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Post-COVID-Syndrom betrifft bis zu 17% der Infizierten

Das Post-COVID-Syndrom (PCS) betrifft etwa 3–17% der Personen nach einer Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2. Die Betroffenen leiden an Spät- bzw. Langzeitfolgen mit unterschiedlicher Symptomatik. Die Ursachen sind noch weitestgehend ungeklärt. Das Team um Dr. Karosham Reddy, Professor Markus Weckmann (beide FZB), Professor Hauke Busch und Privatdozentin Dr. Anke Fähnrich aus der Medizinischen Systembiologie des Lübecker Instituts für Experimentelle Dermatologie (LIED) hat daher Proben von Nasenbiopsien von 25 Patient:innen mit Post-COVID-Syndrom auf zellulärer und molekularer Ebene untersucht. Die Proben sind im Rahmen von NAPKON, einer bundesweiten Post-COVID-Kohorte, entnommen worden.

Strukturelle Veränderungen der Atemwegsschleimhaut nachgewiesen

Die Forschenden haben unter anderem die vorhandenen Zelltypen und Signalwege, mit denen die Zellen miteinander kommunizieren, analysiert. Dabei fanden sie heraus, dass die Schleimhaut der oberen Atemwege auch Monate nach einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion strukturell verändert bleibt – auch wenn keine aktive Virusinfektion mehr vorliegt. Dabei haben sie zwei zentrale Botenstoffe identifiziert: TNFα und TGFβ. Diese sind offenbar für eine anhaltende Fehlprogrammierung der Schleimhautzellen verantwortlich. Dr. Reddy und Professor Markus Weckmann am FZB konnten die Befunde in innovativen, humanen Schleimhautmodellen bestätigen.

Botenstoffe stören Regeneration des Flimmerepithels

„Unsere Daten zeigen, dass die Kombination der beiden Botenstoffe TNFα und TGFβ die Regeneration des Flimmerepithels empfindlich stört", erklärt Dr. Reddy. „Die anhaltende Entzündung in der Nasenschleimhaut wird also nicht durch das Virus selbst aufrechterhalten, sondern durch diese Botenstoffe angetrieben“, so Reddy weiter. Die Atemwegsschleimhaut kann somit ihre Abwehrfunktion nicht aufrechterhalten, wodurch langanhaltende Atemwegsbeschwerden und erhöhte Infektanfälligkeit, die für PCS typisch sind, resultieren können.

Neue Therapieansätze für Post-COVID-Syndrom möglich

Die Ergebnisse der Studie könnten neue Ansatzpunkte für die gezielte Behandlung des Post-COVID-Syndroms liefern. „Unsere Beobachtungen weisen auf spezifische Signalwege hin, die offenbar bei PCS eine entscheidende Rolle spielen. Diese könnten therapeutisch gezielt beeinflusst werden, um so die Symptome zu lindern und möglicherweise langfristige Schäden in der Nasenschleimhaut zu verhindern", sagt die federführende Autorin PD Dr. Fähnrich. Die beobachteten Mechanismen könnten sogar auch bei anderen chronischen Lungenerkrankungen eine Rolle spielen, was in weiteren Studien genauer untersucht werden muss.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit als Erfolgsfaktor

Die Studie ist ein Beispiel für gelungene interdisziplinäre und translationale Forschung innerhalb des Exzellenzcluster PMI. Entscheidend für den Erfolg war die enge Zusammenarbeit zwischen dem FZB, dem LIED an der Universität Lübeck und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), sowie dem Industriepartner Singleron. Nur durch diese enge Kooperation konnten hochwertige Einzelzelldaten erhoben und mit modernen bioinformatischen Verfahren ausgewertet werden.

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Quelle:

Exzellenzcluster Präzisionsmedizin für chronische Entzündungserkrankungen

Literatur:

(1)

Reddy KD et al. (2025): scRNA-seq reveals persistent aberrant differentiation of nasal epithelium driven by TNFα and TGFβ in post-COVID syndrome. Nature Communications, DOI: 10.1038/s41467-025-64778-0

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