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Medizin

RABBIT-Register: Empfohlene Therapieeskalation bei RA nicht immer umgesetzt

„Um dauerhafte Schäden an den Gelenken durch eine RA zu verhindern, ist eine frühe und effektive Behandlung wichtig“, betonte Prof. Dr. Feist. Die vor kurzem überarbeiteten Empfehlungen der European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) sehen als initiale RA-Therapie konventionelle synthetische krankheitsmodifizierende Antirheumatika (csDMARD) wie Methotrexat in Kombination mit Kortikosteroiden vor. Neu ist, dass Kortikosteroide so rasch wie möglich wieder abgesetzt werden sollten.3 Werden mit einem csDMARD die Therapieziele nicht erreicht und liegen eine hohe Krankheitsaktivität oder prognostisch ungünstige Faktoren vor, sollte ein biologisches (b) oder zielgerichtetes synthetisches (ts) DMARD erwogen werden (4). Eine aktuelle Auswertung des RABBIT-Registers zeigt, dass diese Empfehlungen in Deutschland weitgehend umgesetzt werden und b/tsDMARDS zwischen 01/2017 und 10/2021 häufiger eingesetzt wurden. Dennoch erhielt ein Drittel der Patient:innen nicht die empfohlene Therapieeskalation (5).

PROSARA-Studie: Real-World-Daten aus Deutschland zum Einsatz von Sarilumab

Sarilumab (Kevzara®) ist eine wichtige Therapieoption für RA-Patient:innen direkt nach dem Versagen von csDMARDs sowie in späteren Therapielinien. Interessante Daten zum Einsatz von Sarilumab im rheumatologischen Alltag liefert jetzt die vierte Interimsanalyse der prospektiven, nicht-interventionellen Prosara-Studie, wie Prof. Feist erläuterte. „Randomisierte kontrollierte Studien sind der Goldstandard, um Wirksamkeit und Sicherheit eines Arzneimittels unter definierten Bedingungen zu untersuchen. Real-World-Studien stellen eine wichtige Ergänzung dar, da sie die Effektivität und Sicherheit eines Arzneimittels unter den realen Bedingungen des klinischen Alltags abbilden“, so Prof. Dr. Feist. Die in Deutschland durchgeführte, multizentrische PROSARA-Studie beurteilt die Wirksamkeit und Sicherheit von Sarilumab bei der Behandlung von Menschen mit einer RA über 24 Monate (1, 2).
 
 

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Mehrzahl der RA-Patient:innen weist Komorbiditäten auf

„Die eingeschlossenen Patient:innen bilden eine typische Kohorte an RA-Patient:innen ab und viele Teilnehmende können als schwer zu behandeln eingestuft werden“, erklärte Prof. Dr. Feist. Zu Baseline lag das mittlere Alter der Patient:innen (n=714) bei 58,1 Jahren und drei Viertel waren weiblich (76,5%). Die Teilnehmenden waren im Durchschnitt seit mehr als 10 Jahren an RA erkrankt. Zu den Vorbehandlungen zählten csDMARDs (96,9%), Glukokortikoide (83,1%), TNF-Inhibitoren (57,3%), andere Biologika (27,4%) und JAK-Inhibitoren (21,6%). Fast 80% der Teilnehmenden wiesen mindestens eine Komorbidität auf, darunter Hypertonie, degenerative Gelenkerkrankungen, Osteoporose, kardiovaskuläre und psychische Erkrankungen (2).

Sarilumab verbessert RA-Symptomatik schnell und effektiv

Prof. Dr. Feist betonte: „Die Therapie mit Sarilumab zeigte in der Routinebehandlung eine schnelle und klinisch bedeutsame Verbesserung der RA-Symptome.“ So verbesserte sich der DAS(Disease Activity Score)28-(Erythrozytensedimentationsrate)ESR von durchschnittlich 4,7 ± 1,48 auf 2,3 ± 1,33. Eine DAS28-ESR-Remission erreichten fast zwei Drittel (65%) und eine geringe Krankheitsaktivität fast drei Viertel (71,8%) der Teilnehmenden.

CDAI verbessert sich bei RA-Patient:innen unter Sarilumab signifikant

Der Clinical Disease Activity Index (CDAI) als ein von Entzündungswerten unabhängiger Aktivititätsparameter hatte sich nach 24 Monaten von 24,4 ± 13,53 auf 8,9 ± 9,2 verbessert, eine CDAI-Remsission erreichten 28,7% und eine geringe Krankheitsaktivität 69,8% der Patient:innen. Die Verbesserungen von DAS28-ESR und CDAI unter Sarilumab nach 24 Monaten waren bei sero-positiven und -negativen Patient:innen vergleichbar (2). In einer weiteren Auswertung konnte gezeigt werden, dass Sarilumab die Krankheitsaktivität auch von RA-Patient:innen wirksam reduzierte, die auf JAK-Inhibitoren oder den IL-6-Rezeptor-Inhibitor Tocilizumab nur unzureichend ansprachen (1). Bisher ist nur wenig zur Umstellung auf bDMARDS nach unzureichendem Ansprechen auf JAK- oder IL-6-Rezeptor-Inhibitoren bekannt. Diese Wissenslücke kann durch PROSARA weiter geschlossen werden. Das Sicherheitsprofil der Interimsanalyse stimmte mit der aus randomisierten kontrollierten klinischen Studien überein, es traten keine neuen Sicherheitssignale auf.1,2

Schwer zu behandelnde Patient:innen zunehmend im Fokus der Rheumatologie

Patient:innen mit schwer zu behandelnder RA (difficult-to-treat RA, D2T RA) waren auch auf dem DGRh-Kongress ein vieldiskutiertes Thema. Es handelt sich dabei um eine neu definierte Gruppe von RA-Patient:innen, bei denen mindestens 2 b/tsDMARDs versagt haben. Sie weisen eine aktive Erkrankung auf und das RA-Management wird von Rheumatolog:in bzw. Patient:in als problematisch eingestuft (6). Dieses Klientel wird Prof. Dr. Feist zufolge künftig stärker in den Fokus der Behandlung rücken.

Aktuelle Diskussion um JAK-Inhibitoren in der Rheumatologie

Prof. Dr. Feist ging zudem auf die derzeitige Diskussion zum Sicherheitsprofil von Januskinase(JAK)-Inhibitoren ein: Aufgrund negativer Sicherheitssignale sollen den aktualisierten EULAR-Empfehlungen zufolge JAK-Inhibitoren nur noch bei Patient:innen eingesetzt werden, die keine Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen aufweisen (3). Hintergrund der Änderung der Leitlinie waren Signale für eine erhöhte Rate an MACE (Major Adverse Cardiovascular Events) unter Tofacitinib in der ORAL-Surveillance-Studie (7). Eine beim DGRh-Kongress 2022 vorgestellte Auswertung des RABBIT-Registers, in das ein vergleichbares Patient:innenkollektiv wie in die ORAL-Surveillance-Studie eingeschlossen wurde, konnte diese Ergebnisse zwar nicht bestätigen (8). „Um eine abschließende Bewertung vornehmen zu können, sind jedoch weitere Daten aus randomisierten kontrollierten Studien nötig. Bis dahin sollten JAK-Inhibitoren mit der gebotenen Vorsicht eingesetzt werden“, erklärte Prof. Dr. Feist.Quelle:

Sanofi

Literatur:(1) Tony et al. Rheumatology Advances in Practice 2022;6(1)
(2) Feist E et al. Ann Rheum Dis 2020; 79: 298
(3) Smolen J. Update of the EULAR Recommendations on the management of Rheumatoid Arthritis, EULAR 2022, 1. Juni 2022.
(4) Fiehn C et al. Z Rheumatol https://doi.org/10.1007/s00393-018-0481-y
(5) Meissner Y et al. Abstract EV.18; DGRh-Kongress 2022
(6) Nagy G et al. Ann Rheum Dis 2020;0:1–5. doi:10.1136/annrheumdis-2020-217344
(7) Rote Handbrief 6. Juli 2021.
(8) Meissner Y et al. Abstract RA.29; DGRh-Kongress 2022

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