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Direkter Medikamentenvergleich erstmals möglich

Bei einem akuten Gichtanfall brauchen Betroffene aufgrund der starken Schmerzen möglichst schnell eine schmerzlindernde Behandlung. Diese erfolgt meist mit Colchicin, Glukokortikoiden wie Prednisolon oder nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). „Da es bisher keine vergleichenden Studien gibt, ist unklar welches Medikament wirksamer ist„, erzählt Projektleiterin Dr. Julia Truthmann, „deshalb starteten wir 2023 zusammen mit der Unimedizin Göttingen und dem Uniklinikum Würzburg eine Studie zum direkten Vergleich von Prednisolon und Colchicin“. COPAGO nennt sich die Studie, eine Abkürzung für „randomized controlled trial of Prednisolone versus Colchicine for acute gout im primary care". Sie bindet 60 Hausarztpraxen in den Regionen der drei Universitäten ein. Gichtanfälle werden meist hausärztlich behandelt, bisherige Studien wurden aber vor allem in Klinikambulanzen durchgeführt.

Studie ist doppelt verblindet

Patient:innen, die sich mit einem akuten Gichtanfall innerhalb von zwei Tagen nach Auftreten der Symptome in ihrer Hausarztpraxis vorstellen, können an der Studie teilnehmen. Die Betroffenen werden dann zufällig einer Behandlung zugeordnet: „Weder der behandelnde Hausarzt noch der Patient erfahren, ob die Therapie mittels Prednisolon oder Colchicin erfolgt", erklärt Truthmann. Seit Kurzem werden auch Teilnehmende durch das Studienteam an der Unimedizin Greifswald eingeschlossen. Passende Patient:innen werden dafür in Greifswalder Hausarztpraxen über die Möglichkeit der Studienteilnahme informiert und bei Interesse in der Unimedizin angemeldet.

Verbesserung der Gicht-Versorgung als Ziel

Ziel der Studie ist es, die Effektivität und Nebenwirkungen der beiden Medikamente direkt zu vergleichen. „Mit unserer Untersuchung wollen wir die Versorgung von Patient:innen mit Gicht verbessern, indem wir Grundlagen für neue Leitlinienempfehlungen zur sicheren und effektiven Behandlung des akuten Gichtanfalls schaffen", so Truthmann.

Computertomografie als zusätzliches Studienangebot

Die Studienteilnehmenden erhalten zusätzlich das Angebot, einmalig ihre Füße mittels Computertomografie untersuchen zu lassen. „Dabei wird geprüft, ob und wie viele Harnsäurekristalle vorhanden sind„, erklärt Dr. Robin Bülow, der die Untersuchungen durchführt und die Ergebnisse bewertet. So könne das Volumen einen Hinweis geben, wie schwer die Krankheit für die Betroffenen ist. „Die vorläufige Auswertung der Daten zeigt, dass das Volumen der Harnsäurekristallen bei den Teilnehmenden der COPAGO-Studie geringer ist als in Studien von Patient:innen, die in Krankenhäusern behandelt werden“, so der Facharzt für Diagnostische Radiologie weiter, „es konnten aber bei allen bisher untersuchten Patient:innen Harnsäurekristalle in den Füßen nachgewiesen werden".

Realitätsnahe Forschung für bessere Behandlung

„Diese Zwischenergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Studien im realen Versorgungskontext„, erklärt Julia Truthmann. Die meisten Gicht-Patient:innen werden hausärztlich behandelt – „daher ist es entscheidend, Forschungsergebnisse zu gewinnen, die diese Patientengruppe repräsentieren.“ Durch die Auswertung der Computertomografie-Daten können am Ende der Studie die Patient:innen besser charakterisiert werden. Die Studie läuft noch bis Januar 2026.

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Quelle:

Universität Greifswald