Frühzeitige Behandlung der ATTR-CM verbessert Prognose
Aktuelle Entwicklungen in der Behandlung der Transthyretin-Amyloidose mit Kardiomyopathie (ATTR-CM) standen im Fokus eines Symposiums im Rahmen des Kongresses der Deutschen Kardiologischen Gesellschaft (DGK) in Mannheim. Die bisher unterdiagnostizierte Transthyretin-Amyloidose mit Kardiomyopathie (ATTR-CM) wird mittlerweile immer häufiger bereits früh erkannt und behandelt, wodurch die an sich schlechte Prognose der ATTR-CM deutlich verbessert werden kann.
Früherkennung entscheidend für Therapieerfolg bei Wildtyp-ATTR-CM
Mit einer mittleren Überlebenszeit von nur etwa 3,6 Jahren nach Diagnosestellung hat die Wildtyp-ATTR-CM eine schlechte Prognose [1]. Wie PD Dr. Daniel Lavall vom Universitätsklinikum Leipzig erläuterte, wird die Erkrankung heutzutage deutlich häufiger und in früheren Stadien erkannt als noch vor wenigen Jahren [2]. Ursächlich hierfür sei vor allem eine verstärkte Aufmerksamkeit für die „Red Flags“ der Erkrankung, wie Karpaltunnelsyndrom oder das Vorliegen einer Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion und linksventrikulärer Hypertrophie. Nach Untermauerung des Verdachts mittels Echokardiographie erfolgt die Diagnose heute in der Regel non-invasiv mittels Skelettszintigraphie mit einem Technetium-Tracer, wobei die Schwarzfärbung des Herzens (Perugini-Score 2–3) bei gleichzeitigem Ausschluss einer Leichtketten-Amyloidose als beweisend gilt [3]. Eine möglichst frühe Diagnose sei besonders wichtig, da die Überlebenswahrscheinlichkeit mit dem Fortschreiten der Erkrankung immer weiter abnimmt, so Lavall.
Standardtherapie und neue Ansätze in der Behandlung der ATTR-CM
Wesentliche Behandlungsoptionen der ATTR-CM zur Vermeidung von Komplikationen umfassen Herzschrittmacher bei Leitungsstörungen, Gerinnungshemmer bei Vorhofflimmern sowie Diuretika bei Herzinsuffizienz. Diese Komplikationen könnten sich nicht selten bereits innerhalb eines kurzen Zeitraums entwickeln und lebensbedrohlich werden, so der Experte. Zur Prävention würden derzeit Betablocker (bei LVEF < 40%), Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten (MRA) und SGLT-2-Inhibitoren empfohlen (3). Darüber hinaus sind derzeit spezifische Behandlungsoptionen bereits vorhanden oder befinden sich in der Entwicklung, die direkt an den Ursachen der ATTR-CM ansetzen. TTR-Stabilisatoren wie der Wirkstoff Tafamidis 61 mg (Vyndaqel®) verhindern den vorzeitigen Zerfall der Transthyretin-Tetramere und damit den entscheidenden Schritt zur Bildung der Amyloid-Fibrillen. Andere Ansätze zielen via RNA-Silencing oder Gene Editing darauf ab, die Bildung des TTR-Proteins in der Leber zu reduzieren, während neue Antikörper bestehende Amyloid-Ablagerungen beseitigen sollen [4].
Langfristige Wirksamkeit von Tafamidis belegt
Tafamidis 61 mg wurde 2020 zur Behandlung beider Formen der ATTR-CM als einmal täglich einzunehmende Weichkapsel zugelassen. Basis waren die Daten der Zulassungsstudie ATTR-ACT, in der Tafamidis das Mortalitätsrisiko vs. Placebo nach 30 Monaten um 30% und die Rate CV-bedingter Hospitalisierungen um 32% senken konnte [5]. Mittlerweile liegen mit der Long Term Extension Studie der ATTR-ACT klinische Daten vor, die die langfristige Wirksamkeit und Verträglichkeit von Tafamidis über mehr als 5 Jahre belegen (6). Die Real-World-Daten der THAOS-Studie untermauern diese Evidenz darüber hinaus für den Einsatz von Tafamidis 61 im klinischen Alltag [6]. Lavall zufolge könne Tafamidis nach individueller Beurteilung eine Option für Patient:innen im NYHA-Stadium III sein und auch bei Patient:innen über 80 Jahren erfolgreich eingesetzt werden, wie Real-World-Daten zeigten [7, 8].
Praxisbesonderheit ermöglicht budgetneutrale Verordnung von Tafamidis
Im Anschluss stellten Prof. Dr. Roman Pfister von der Uniklinik Köln und der niedergelassene Kardiologe Dr. Fabian Stahl, Hamburg, Kasuistiken aus ihrem klinischen Alltag vor. Hierbei wurde deutlich, dass die Diagnose einer ATTR-CM keineswegs so schwierig ist, wie früher oft befürchtet und dass sie bei Kenntnis der möglichen „Red Flags“ sehr rasch und gezielt erfolgen kann. Unbegründet sei bei gesicherter Diagnose auch die Furcht vor einem Regress, erläuterte Stahl. So sei Tafamidis in der ambulanten Praxis ab dem ersten Behandlungsfall bei Erwachsenen mit Wildtyp- oder hereditärer ATTR-CM als Praxisbesonderheit nach §130b Abs. 2 SGB V anerkannt. Dies bedeute, dass bei einer Verordnung von Tafamidis, die durch eine gut dokumentierte Diagnose abgesichert sei, keine statistische Auffälligkeit oder Prüfung ausgelöst werde.
Quelle:Pfizer
Literatur:
- (1)
Grogan M et al. J Am Coll Cardiol. 2016;68(10):1014-1020.
- (2)
Garcia-Pavia P et al. Eur Heart J. 2021; 42(16): 1554 – 1568; 11.
- (3)
Arbelo E .et al. Eur Heart J 2023 Oct 1;44(37):3503-3626.
- (4)
Aimo A. et al Nature Reviews Cardiology 2022; 19,655–667.
- (5)
Maurer MS et al. N Engl J Med. 2018;379:1007–1016.
- (6)
Elliott P, al. Circ Heart Fail. 2022 Jan;15(1):e008193.
- (7)
Garcia-Pavia P et al. J J Card Fail.2025 Mar;31(3):525-533.
- (8)
Sperry BW et al. JAMA Cardiol.2023; 8:275-217.
- (9)
Debonnaire P et al. Eur Heart J 2025; 46: 1057-1070.