Samstag, 27. April 2024
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Medizin

Revolutionäre Zelltherapie: Einmalige Infusion von CAR-T-Zellen ersetzt immunhemmende Medikamente

Revolutionäre Zelltherapie: Einmalige Infusion von CAR-T-Zellen ersetzt immunhemmende Medikamente
© wladimir1804 - stock.adobe.com
Im März 2021 therapierten Ärzt:innen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) weltweit erstmalig eine junge Frau mit einer schweren Autoimmunerkrankung mit chimären Antigen-Rezeptor (CAR)-T-Zellen. Heute, fast 3 Jahre danach, konnten sie nun im New England Journal of Medicine eine Pilotstudie veröffentlichen und zeigen, dass tatsächlich verschiedene Autoimmunerkrankungen nach der CAR-T-Zell-Therapie für lange Zeit komplett verschwinden, ohne dass eine weitere medikamentöse Behandlung notwendig ist (1).

Einmalige Infusion von CAR-T-Zellen führte zu einer Auflösung der chronischen Entzündung

„Wir denken, wir haben es geschafft den ‚Reset-Knopf‘ zu finden, der es wie bei einem Computer ermöglicht, einen Neustart auszulösen und ohne Fehler das Immunsystem wieder hochzufahren“, sagt Prof. Dr. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 – Rheumatologie und Immunologie, der die Studie zusammen mit Prof. Dr. Andreas Mackensen, Direktor der Medizinischen Klinik 5 – Hämatologie und Klinische Onkologie, durchführte. Das Team drückte diesen „Reset-Knopf“ bei 15 Patient:innen mit schweren Formen von Autoimmunerkrankungen, wie Systemischer Lupus erythematodes, systemische Sklerose und Myositis. Durch eine einmalige Infusion von köpereigenen, außerhalb des Körpers manipulierten Zellen - CAR-T-Zellen – kam es zu einer Auflösung der chronischen Entzündung in Organen wie Herz, Lungen und Nieren sowie Gelenken und der Haut, sodass es gleichzeitig möglich war, die immunhemmenden Medikamente wie Kortison für mehrere Jahre komplett abzusetzen.
 

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CAR-T-Zellen: Durch komplette Elimination der B-Zellen kommt es zum Abheilen der Erkrankung

Die Behandlung mit CAR-T-Zellen wird durch ein spezielles Reinraumlabor in der Medizinischen Klinik 5 am Uniklinikum Erlangen ermöglicht. Dort werden die körpereigenen Immunzellen der Patientin/des Patienten in therapeutische Waffen, die CAR-T-Zellen verwandelt. Diese lebendigen Medikamente werden von einer Art „Maître“ – PD Dr. Michael Aigner und seinem Team des GMP-Labors – produziert, der den Herstellungsprozess überwacht und die Qualität der Zellen überprüft, bevor sie der Patientin/dem Patienten  zurückgegeben werden. Die CAR-T-Zellen greifen dabei sehr gründlich die krankmachenden B-Lymphozyten im Knochenmark, in den Lymphknoten sowie in allen anderen Organen an. Durch die komplette Elimination der B-Zellen kommt es letztlich zum Abheilen der Erkrankung, was die Veröffentlichung im New England Journal of Medicine jetzt sehr eindrucksvoll belegt. „Besonders interessant ist dabei, dass die B-Zellen einige Zeit nach Therapie wiederkommen, nicht aber die Erkrankung“, meinen Dr. Jule Taubmann und Dr. Fabian Müller, die die Patient:innen nach der Therapie im interdisziplinären Team betreuen. Die neuen B-Zellen in den Patient:innen sind naive Zellen, die jenen eines Kindes ähnlich sind und keine Erkrankung mehr auslösen.

CAR-T-Zell-Therapie: Durchbruch in der Immunmedizin

Diese Erkenntnisse sind ein Durchbruch in der Immunmedizin. Es ist bereits schon jetzt möglich, die CAR-T-Zell-Therapie im Rahmen der sog. CASTLE-Studie, die am Uniklinikum Erlangen durchgeführt wird, bei weiteren Patient:innen mit schweren Formen des systemischen Lupus erythematodes, der systemischen Sklerose und der Myositis anzuwenden. Betroffene können an die E-Mail-Adresse Car-T-Cell.UKER@uk-erlangen.de schreiben.

Quelle: FAU Erlangen-Nürnberg

Literatur:

(1) Müller F et al. CD19 CAR T-Cell Therapy in Autoimmune Disease — A Case Series with Follow-up. N Engl J Med 2024;390:687-700, DOI: 10.1056/NEJMoa2308917



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