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Eine Grippe kann gefährlich werden

Eine Influenza, wie die Grippe medizinisch heißt, ist keine Bagatelle. Sie ist weitaus gravierender als eine Erkältung und kann sogar lebensbedrohlich sein: Nach wie vor versterben jährlich weltweit eine halbe Million Menschen an einer Infektion mit Influenzaviren. Eine Grippe darf mithin keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden. Besonders aufpassen müssen Menschen mit einer chronischen Erkrankung. Denn eine solche sogenannte Grunderkrankung kann die Gefahr, erheblich schwer an einer Grippe zu erkranken, deutlich erhöhen. Das gilt allen voran bei Herz-Kreislauf-Krankheiten.

Wie sich Erkältung und Grippe unterscheiden

Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass sie beide von Viren verursacht werden. Wobei einer Erkältung diverse virale Erreger zugrunde liegen können – über zweihundert sind inzwischen bekannt – und eine Grippe einzig durch Influenzaviren ausgelöst wird. Klar erkennbar verschieden, auch für medizinische Laien, sind Beginn und Verlauf. Während sich bei einer Erkältung die Symptome nach und nach verstärken, macht eine Grippe gewissermaßen von jetzt auf gleich schachmatt. Eben noch fit, liegt man ein paar Stunden später schlapp im Bett – üblicherweise mit Kopf- und Gliederschmerzen sowie Schüttelfost und oft hohem Fieber. Diese Beschwerden können sich hartnäckig halten, durchaus über fünf bis sieben Tage hinweg. Ist die akute Grippe dann überstanden, dauert es vielfach einige Wochen, bis die Betroffenen wieder voll auf den Beinen sind. Eine Erkältung bessert sich hingegen binnen ein paar Tagen ohne Spätfolgen.

Warum die Grippeschutzimpfung auch Herzschutz ist

Dass Grippeviren für Herzpatienten immens gefährlich werden können, hat mehrere Gründe. So beeinflussen sie die Blutgerinnung und machen dadurch das Blut vereinfacht gesagt dicker. Das senkt dessen Fließgeschwindigkeit, was Risiken für Herz und Gefäße birgt. Weiterhin fördern diese Viren entzündliche Prozesse im Körper. Damit erhöhen sie das Risiko, dass Ablagerungen in den Gefäßen – Plaques genannt – instabil werden. Sie können leichter aufreißen und als Blutgerinnsel ein Herzkrankgefäß verstopfen. Dies kann einen Herzinfarkt verursachen. Studien zufolge erhöht eine Grippeinfektion innerhalb der ersten sieben Tage das Herzinfarktrisiko um das Sechsfache [1]. Auch eine bestehende Herzschwäche kann sich enorm verschlechtern und für eine Einweisung ins Krankenhaus sorgen. Das meist bestehende Fieber kann zudem zu Herzrhythmusstörungen führen.

Wissenschaftlich belegt wirksam

All das erklärt, weshalb die Grippeschutzimpfung gerade bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen unerlässlich und hocheffektiv ist. So zeigte sich, dass geimpfte Betroffene einen deutlichen Überlebensvorteil gegenüber jenen ohne Impfung haben [2]. Entsprechend hat die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) erst kürzlich Impfungen und speziell die gegen Grippe als weitere Säule der Vorbeugung für Herz und Gefäße eingestuft [3]. Viele Untersuchungen haben dies bereits belegt [4, 5].

Die gefährliche Tücke der Grippeviren

Diese Viren sind Meister der Tarnung, das macht sie so brisant: Sie besitzen die Fähigkeit, ihre Oberfläche ständig zu verändern. Hier sitzen die entscheidenden Moleküle, die für ihre Erkennung und Bekämpfung durch das Immunsystem erforderlich sind. Indem sie deren Strukturen immer wieder neu kombinieren, gelingt es den Verwandlungskünstlern, unserer körpereigenen Abwehr zu entgehen. Deshalb muss es anders als bei anderen Impfungen alljährlich neue Zusammensetzungen für die Impfstoffe geben. Entsprechend müssen diese auch jedes Jahr neu verabreicht werden. Schließlich können die Chamäleons unter den Viren locker aushebeln, was zuletzt gut funktioniert hat. Um die neuen Varianten zu identifizieren, untersuchen Referenzlabore rund um den Globus kontinuierlich die zirkulierenden Influenza-Viren. Anhang ihrer Ergebnisse legt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dann die Zusammensetzung der Impfstoffe für die aktuelle Saison fest.

Impfen schützt – wenn auch nicht hundertprozentig

Wie jede andere Immunisierung kann auch die Grippeschutzimpfung nicht garantieren, dass es zu keiner Infektion kommt. Allerdings senkt sie das Risiko dafür ganz erheblich. Und im Fall einer Ansteckung sorgt die Impfung dafür, dass die Erkrankung milder und mit weniger Komplikationen verläuft. Der beste Zeitpunkt für die Grippeschutzimpfung liegt vor Beginn der Grippesaison – hierzulande im Oktober und November. Der volle Impfschutz hat sich dann nach zwei Wochen aufgebaut. Somit lässt sich den ersten Attacken der Influenzaviren, die bereits im Dezember starten können, gut Paroli bieten. Die Impfung erfolgt aller Regel nach in der allgemeinmedizinischen Hausarztpraxis oder beim Internisten – diese bieten sie meist auch bereits ab Oktober per Aushang an.

Wenn es doch passiert ist

Dann heißt es: Ab ins Bett und schonen. Was die meisten mit einer Grippe angesichts ihrer miserablen Verfassung ohnehin befolgen. Wichtig ist weiterhin, viel zu trinken. Das gleicht den Verlust an Flüssigkeit durch das fiebrige Schwitzen aus und hilft dem Körper dabei, die Krankheitserreger besser bekämpfen zu können. Hohes Fieber, also rektal gemessene Temperatur über 39°C, muss gesenkt werden. Zeigen feuchte Wadenwickel keine Erfolge, ist Paracetamol angesagt. Diesen fiebersenkenden Wirkstoff gibt es rezeptfrei in der Apotheke.

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Quelle:

Deutsche Herzstiftung

Literatur:

(1)

Kwong J. C. et al. Acute Myocardial Infarction after Laboratory-Confirmed Influenza Infection. N Engl J Med 2018; 378 (4): 345 – 353.

(2)

Modin D. et al. Influenza Vaccine in Heart Failure. Circulation 2019; 139 (5): 575 – 586.