Gut begleitet und selbstbestimmt altern dank Senioren-Assistenz
Birgit Frohn Dipl. biol.„Ich möchte so lange es geht, rundum versorgt zuhause bleiben…“ Diesen Wunsch kann die Senioren-Assistenz erfüllen. Denn diese Dienstleistung setzt genau dort an, wo die üblichen Pflegedienste nicht greifen und private Fürsorge an ihre Grenzen kommt.
Der unaufhaltsame demographische Wandel bringt enorme Herausforderungen mit sich – gesundheitlich, pflegerisch und wirtschaftlich. Mit immer mehr Älteren wächst schließlich die Zahl jener, die potenziell stationäre Pflege brauchen. Dazu würden bereits jetzt die finanziellen Mittel der Pflegeversicherungen nicht ausreichen. Dass Senioren so lange wie möglich in ihrem eigenen Wohnumfeld leben können, wird insofern nicht nur immer wichtiger, sondern ist Basis dafür, die enorme Alterung künftig zu bewältigen.
Senioren-Assistenz schließt die Lücke
Um den Gang in ein Pflegeheim zu verzögern oder ganz zu vermeiden, benötigen Senioren meist schon vor Erreichen eines Pflegegrades gezielte Unterstützung. Zumal viele von ihnen inzwischen alleine leben und von sozialer Isolation bedroht sind. Denn ältere Menschen benötigen weit mehr als nur „satt und sauber“ – die Prämisse der ambulanten Pflege – zu sein. Unerlässlich wichtig für ihr Wohlbefinden und damit für den Erhalt ihrer Selbstständigkeit zuhause sind auch kommunikativer Austausch mit anderen, empathische Zuwendung sowie sofern noch mobil körperliche Aktivität. Genau hier greift die Senioren-Assistenz.
Denn Senioren-Assistenten begleiten als selbständig tätige Dienstleister ältere Menschen mit oder ohne Pflegegrad in der häuslichen Umgebung und sorgen für deren soziale Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Ziel ist es dabei stets, die Lebensfreude und Eigenständigkeit der Senioren zu fördern und zu erhalten. Auf diese Weise kann es auch gelingen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden bleiben zu können und den Gang ins Pflegeheim zu verzögern oder ganz zu vermeiden. So entlastet Senioren-Assistenz jeden Einzelnen sowie das Pflegesystem und damit unsere Gesellschaft.
Schon gewusst?
Senioren-Assistenz kann bei Vorliegen eines Pflegegrades über die Pflegekassen erstattet und auch steuerlich geltend gemacht werden.
„Partnerschaftliche Begleitung auf Augenhöhe“
Was macht Senioren-Assistenz aus und anders? Das erklärt die „Erfinderin“ Ute Büchmann am besten selbst. Im Interview beantwortet sie die wichtigsten Fragen:
Frau Büchmann, was genau machen professionelle Senioren-Assistenten?
Ute Büchmann: Im Fokus steht immer, dass die Senioren so lange wie möglich selbstbestimmt in ihrem Zuhause leben können. Um dieses Ziel umzusetzen, bieten Senioren-Assistenten eine qualifizierte und verlässliche Begleitung im eigenen Wohnumfeld für alle Belange des täglichen Lebens an. Dabei bringen sie stets viel Empathie, Zeit und ein offenes Ohr für jedwede Anliegen mit.
Zur konkreten Unterstützung im Alltag und um die Eigenständigkeit zu erhalten sowie zu fördern gibt es je nach den individuellen Wünschen und Fähigkeiten viele Möglichkeiten. So beispielsweise gemeinsam mit den Senioren einkaufen gehen und kochen, zusammen körperlich und geistig aktiv sein oder Kulturangebote vor Ort nutzen. Begleitung zum Arzt oder Frisör, bei Behördengängen oder auf Reisen sowie die Erledigung amtlicher Angelegenheiten sind weitere wichtige Eckpfeiler der Arbeit. Soziale Kontakte fördern und Treffen mit anderen Senioren organisieren, etwa zum Spielen oder Kaffeetrinken, gehört ebenfalls dazu. Soweit nur einiges aus der breiten Palette der Assistententätigkeit.
Welche Vorteile bietet die Senioren-Assistenz?
Ute Büchmann: Sie kann den Gang ins Pflegeheim hinauszögern oder vermeiden und ist eine sehr effektive Präventionsmethode: Sie erhöht nachgewiesenermaßen die Lebensqualität und hält länger gesund und fit. Für mehr Lebensfreude sorgt sie automatisch mit, da die Senioren Wertschätzung und Anerkennung erfahren und zur sozialen Teilhabe motiviert und befähigt werden. Auch die Angehörigen profitieren enorm, da sie entlastet werden. Denn Senioren-Assistenten kümmern sich stellvertretend und das gibt Sicherheit – vor allem, wenn man als Angehöriger nicht selbst vor Ort sein kann. Nicht zuletzt und sehr wichtig, kann Senioren-Assistenz von den Pflegekassen erstattet sowie steuerlich geltend gemacht werden.
Wie unterscheidet sich diese Dienstleistung von Pflegediensten?
Ute Büchmann: Senioren-Assistenten bieten eine nicht pflegerische Begleitung und Unterstützung im Alltag an. Damit können sie die Pflegedienste nicht ersetzen, jedoch ganz hervorragend ergänzen. Denn sie haben Zeit, ein offenes Ohr und widmen sich einfühlsam auch jenen Bedürfnissen der Senioren, die über Nahrungsaufnahme, Körperpflege und medizinische Versorgung hinausgehen. Eine derart umfassende psycho-soziale Rundumversorgung können Pflegedienste aus verständlichen Zeit- und Kostengründen überhaupt nicht leisten. Darüber hinaus sind Senioren-Assistenten auch keine Haushaltshilfen. Das ist ebenfalls wichtig zu wissen und zu berücksichtigen, wenn man sich entschließt, dieses Angebot zu nutzen.
Welche Fähigkeiten sollten professionelle Senioren-Assistenten besitzen?
Ute Büchmann: Auf jeden Fall sollten sie ältere Menschen mögen und Freude daran haben, sich offen auf sie und ihre Bedürfnisse einzulassen. Weiterhin erforderlich sind Empathie, Geduld, gutes Allgemeinwissen und Organisationstalent sowie gute Kommunikationsfähigkeiten. Denn Kommunikation ist das Handwerkszeug der Senioren-Assistenz.
Wie läuft die Ausbildung bei Büchmann Seminare KG ab?
Ute Büchmann: Sie teilt sich in drei Bereiche auf. Bei der Vermittlung von Fachwissen geht es unter anderem um Krankheiten im Alter, Gedächtnistraining und Rechtliches. Kompetenzen werden etwa durch Kommunikationstraining sowie Konfliktbewältigung geschult. Ein zentraler Bestandteil ist ferner die Unterstützung bei der Etablierung auf dem Markt: Sie umfasst unter anderem Hilfestellung bei der Kundengewinnung durch unser Vermittlungs-Portal und wesentliche Informationen zu Marketing und Existenzgründung. Diese umfangreiche Nachbetreuung grenzt uns von anderen Anbietern ab.
Über Ute Büchmann
2007 gründete die Mutter von vier Kindern ihr Sozialunternehmen Büchmann Seminare KG. Mit diesem qualifiziert sie lebenserfahrene Menschen aus allen Bundesländern als Senioren-Assistentinnen und -Assistenten. Inzwischen sind rund 3.000 Personen nach ihrem Plöner Modell qualifiziert. 2019 erhielt Ute Büchmann als soziale Unternehmerin den Zugabe-Preis der Körber-Stiftung.