Neuer Anlauf für mehr Nierenspenden
Im Ringen um mehr Organspenden in Deutschland kommt ein neuer Anlauf für mehr Möglichkeiten zum Übertragen von Nieren zu Lebzeiten. Das Bundesgesundheitsministerium legte jetzt einen Referentenentwurf vor, um den Kreis möglicher Spenderinnen und Spender zu erweitern. Künftig sollen so auch Spenden zwischen unterschiedlichen Paaren „über Kreuz“ ermöglicht werden. Aufgehoben werden soll zudem die Vorgabe, dass Nierenspenden zu Lebzeiten nur zulässig sind, wenn kein Organ eines Gestorbenen verfügbar ist.
Enge Grenzen für Lebendspenden
Hintergrund sind derzeit enge Grenzen für sogenannte Lebendspenden. Ein Organ übertragen lassen können Spender:innen bisher nur an Verwandte ersten oder zweiten Grades, Ehegatten, eingetragene Lebenspartner:innen oder andere, die ihnen „in besonderer persönlicher Verbundenheit offenkundig nahestehen“.
„Überkreuzspende“ soll möglich werden
Konkret geht es um das Übertragen einer Niere, wenn es unter Spenderpaaren (Spender:in/Empfänger:in) medizinisch nicht möglich ist. Künftig soll die Niere dann nicht an die geplante nahe Person, sondern „über Kreuz“ an eine:n passende:n Empfänger:in gehen können, der oder die mit einem:r für ihn oder sie vorgesehenen, nahestehenden Spender:in ebenfalls nicht kompatibel ist. Im Gegenzug geht die Spenderniere des anderen Paares an die Empfängerin oder den Empfänger des ersten Paares.
Ähnliche Gesetzespläne des früheren Gesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) hatte das Bundeskabinett bereits vor einem Jahr auf den Weg gebracht. Wegen des Bruchs der Ampel-Koalition wurden sie aber nicht mehr umgesetzt. Der Entwurf bringt das Vorhaben nun in aktualisierter Form erneut in Gang.
Mehr als 6000 Menschen auf Warteliste für eine Niere
„Seit langer Zeit reicht die Zahl der Spendernieren nicht aus, um den Bedarf zu decken“, heißt es in dem Entwurf. Die Folge seien Wartezeiten im Schnitt von bis zu acht Jahren auf Nieren Verstorbener. Damit verbunden seien gravierende Einschränkungen der Lebensqualität durch aufwendige Dialysebehandlungen und erhebliche Verschlechterungen des Gesundheitszustands. Insgesamt warteten demnach Ende 2024 rund 6.400 Menschen auf eine Spenderniere.
Quelle:dpa