Hepatitis D gibt der Medizin Rätsel auf
Hepatitis D wird durch eine Koinfektion von dem Hepatitis-B-Virus (HBV) mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) verursacht. Weltweit sind bis zu 20 Millionen Menschen mit HDV infiziert, darunter etwa 250.000 Patientinnen und Patienten in der Europäischen Union. Doch die Erkrankung gibt der Medizin noch einige Rätsel auf. So ist bislang nicht bekannt, warum bis zu 50% der Betroffenen spontan in der Lage sind, die Vermehrung der Hepatitis-D-Viren im Körper zu kontrollieren. Auch die Fragen, weshalb manche Patienten ein fortgeschrittenes Stadium der Lebererkrankung erreichen oder warum nur einige auf eine antivirale Behandlung ansprechen, sind offen. Da es sich bei HDV um eine seltene Krankheit handelt, gibt es in den einzelnen Kliniken nicht in großem Umfang medizinische Daten über HDV-Infizierte oder geeignete Biobanken mit Gewebe- oder Blutproben von HDV-Patienten. Auch ein zuverlässiges Tiermodell, an dem die Reaktionen auf das Virus wissenschaftlich untersucht werden könnte, fehlt.
Neuen Behandlungsansatz für Hepatitis D entwickeln
„Mit der multizentrischen Studie können wir dann auf Daten und Bioproben von mehr als 500 Patientinnen und Patienten mit HDV zugreifen und nach Biomarkern für die Immunantwort gegen die Viren suchen“ erklärt Prof. Wedemeyer. „Dadurch wollen wir einen neuartigen individualisierten Ansatz für eine Behandlung gegen HDV entwickeln, der klar definiert, welche Patient:innen besonders schnell behandelt werden müssen, wie lange die Behandlung dauern soll und was mit denen geschieht, die nicht gut auf antivirale Medikamente ansprechen.“
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Erschienen am 10.11.2021 • Innerhalb von Risikogruppen ist die HCV- und HDV-Infektion nach wie vor ein Problem. Lesen Sie hier, wie Zugänge zu Test helfen sollen!
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Personalisierte Infektionsmedizin bei Hepatitis D
Dafür wollen die Forschenden die verschiedenen Einflüsse der Viren, die individuellen Immunantworten der HDV-Infizierten und auch therapeutische Einflüsse aufklären. Neben den direkten Erkenntnissen aus den Patientenproben wird hierfür auch ein speziell auf HDV angepasstes Mausmodell genutzt. „Mit dem D-SOLVE-Konsortium haben wir die notwendige herausragende klinische, immunologische, bioinformatische und virologische Expertise auf dem Gebiet des HDV aus führenden Zentren in Europa vereint“, betont Prof. Dr. Markus Cornberg, Direktor des CiiM. Ziel ist, Strategien zur Patientenüberwachung und antivirale Behandlungsansätze zu personalisieren, um die Krankheitslast zu verringern, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern sowie die durch HDV-Infektionen verursachten Kosten im Gesundheitswesen zu senken. Sind die klinischen Schlüsselfragen nach Viruskontrolle, Krankheitsverlauf und Ansprechen auf eine antivirale Behandlung beantwortet, könnten die Erkenntnisse als Blaupause für personalisierte Infektionsmedizin dienen und helfen andere Viruserkrankungen unter Kontrolle zu bringen.