Welt-Sepsis-Tag 2025: Digitale Präzisionsdiagnostik verbessert Patientenversorgung
Alle sechs Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an einer Sepsis, der schwersten Verlaufsform einer Infektion. Unbehandelt endet die sogenannte „Blutvergiftung“ immer tödlich – und auch die Diagnostik und Behandlung stellt Kliniken und Ärzt:innen vor große Herausforderungen. Anlässlich des Welt-Sepsis-Tages am 13. September 2025 stellt sich die Frage, wie Sepsis schneller diagnostiziert und besser therapiert werden kann. Antworten hierauf liefert die kürzlich abgeschlossene Studie „DigiSep – Optimierung der Sepsis-Therapie auf Basis einer patientenindividuellen digitalen Präzisionsdiagnostik“ [1].
Verbesserte Behandlungsergebnisse durch zielgerichtete Behandlung nach Sepsisbeginn
„Die DigiSep-Studie zeigt, dass eine frühzeitige und präzise Erkennung des auslösenden Erregers entscheidend für die Behandlung von Sepsis ist“, erklärt Prof. Dr. Thorsten Brenner, Leiter des DigiSep-Forschungsprojekts und Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen. „Wenn eine digitale Präzisionsdiagnostik bei dem Verdacht auf eine Sepsis eingesetzt wird, so kann das zu einer passgenaueren Therapie führen. Für die Patientinnen und Patienten bedeutet dies nicht nur kürzere Aufenthalte auf der Intensivstation und im Krankenhaus, sondern auch eine signifikant höhere gesundheitsbezogene Lebensqualität 90 Tage nach Sepsisbeginn. Für Kliniken und Krankenkassen stellt sich die Präzisionsdiagnostik als kostenneutral dar, weil sich Kosteneinsparungen durch eine geringere Inanspruchnahme von Ressourcen und höhere Kosten für die innovative Diagnostik gegenseitig aufwiegen.“
Next-Generation Sequencing ermöglicht schnelle und umfassende Pathogendiagnostik
Im Zentrum der Studie stand ein innovatives Diagnostikverfahren, das auf Next-Generation Sequencing (NGS) basiert. Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden wie der Blutkultur, die oft mehrere Tage benötigt und nur lebensfähige Erreger nachweisen kann, analysiert NGS die zellfreie DNA in einer Blutprobe des Patienten. Innerhalb weniger Stunden können damit mehr als 16.000 Mikroben identifiziert werden, darunter 1.500 beschriebene Keime wie Bakterien, DNA-Viren, Pilze und Parasiten. Zudem lassen sich auch Krankheitserreger nachweisen, die schwer oder nicht kultivierbar sind, oder durch eine bestehende antiinfektive Therapie im Wachstum gehemmt sind.
Ergebnisse der DigiSep-Studie belegen Vorteile digitaler Präzisionsdiagnostik
In der DigiSep-Studie wurde untersucht, wie sich der Einsatz dieser digitalen Diagnostik auf die Behandlung von Sepsis-Patient:innen auswirkt. Bei der Hälfte der fast 400 Studienteilnehmer:innen wurde das Blut zusätzlich zu den Standardverfahren mit NGS analysiert.
Die Ergebnisse sind vielversprechend: Im Vergleich zur Blutkultur führte das NGS-Verfahren zum Zeitpunkt des Sepsisbeginns viermal häufiger und drei Tage nach Sepsisbeginn sogar zehnmal häufiger zu einem positiven Ergebnis bei der Identifikation der Krankheitserreger. Knapp 85% dieser Ergebnisse wurden im Rahmen einer retrospektiven Expertenbefragung als plausibel eingestuft. Zudem konnten zahlreiche Faktoren signifikant verbessert werden, etwa die Beatmungsdauer, die Schockdauer und die gesundheitsbezogene Lebensqualität 90 Tage nach Sepsisbeginn. Diese Ergebnisse zeigen, dass die NGS-basierte Diagnostik das Potenzial hat, die Behandlung von Sepsispatient:innen zu optimieren und das langfristige Behandlungsergebnis zu verbessern.
Nominierung für den MSD-Gesundheitspreis 2025
Am Welt-Sepsis-Tag 2025 macht DigiSep deutlich, welchen Beitrag innovative Ansätze zur medizinischen Versorgung und der Lebensqualität der Betroffenen leisten können. Unterstrichen wird die Aktualität und Relevanz des Themas durch die aktuelle Nominierung von DigiSep für den MSD-Gesundheitspreis 2025. „Eine Auszeichnung mit dem diesjährigen MSD-Gesundheitspreis würde uns helfen, das Erkrankungsbild der Sepsis wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen und noch mehr Aufmerksamkeit auf das wichtige Thema der Sepsis-Diagnostik zu lenken“, so Prof. Brenner. „Letztendlich ist es unser Ziel, allen von Sepsis betroffenen Patienten eine optimale und für sie maßgeschneiderte Therapie anbieten zu können sowie unnötige Sepsis-assoziierte Todesfälle und Spätfolgen zu verhindern.“
Quelle:Universitätsmedizin Essen
Literatur:
- (1)
Brenner T et al. Beneficial effects of a clinical metagenomics intervention on clinical outcomes, healthcare economics, and quality of life in patients with sepsis/septic shock: results of the DigiSep-trial. ESCMID Global 2025. L0025. DOI: