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Lungenembolie

von Dr. rer. nat. Marion Adam

Lungenembolie
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Lungenembolien sind weltweit die dritthäufigste kardiovaskuläre Todesursache nach Schlaganfall und Herzinfarkt (1).
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Was ist eine Lungenembolie?

Die Erkrankung ist durch einen Verschluss des Blutflusses in einer Lungenarterie gekennzeichnet. Dieser Verschluss wird in der Regel durch eine Thrombose, meist eine tiefe Beinvenenthrombose, verursacht. Ein im Bein gebildetes Blutgerinnsel kann sich ganz oder teilweise lösen und mit dem Blutfluss in die Lungenarterie wandern und dort plötzlich den Blutfluss blockieren (1, 2).
Die Inzidenz der Lungenembolie liegt bei 60 bis 120 pro 100.000 Menschen pro Jahr.

Wie entsteht eine Lungenembolie?

Ein Blutgerinnsel (Thrombus), das sich in einem Blutgefäß in einem Teil des Körpers bildet, sich löst und mit dem Blut in einen anderen Teil des Körpers wandert, wird als Embolus bezeichnet. Ein Embolus kann in einem Blutgefäß stecken bleiben. Dadurch kann bei Patient:innen die Blutzufuhr zu einem bestimmten Organ blockiert werden. Diese Verstopfung eines Blutgefäßes durch einen Embolus wird als Embolie bezeichnet. Bei vielen Patient:innen geht einer Embolie eine Thrombose in den tiefen Beinvenen voraus (1, 2).
Das Herz, die Arterien, die Kapillaren und die Venen bilden den Blutkreislauf des Körpers. Das Blut wird mit großer Kraft vom Herzen in die Arterien gepumpt. Von dort fließt das Blut in die Kapillaren (winzige Blutgefäße im Gewebe). Über die Venen gelangt das Blut zurück zum Herzen. Auf dem Weg durch die Venen zurück zum Herzen verlangsamt sich der Blutfluss. Manchmal kann diese Verlangsamung des Blutflusses zur Bildung von Blutgerinnseln führen.
 
 
 

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Welche Komplikationen treten bei Lungenembolien auf?

Lungenembolien können lebensbedrohlich sein. Etwa ein Drittel der Patient:innen überlebt eine Erkrankung, die unerkannt und ohne Behandlung bleibt, nicht (1, 2).
Lungenembolien können bei einigen Patient:innen auch zu einer pulmonalen Hypertonie führen, bei der der Blutdruck in der Lunge und in der rechten Herzhälfte zu hoch ist. Wenn die Arterien in der Lunge verstopft sind, muss das Herz stärker arbeiten, um das Blut durch die Gefäße zu pumpen. Das erhöht den Blutdruck und schwächt schließlich das Herz.
In seltenen Fällen bleiben kleine Blutgerinnsel, so genannte Embolien, in der Lunge zurück, und mit der Zeit bilden sich Narben in den Lungenarterien. Dies schränkt den Blutfluss ein und führt zu chronischem Lungenhochdruck.
Die chronisch-thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) ist eine seltene Langzeitkomplikation nach einer bzw. nach rezidivierenden Lungenembolien. Die Inzidenz wird aktuell auf 5 Fälle pro 1 Million Personen/Jahr geschätzt (2).

Ursachen: Wer bekommt eine Lungenembolie?

Die häufigsten Ursachen und Risikofaktoren einer Lungenembolie sind:
 
  • Vererbung: genetische Blutgerinnungsstörungen
  • chirurgischer Eingriff oder Verletzungen (insbesondere an den Beinen) oder orthopädische Eingriffe
  • Situationen, in denen die Mobilität eingeschränkt ist, z.B. bei Bettruhe für längere Zeit, bei langen Flug- oder Reisestrecken oder bei Lähmungen
  • Vorgeschichte von Blutgerinnseln
  • Alter
  • Krebs und Krebstherapie
  • bestimmte Erkrankungen, wie Herzinsuffizienz, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Bluthochdruck, Schlaganfall und entzündliche Darmerkrankungen
  • bestimmte Medikamente, wie Anti-Baby-Pillen und Östrogenersatztherapie
  • Schwangerschaft: während und nach der Schwangerschaft, einschließlich nach einem Kaiserschnitt
  • Fettleibigkeit
  • Vergrößerte Venen in den Beinen (Krampfadern)
  • Rauchen
     
     
     

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Welche Symptome bei Lungenembolie?

Betroffene Personen leiden häufig unter folgenden Symptomen:
 
  • akute Brustschmerzen: Schmerz ist oft stechend und tritt beim Einatmen auf.
  • Kurzatmigkeit: tritt in der Regel plötzlich auf. Die Atemnot tritt auch im Ruhezustand auf und verschlimmert sich bei körperlicher Betätigung.
  • Hypotonie
  • Tachykardie
  • Benommenheit/Präsynkope
  • Synkope: Ohnmacht, wenn Herzschlag und Blutdruck plötzlich abfallen
  • Herzstillstand und Herz-Kreislauf-Versagen
Weitere Symptome, die bei einer Lungenembolie auftreten können, sind:
 
  • Husten, der blutigen oder blutdurchtränkten Schleim enthalten kann
  • schnelles oder unregelmäßiges Herzklopfen
  • Benommenheit oder Schwindelgefühl
  • übermäßiges Schwitzen
  • Fieber
  • Schmerzen oder Schwellungen in den Beinen oder beides, meist an der Rückseite des Unterschenkels
  • feuchte oder verfärbte Haut, Zyanose genannt
Die Symptome einer Lungenembolie können sehr unterschiedlich sein, je nachdem, wie groß der betroffene Bereich der Lunge ist, wie groß das Gerinnsel ist und ob andere Erkrankungen (v.a. Herz-Kreislauf-Erkrankungen) vorliegen. In seltenen Fällen verursachen kleine Lungenembolien zunächst keine Symptome.

Diagnose: Woran erkennt man eine Lungenembolie?

Die Diagnose wird gestellt durch (1, 2):
 
  • körperliche Untersuchung
  • bildgebende Untersuchung:
    • Thoraxröntgen
    • CT-Angiografie
    • Szintigraphie
    • Magnetresonanztomographie / MR-Angiographie
    • CT-Pulmonalisangiographie
    • Sonographie (Ultraschall) der Beinvenen: zur Bestätigung einer Lungenembolie
    • Echokardiographie zum Ausschluss differentialdiagnostisch wichtiger kardialer Krankheiten
    • Sonographie der Lungen
  • D-Dimer-Bestimmung: D-Dimere im Blut werden ermittelt. Zu hohe D-Dimer-Werte können auf eine Beinvenenthrombose, Lungenembolie, übermäßige Blutgerinnung (disseminierte intravasale Gerinnung), bösartige Tumoren, Leukämien oder eine schwere Leberzirrhose hindeuten.

Wie erfolgt die Behandlung einer Lungenembolie?

Folgende Möglichkeiten zur Therapie stehen zur Verfügung (2):
 
  • bei akuter Lungenembolie: systemische Thrombolyse und verschiedene mechanische Verfahren
  • Antikoagulanzien: gerinnungshemmende Medikamente und blutverdünnende Medikamente (Blutverdünner) setzen die Gerinnungsfähigkeit des Blutes herab. Dadurch wird die Vergrößerung eines Gerinnsels und die Bildung neuer Gerinnsel verhindert. Beispiele sind Warfarin und Heparin.
  • Fibrinolytische Therapie: intravenös verabreicht, um das Gerinnsel aufzulösen, Einsatz in lebensbedrohlichen Situationen.
  • pulmonale Embolektomie: bei dieser seltenen Operation wird die Lungenembolie entfernt. Sie wird in der Regel bei schweren Lungenembolien durchgeführt oder wenn aufgrund anderer medizinischer Probleme keine Antikoagulation und/oder Thrombolyse verabreicht werden können oder Patient:innen auf diese Behandlungen nicht gut angesprochen haben oder wenn ihr Zustand instabil ist.
  • perkutane Thrombektomie: Hierbei wird ein langer, dünner, hohler Schlauch (Katheter) unter Röntgenkontrolle durch das Blutgefäß bis zum Ort der Embolie vorgeschoben werden. Dort angekommen, wird die Embolie mit dem Katheter zertrümmert, herausgezogen oder mit thrombolytischen Medikamenten aufgelöst.
     
     
     

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Vorsorge: Wie kann man einer Thrombose und Lungenembolie vorbeugen?

Da eine Lungenembolie häufig durch ein Blutgerinnsel verursacht wird, das sich ursprünglich als tiefe Beinvenenthrombose entwickelt hat, ist die Vorbeugung von tiefen Venenthrombosen der Schlüssel zur Prävention. Dazu gehören im Allgemeinen:
 
  • regelmäßige Bewegung: Bewegung kann dazu beitragen, die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern, indem sie die Blutzirkulation anregt
  • normales Gewicht
  • ausgewogene Ernährung
  • nicht Rauchen
  • Weitere mögliche Maßnahmen zur Vorbeugung:
  • Heparin-Therapie in Situationen mit erhöhtem Risko: Schwangerschaft, Imobilität für längere Zeit, lange Flüge
  • Kompressionsstrümpfe
  • nach einem chirurgischen Eingriff oder Krankheit: so bald wie möglich aufstehen und sich bewegen.
Literatur:

1. Essien EO et al. Pulmonary Embolism. Med Clin North Am 2019;103(3):549-564. doi: 10.1016/j.mcna.2018.12.013

2. Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und Lungenembolie. Dt. Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin. S2k-Leitliniehttps://register.awmf.org/assets/guidelines/065-002l_S2k_Venenthrombose-Lungenembolie_2023-03.pdf. Zuletzt abgerufen am 21.06.2023.

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