Alzheimer – Wenn Erinnerungen verblassen
David Meier M.Sc.Alzheimer wurde 1906 erstmals von dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer beschrieben. Meist tritt diese neurodegenerative Erkrankung ab einem Alter von 65 Jahren auf. Symptome, wie z.B. die Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit und Verhaltensauffälligkeiten, werden durch einen fortschreitenden Verlust von Nervenzellen im Gehirn verursacht.
Was ist Alzheimer?
Bei Alzheimer (auch Morbus Alzheimer, Alzheimer-Demenz, Alzheimer-Krankheit) handelt es sich um eine neurodegenerative Erkrankung. Dieser Begriff beschreibt Erkrankungen, die das Nervensystem betreffen und durch den voranschreitenden Verlust von Nervenzellen (Neurodegeneration) gekennzeichnet sind. Die Alzheimer-Krankheit wurde 1906 erstmals von ihrem Namensgeber, dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer (1864-1915), beschrieben, als er bei einer verstorbenen Patientin eine mikroskopische Untersuchung der Gehirns vornahm und dabei Veränderungen feststellte.
Was ist der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz?
Umgangsprachlich werden die Begriffe Alzheimer und Demenz oft synonym verwendet. Tatsächlich handelt es sich bei der Demenz jedoch um einen Oberbegriff, der eine Vielzahl von Erkrankungen des Gehirns umfasst. Bei diesen Erkrankungen besteht immer ein Verlust von kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten. Die Alzheimer-Demenz ist eine Sonderform der Demenz, betrifft jedoch mindestens 60% bis 80% aller Demenz-Patient:innen und zählt zu den primären Demenzen. Die primäre Demenz ist direkt auf Veränderungen im Gehirn zurückzuführen. Bei anderen (sekundären) Demenzen handelt es sich um Folgeerkrankungen, die beispielsweise aus Vergiftungen (z.B. sehr starker Alkoholkonsum, Medikamentenmissbrauch), Verletzungen oder Mangelerscheinungen hervorgehen. Manche Patient:innen leiden an einer Mischform aus Alzheimer- und vaskulärer Demenz (Durchblutungsstörung). Bei einigen sekundären Demenzen sind Schäden zum Teil reversibel. Die Schäden der Alzheimer-Erkrankung und anderer primärer Demenzen (wie beispielsweise Lewy-Body-Demenz, vaskuläre Demenz) sind nicht reversibel.
Wie viele Menschen sind von Alzheimer betroffen?
Die Alzheimer-Krankheit tritt meist in sehr hohem Alter auf. Da Frauen im Durchschnitt älter werden als Männer, sind mehr Frauen als Männer betroffen. In Deutschland leiden circa 1,8 Millionen Menschen an einer Demenz. Da Menschen immer älter werden, steigt auch die Prävalenz der Alzheimer-Erkrankung. Mit dem Eintritt der Babyboomer-Generation in höhere Altergruppen und einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung gehen Schätzungen von bis zu 3,3 Millionen Fällen in Deutschland und ca. 152,8 Millionen Alzheimer-Fällen weltweit im Jahr 2050 aus.
Was ist die Ursache für die Alzheimer-Krankheit?
Was die Ursache für die Erkrankung ist, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Dennoch konnten bisher einige Einfluss- und Risikofaktoren für die Entstehung einer Alzheimer-Demenz ausgemacht werden.
Genetische Komponente
Nach heutigem Stand gibt es ca. 80 genetische Bereiche, die mit Alzheimer in Verbindung gebracht werden. Ein bekanntes Gen, das das Alzheimer-Risiko beeinflusst, ist das Gen APOE, das für das Apolipoprotein E (ApoE) kodiert. ApoE hilft dabei, Cholesterin und andere Arten von Fett im Blutkreislauf zu transportieren. Es wird angenommen, dass Probleme bei diesem Prozess zur Entwicklung von Alzheimer beitragen. APOE gibt es in verschiedenen Formen (Allele), deren Häufigkeit abhängig von der Ethnie, dem Geschlecht und verschiedenen Umweltfaktoren ist.
APOE ε3, das häufigste Allel, hat vermutlich einen neutralen Einfluss auf die Krankheit – es verringert oder erhöht das Alzheimer-Risiko nicht, während APOE ε2 einen gewissen Schutz vor der Krankheit bieten kann. APOE ε4 erhöht das Alzheimer-Risiko und ist mit einem früheren Krankheitsbeginn verbunden. Etwa 15% bis 25% der Menschen haben dieses Allel, und 2% bis 5% tragen zwei Kopien davon. Das Vorhandensein von zwei Kopien von APOE ε4 ist mit einem höheren Alzheimer-Risiko verbunden als das Vorhandensein nur einer Kopie. Obwohl das Erben von APOE ε4 das Alzheimer-Risiko einer Person erhöht, entwickeln manche Menschen mit einem APOE ε4-Allel niemals die Krankheit.
In Anwesenheit von ApoE ε4 wird die Bildung von Amyloid-Plaques beschleunigt und die Aggregation von Tau-Proteinen und α-Synuclein gefördert, was beides Veränderungen sind, die bei allen Alzheimer-Patient:innen auftreten.
Vererbte Erkrankung
Bei etwa 5 bis 10% der erkrankten Menschen tritt eine familiäre Häufung auf. Der Großteil davon wird durch eine Mutation in den Genen APP, PSEN1 und PSEN2 verursacht:
Amyloid-Precursor-Protein (APP) auf Chromosom 21
Presenilin 1 (PSEN1) auf Chromosom 14
Presenilin 2 (PSEN2) auf Chromosom 1
Ein Kind, dessen leiblicher Elternteil eine genetische Variante für eines dieser drei Gene trägt, hat eine 50:50-Chance, diese veränderte Version des Gens zu erben. Wenn die Variante vererbt wird, hat das Kind eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, vor dem 65. Lebensjahr und manchmal sogar viel früher an Alzheimer zu erkranken.
Veränderungen in diesen drei Genen führen zur Produktion abnormaler Proteine, die mit der Krankheit in Verbindung stehen. Jede dieser Mutationen trägt zum Abbau von APP bei, einem Protein, dessen Funktion noch nicht vollständig verstanden ist. Der Abbau von APP ist Teil eines Prozesses, bei dem es zur Ablagerung vom Beta-Amyloid und zur Entstehung von Plaques im Gehirn kommt.
Menschen mit Down-Syndrom haben eine zusätzliche Kopie des Chromosoms 21, das das APP-Gen trägt. Dadurch haben sie ein höheres Risiko früh an Alzheimer zu erkranken. Schätzungen zufolge entwickeln mindestens 50% der Menschen mit Down-Syndrom Alzheimer, wobei die Symptome in ihren 50ern und 60ern auftreten.
Was passiert bei Alzheimer im Gehirn?
Beta-Amyloid-Ablagerungen als Ursache von Alzheimer
Veränderung, die im Gehirn aller Betroffenen beobachtet werden, sind die Bildung von extrazellulären Beta-Amyloid-Ablagerungen (senile Plaques) sowie von intrazellulären Neurofibrillen.
Beta-Amyloid entsteht aus seinem Vorläufer dem Membranprotein APP. APP wird von Sekretasen gespalten, wodurch es zur Freisetzung von Beta-Amyloid kommt. Durch Mutationen in den Genen APP, PSEN1 oder PSEN2 bzw. durch Anwesenheit von ApoE ε4 kommt es zum vermehrten Abbau von APP und zur Produktion von fehlgefaltetem Beta-Amyloid und damit zur extrazellulären Bildung von senilen Plaques. Auch Schädel-Hirn-Traumata begünstigen die Entstehung von Beta-Amyloid.
Senile Plaques stören die Kommunikation zwischen Nervenzellen, indem sie Synapsen blockieren und die Signalübertragung beeinträchtigen. Zusätzlich lösen sie chronische Entzündungsreaktionen im Gehirn aus und führen zum Absterben von Nervenzellen.
Tau-Fibrillen als Ursache von Alzheimer
Die zweite wesentliche Veränderung des Gehirns von Alzheimer-Erkrankten ist die Entstehung von Tau-Fibrillen in den Nervenzellen. Alzheimer gehört damit zu den Tauopathien. Dabei kommt es zur Aggregation von fehlerhaften Tau-Proteinen zu Fibrillen am Axon der Nervenzellen, was ebenfalls die Funktion der Nervenzellen beeinträchtigt und zu deren Absterben führen kann. Zunächst tritt diese Veränderung nur in einem Bereich des Hippocampus (Gedächtnisbildung im Gehirn) auf, breitet sich dann jedoch über das gesamte Organ aus. Der Verlust vieler Nervenzellen führt zu einigen Funktionsverlusten, die die typischen Symptome der Alzheimer-Demenz auslösen.
Was sind weitere Risikofaktoren für die Entstehung von Alzheimer?
Neben den oben genannten genetischen Ursachen für die Entstehung von Alzheimer-Demenz gibt es weitere Risikofaktoren, die das Alzheimer-Risiko erhöhen können:
hohes Alter
Gefäßverkalkung (Arteriosklerose)
Bluthochdruck (Hypertonie)
erhöhter Cholesterinspiegel
Rauchen
geringe Bildung oder geringe geistige Forderung
Kopfverletzungen
Bewegungsmangel
übermäßiger Alkoholkonsum
soziale Isolation/Einsamkeit
Schwerhörigkeit
Wie verläuft Alzheimer? Was sind Symptome von Alzheimer?
Die Alzheimer-Demenz verläuft in 4 Stadien, die ingesamt eine Zeit von bis zu 20 Jahren umfassen können. In den meisten Fällen verschlechtert sich der Zustand stetig. Teilweise kann es aber zu wechselhaften Veränderungen kommen, bei denen der Patient oder die Patientin eine Verbesserung zu erreichen scheint, bevor der Zustand sich wieder verschlechtert.
1. Leichte kognitive Störung (MCI)
Als erstes Vorstadium der Erkrankung wird das Auftreten einer leichten kognitiven Störung (mild cognitive impairment; MCI) gesehen. Die Gedächtnisfähigkeit ist bei Betroffenen leicht eingeschränkt, wird aber meist weder von ihnen selbst, noch von Menschen aus ihrem Umfeld wahrgenommen. Durch größere Anstrengung kann die verminderte Leistungsfähigkeit sogar teilweise ausgeglichen werden. Das Auftreten dieser Vorstufe wird jedoch als wichtiger Faktor für die Entstehung einer Alzheimer-Demenz gesehen. Nicht jede Person mit einer MCI entwickelt auch eine Demenz, aber jede Demenz beginnt mit einer MCI.
Symptome
leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns
Betroffene sind selbständig und benötigen keine fremde Hilfe
verringerte Leistungsfähigkeit im Beruf
2. Morbus Alzheimer im Frühstadium
In der frühen Phase der Alzheimer-Demenz treten Störungen im Kurzzeitgedächtnis auf. Betroffene erinnern sich nicht an neue Informationen. Ein typisches Symptom ist außerdem, dass es für Betroffene zunehmend schwieriger wird, Gesprächen zu folgen. Vor allem in größeren Gruppen, verlieren sie den Anschluss an Diskussionen. Es treten außerdem Wortfindungsstörungen auf, die durch unpassende Füllwörter erkannt werden können. In diesem Stadium sind die Erkrankten durchaus fähig, einfache Alltagsaufgaben wie Kochen, Putzen oder die Erhaltung der Körperhygiene auszuführen. Es können jedoch bei komplexeren Aufgaben wie Vertragsabschlüssen, Überweisungen bei der Bank, etc. Probleme auftreten. In diesem Stadium merken Erkrankte, dass „etwas nicht stimmt“. Aus Scham versuchen sie ihre Symptome zu vertuschen. Oft halten sich Betroffene vermehrt zu Hause auf und vermeiden neue Situationen, in denen sie Schwierigkeiten haben könnten, sich zu orientieren. Das führt in vielen Fällen zu Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und auch zu Depressionen.
Symptome
Vergesslichkeit im Alltag (Kurzzeitgedächtnis)
Wortfindungsstörungen leichte Orientierungsprobleme
verlangsamtes Denken und Sprechen
Antriebsschwäche
zunehmende Frustration, Aggressivität, Abwehr, Rückzug, Depression
3. Morbus Alzheimer im mittleren Krankheitsstadium
Im mittleren Krankheitsstadium verschlimmern sich die Symptome. Neben Störungen des Kurzzeitgedächtnisses ist auch das Langzeitgedächtnis betroffen. Alzheimer-Patient:innen erinnern sich teilweise an Ereignisse ihrer Kindheit und Jugend, wissen aber häufig nicht mehr, ob sie Kinder oder einen Ehepartner haben oder in welchem Beruf sie gearbeitet haben. Betroffene haben Schwierigkeiten sich räumlich und zeitlich zu orientieren. Die geistige Leistungsfähigkeit und kognitive Fähigkeiten nehmen weiter ab; eine selbstständige Lebensführung ist nicht mehr möglich. Für pflegende Angehörige ist dieser Zustand meist eine große Belastung, da die Betroffenen auch an starken Veränderungen ihres Verhaltens und ihrer Persönlichkeit leiden. Auch für die Patient:innen selbst ist dieser Zustand schwer zu handhaben. Häufig verspüren Betroffene Unruhe und Nervosität und laufen ständig in der Wohnung herum. Das gestörte Zeitgefühl führt dazu, dass der Schlaf-Wach-Rhythmus durcheinander gerät. Bei den Betroffenen verschiebt sich zum Teil der Tag-Nacht-Rhythmus, was wiederum zu einer gesteigerten Gereiztheit, Nervosität, Misstrauen und aggressiven Ausbrüchen führt.
Symptome
verschärfte Gedächtnisstörungen (Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis)
verminderte zeitliche und räumliche Orientierung
Einschränkungen bei einfachen Alltagstätigkeiten
stark eingeschränkte Kommunikationsfähigkeiten
zunehmender Bewegungsdrang, Unruhe, Wahnvorstellungen
Tag-Nacht-Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht
4. Morbus Alzheimer im Spätstadium
Im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung sind die Patient:innen meist bettlägerig. Die körperlichen Funktionen nehmen immer weiter ab. Die kognitive Verschlechterung und die Abnahme geistiger Funktionen schreiten weiter voran. Sie sind in diesem Zustand kaum noch fähig zu sprechen. Ihre kommunikativen Fähigkeiten begrenzen sich auf einzelne Wörter. Das Kauen, Schlucken und Atmen fällt zunehmend schwerer. Wenn Blase und Darm nicht mehr kontrollierbar sind, treten Harn- und Stuhlinkontinenz auf. Es kann außerdem zu Krampfanfällen und Versteifung von Gliedmaßen kommen. Die Patient:innen sind vollständig pflegebedürftig. Ihr Immunsystem ist stark geschwächt, wodurch viele Patient:innen an Infektionskrankheiten leiden und häufig in Folge dessen versterben.
Symptome
Bettlägrigkeit
extrem eingeschränktes Kommunikationsvermögen
völlige Orientierungslosigkeit
auch enge Familienmitglieder werden oft nicht erkannt
Harn- und Stuhlinkontinenz
Kau- und Schluckprobleme
Versteifung der Gliedmaßen
geschwächtes Immunsystem
Atemprobleme
Wie wird Alzheimer diagnostiziert?
Wie bei vielen anderen Erkrankungen sind auch bei Morbus Alzheimer die Früherkennung und eine zeitnahe Diagnose sehr wichtig, da die Behandlung vor allem im frühen Stadium gut anschlägt und den Krankheitsverlauf verlangsamen kann.
Auffällige Verhaltensweisen
Erste Symptome werden von den Patient:innen mit Alzheimer-Demenz oft aus Scham verschwiegen und überspielt. Angehörige sollten auf folgende Symptome bzw. Verhaltensweisen achten:
Der Betroffene wiederholt mehrmals dieselbe Frage.
Der Betroffene erzählt dieselbe kurze Geschichte immer wieder.
Der Betroffene weiß plötzlich nicht mehr, wie Dinge funktionieren, obwohl er diese vor Kurzem wusste (z.B. TV-Fernbedingung, Kartenspiel, Kochen)
Der Betroffene geht nicht mehr sicher mit Geld, Überweisungen, Rechnungen oder Ähnlichem um.
Der Betroffene legt Alltagsgegenstände an ungewöhnlichen Stellen ab, erinnert sich nicht mehr daran und beschuldigt andere, sie entwendet zu haben.
Der Betroffene vernachlässigt sein Äußeres und bestreitet dies.
Der Betroffene wiederholt ihm gestellte Fragen und beantwortet sie nicht.
Sollten diese Symptome auftreten, stellt das noch kein Beleg für ein tatsächliches Vorliegen von Alzheimer dar. Die Einschränkungen kognitiver und geistiger Fähigkeiten können auch aus anderen Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen, einem Schlaganfall, etc. hervorgehen. Daher muss der Verdacht bei einem Arzt oder einer Ärztin bestätigt werden, bevor eine Diagnose gestellt werden kann.
Mediziner:innen stehen verschiedene Verfahren zur Feststellung der Diagnose Alzheimer-Krankheit zur Verfügung:
Gespräch mit den Betroffenen
Im ersten Schritt unterhält sich der Arzt oder die Ärztin mit dem Betroffenen. Ein wichtiger Teil dieses Gesprächs stellt die Anamnese des Patienten oder der Patientin dar. Es werden Vorerkrankungen, eingenommene Medikamente und der allgemeine körperliche und geistige Zustand abgefragt, um Rückschlüsse auf das individuelle Alzheimer-Risiko zu ziehen. In solchen Gesprächen kann es hilfreich sein, wenn ein Mensch aus dem näheren Umfeld anwesend ist, da diesem möglicherweise Anzeichen auffallen, die der Betroffene noch nicht bemerkt hat. Außerdem ist eine emotionale Unterstützung für den Patienten oder die Patientin meist hilfreich, da einige Betroffene sich für ihre Anzeichen schämen.
Psychometrische Tests
Im nächsten Schritt werden verschiedene Tests eingesetzt, um festzustellen, ob eine Demenzerkrankung vorliegt. Mithilfe der Tests können Krankheitsstadium und Verlauf eingeschätzt werden. Es handelt sich dabei um Kurztests (ca. 15 min), die durch kleine Aufgabenstellungen das Urteilsvermögen, die Erinnerungsfähigkeit, die sprachliche Fähigkeit und die Konzentrationsfähigkeit prüfen. Beispiele sind:
Mini-Mental Status Test (MMST)
Beim Mini-Mental Status Test (MMST) wird zunächst die zeitliche und räumliche Orientierung durch Fragen wie „Welchen Tag haben wir heute?“ und „Wo sind wir jetzt?“ abgefragt. Im nächsten Schritt wird die Merkfähigkeit getestet, indem Begriffe genannt werden, die dann wiederholt werden müssen. Um die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit zu testen, werden leichte Rechenaufgaben gestellt oder der Betroffene wird aufgefordert ein kurzes Wort rückwärts zu buchstabieren. Gegen Ende des Tests wird das Erinnerungsvermögen geprüft, indem die vorher genannten Begriffe aus der Merkfähigkeitsübung erneut abgefragt werden. Im nächsten Schritt muss der Betroffene Gegenstände, die sich im Raum befinden, benennen. Als nächstes muss er/sie einen Satz wiederholen, einen dreiteiligen Befehl ausführen, einen vollständigen Satz schreiben und eine Zeichnung abzeichnen. Je nach erreichter Punktzahl kann eine Aussage über das Vorhandensein und den Grad der Demenzerkrankung getroffen werden.
Uhrentest
Beim Uhrentest wird der Untersuchte dazu aufgefordert einen Kreis zu zeichnen und ein Ziffernblatt aufzumalen. Im nächsten Schritt wird dem Betroffenen eine Uhrzeit genannt, die er in die gezeichnete Uhr eintragen muss. Dies gelingt nur, wenn die geistigen Fähigkeiten noch nicht zu sehr eingeschränkt sind.
Demenz-Detektions-Test
Der Demenz-Detektions-Test ähnelt dem MMST. Es werden verschiedene Aufgaben gestellt, kognitive Fähigkeiten wie Wortflüssigkeit, Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit prüft. Eine der Aufgaben ist, dem Betroffenen eine Wortliste vorzulesen. Dieser muss dann alle Begriffe, an die er sich erinnern kann, wiederholen. Die Reihenfolge ist dabei unwichtig. Die zweite Aufgabe ist ein Zahlenumwandlungs-Test bei dem der Betroffene Ziffern in Zahlenwörter umwandeln muss und andersherum. Der dritte Test wird „Supermarktaufgabe“ genannt. Der Betroffene soll aufzählen, welche Dinge in einem Supermarkt erworben werden können. Mithilfe dieser Aufgabe wird die semantische Wortflüssigkeit überprüft. In der vierten Aufgabe werden dem Betroffenen mehrstellige Zahlen vorgelesen, die er rückwärts wiederholen muss. In der letzten Aufgabe wird die Erinnerungsfähigkeit geprüft, indem der Untersuchte noch einmal dazu aufgefordert wird, die in Aufgabe 1 gehörten Begriffe zu wiederholen.
Blut- und Liquoruntersuchung
Die Leitlinien empfehlen, im Rahmen der Basisdiagnostik folgende Blutuntersuchungen durchzuführen: Blutbild, Elektrolyte (Na, K, Ca), GOT, Gamma-GT, Kreatinin, Harnstoff, CRP, TSH, Vitamin B12 und eGFR.
Dabei soll festgestellt werden, ob die beobachteten Symptome auf eine andere Erkrankung zurückzuführen sind oder ob eine demenzunabhängige kognitive Störung vorliegt.
Daneben gibt es verschiedene Biomarker für die Alzheimer Erkrankung wie pTau217 oder Aβ42, die detektiert werden können. Die Diagnostik sollte jedoch nicht nur auf Blutbiomarkern basieren.
Eine Liquordiagnostik wird zum Ausschluss einer entzündlichen Gehirnerkrankung, sowie zur Bestimmung der Liquorbiomarker Aβ42, Gesamt-Tau und pTau empfohlen. Im Vergleich zu gesunden Menschen sind bei Alzheimer-Patient:innen die Werte für pTau und Gesamt-Tau erhöht und die Werte für Aβ42 erniedrigt.
Bildgebung
Bei Verdacht auf Alzheimer oder eine andere Demenzerkrankung können bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT) und Positronen-Emissions-Tomographie (PET) zum Einsatz kommen. So lässt sich zum Beispiel das Volumen des Hippocampus messen, der bei der Alzheimer-Krankheit schon früh betroffen ist.
Genetische Testung
Bisher wurden in Deutschland Gentests im Zusammenhang mit Alzheimer fast ausschließlich bei Verdacht auf die familiäre Form der Erkrankung durchgeführt. Diese Tests betreffen die Gene APP, PSEN1 und PSEN2.
Tests auf APOE ε4 spielten dagegen bisher kaum eine Rolle. Seit September 2025 gehören sie jedoch zur Standarddiagnostik, wenn eine Behandlung mit dem neuen Medikament Lecanemab geplant ist.
Wie kann man Alzheimer vorbeugen?
Durch Reduktion von Risikofaktoren kann der Entstehung von Alzheimer vorgebeugt werden. Wichtig ist dabei:
viel Bewegung
Gewichtsreduktion auf Normalgewicht
geistige Fitness (durch Aktivitäten wie Lesen oder Gedächtnistraining)
ausgewogene, gesunde Ernährung
kein oder geringer Alkohol- oder Tabakkonsum
Wie wird Alzheimer behandelt?
Die Alzheimer-Krankheit ist nicht heilbar. Ziel der Behandlung ist es die Lebensqualität zu verbessern, psychische Beschwerden zu lindern und Selbstständigkeit und Alltagskompetenzen möglichst lange zu erhalten. Die Betroffenen werden je nach Ausgangslage von einem Team aus Mediziner:innen, Pflegenden und Psycholog:innen betreut. Wichtig ist bei der Behandlung auch die Entlastung Angehöriger.
Medikamentöse Therapie bei der Alzheimer-Krankheit
Einsatz von Antidementiva wie Cholestrasehemmern
Im frühen Stadium lässt sich mithilfe von Cholestarasehemmern wie Donepezil ein Acetylcholin-Mangel bei den Betroffenen ausgleichen. Dadurch fallen Alltagsaktivitäten leichter und kognitive Fähigkeiten bleiben länger erhalten. In späteren Stadien wird häufig Memantin verabreicht. Auch hierbei handelt es sich um einen Cholestarasehemmer, der zum möglichst langen Erhalt kognitiver Fähigkeiten und dem Schutz der Nervenzellen vor dem Absterben beitragen kann.
Einsatz von Neuroleptika
Neuroleptika können in der Alzheimer-Behandlung zur Linderung psychischer Beschwerden beitragen, wenn nicht-medikamentöse Therapiemethoden nicht ausreichen.
Einsatz von monoklonalen Antikörpern
Seit September 2025 ist der monoklonale Antikörper Lecanemab in Deutschland zur Behandlung von leichten Formen der Alzheimer-Erkrankung verfügbar. Die Therapie kann Alzheimer zwar nicht heilen, aber das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen. Die Anwendung ist nur bei Patient:innen mit lediglich einer Kopie des Gens APOE ε4 indiziert. Lecanemab richtet sich gezielt gegen Beta-Amyloid und reduziert die Anreicherung von senilen Plaques. Basis der Zulassung von Lecanemab war die Studie Clarity AD, in der eine signifikante Verlangsamung der Krankheitsprogression um 31% unter Lecanemab gezeigt werden konnte. Neben Lecanemab sind weitere monoklonale Antikörper für die Alzheimer-Therapie wie Donanemab in der Erforschung.
Nicht-medikamentöse Therapiemethoden bei Alzheimer
Gerade die nicht-medikamentöse Behandlung ist bei Alzheimer-Patient:innen besonders wichtig und kann zu einem Erhalt der Selbstständigkeit im Alltag und einer Verzögerung des Verlustes geistiger Fähigkeiten führen.
Bei der nicht-medikamentösen Therapie werden folgende Methoden eingesetzt:
Realitäts-Orientierungs-Training
kognitives Training Verhaltenstherapie
autobiografische Arbeit Ergotherapie
Kunst- und Musiktherapie
Physiotherapie
Aromatherapie
Literatur:
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