Mittwoch, 11. Dezember 2024
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Medizin

Schlaganfall: Hinweise auf wirksame Therapie bei schweren Hirnblutungen

Schlaganfall: Hinweise auf wirksame Therapie bei schweren Hirnblutungen
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Mehr als 50.000 Menschen in Deutschland erleiden jährlich eine spontane Blutung im Gehirn. Ein solcher hämorrhagischer Schlaganfall führt zu weitreichenden Schäden im Gehirn und ist akut lebensgefährlich. In einer Studie fanden Forschende nun Hinweise darauf, dass das Öffnen der Schädeldecke und damit eine Druckminderung im Gehirn zu weniger schweren Verläufen führt. Die Studie erschien im Fachmagazin „The Lancet“ (1) und wurde zeitgleich auf dem Kongress der European Stroke Organisation (ESOC) in Basel vorgestellt.
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Schlaganfall: Tiefliegende Blutungen sind besonders gefährlich

Blutungen in tiefliegenden Regionen des Gehirns sind für Patient:innen besonders gefährlich. Sie führen oft zu schweren Behinderungen, Pflegebedürftigkeit und hoher Sterblichkeit. Die Behandlungsmöglichkeiten sind derzeit auf blutdrucksenkende und blutungsstillende Medikamente begrenzt und oft nicht ausreichend – eine durch Studien gesichert wirksame Therapie gibt es gar nicht. Gleichzeitig ist die Forschung im Bereich der tiefen Hirnblutungen besonders anspruchsvoll, da die betroffenen Gehirnareale schwer zugänglich sind und Blutungen schnell lebensbedrohlich werden. Bisherige Studien zu verschiedenen Operationsmethoden scheiterten daran, einen klaren Vorteil für Patient:innen zu zeigen.

SWITCH-Studie: Druckentlastung durch temporäre Schädelöffnung

Die SWITCH-Studie untersuchte daher gezielt die Wirkung einer Kraniektomie zur Druckentlastung bei besonders schwer betroffenen Patient:innen. Dabei wurde ein Teil der Schädeldecke entfernt und nach Rückgang der Schwellung wieder implantiert. Die Patient:innen erhielten entweder die bisherige Standardtherapie oder die Standardtherapie in Kombination mit der Dekompressions-Kraniektomie. In die SWITCH-Studie wurden über 9,5 Jahre hinweg 197 Teilnehmer:innen aufgenommen, die alle einen schweren tiefliegenden hämorrhagischen Schlaganfall hatten. Die Patient:innen waren zwischen 18 und 75 Jahren und im Schnitt 61 Jahre alt. Die Behandlung fand in 42 Schlaganfallzentren in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Niederlanden, Österreich, Schweden, der Schweiz und Spanien statt. Aufgrund einer auslaufenden Finanzierung konnte das ursprüngliche Studienziel von 300 Teilnehmenden nicht erreicht werden. Bewertet wurden die Effekte insbesondere anhand einer etablierten Skala zur neurologischen Einschätzung nach Schlaganfall, der modifizierten Rankin-Skala von 0 (keine Beschwerden) bis 6 (Tod).
 
 

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Weniger schwere Verläufe durch Dekompressions-Kraniektomie

Ein halbes Jahr nach dem Eingriff wurden 44% der Patient:innen nach Kombinationstherapie den schlechtesten Stufen 5 bis 6 zugeordnet, ohne neurochirurgischen Eingriff waren es 58%. Negative Effekte traten in den Gruppen gleich häufig auf. Auch wenn die statistische Signifikanz (p=0,057) knapp verfehlt wurde, sehen die Autor:innen darin immerhin einen schwachen Beweis, dass die Intervention der bisherigen Therapie überlegen sein könnte. Allerdings waren Überleben und eine starke Einschränkung in beiden Gruppen hoch, so dass weitere Forschung notwendig ist.

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg

Literatur:

(1) Beck J. et al. Decompressive craniectomy plus best medical treatment versus best medical treatment alone for spontaneous severe deep supratentorial intracerebral haemorrhage: a randomised controlled clinical trial, The Lancet 2024, abrufbar unter: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(24)00702-5/fulltext, letzter Zugriff: 15.05.2024.


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