleitet. Im Falle eines Herzinfarktes erfolgt sofort eine perkutane Koronarintervention (PCI) mit Stentimplantation. Wenn eine Intervention nicht möglich ist, kann eine Bypass-Operation notwendig werden. In manchen Fällen heilt die Gefäßverletzung auch spontan, sodass eine konservative Überwachung im Krankenhaus ausreicht.
Langfristige Prognose: Gute Überlebenschancen trotz Rezidivrisiko
Die langfristigen Aussichten für Patientinnen mit SCAD sind insgesamt gut: Über 95% überleben das Ereignis. Dennoch besteht in den 10 Jahren nach der ersten SCAD ein Rückfallrisiko von bis zu 30%. Fortbestehende Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder genetische Prädispositionen erhöhen dieses Risiko. Regelmäßige kardiologische Nachsorgeuntersuchungen sind deshalb essenziell, um Rezidive frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Quelle:Deutsche Herzstiftung e.V.