Portale Hypertonie (Hypertension): Erhöhter Leberdruck schafft gefährliche Umgehungskreisläufe
Nina HaußerIn der westlichen Welt ist die portale Hypertension eine Komplikation, die auf das Vorliegen einer Leberzirrhose zurückzuführen ist. Bei einer portalen Hypertension handelt es sich um eine erhöhten Druck in der Pfortader, die das Blut aus den Verdauungsorganen zur Leber führt.
Was ist eine Portale Hypertonie?
Ein krankhaft erhöhter Blutdruck im Pfortadersystem kennzeichnet die portale Hypertension. In europäischen Ländern resultiert diese Drucksteigerung überwiegend aus einem verstärkten Gefäßwiderstand in den Lebersinusoiden, welcher sich im Verlauf chronischer Lebererkrankungen entwickelt. Fachmedizinisch liegt eine portale Hypertension vor, wenn der Druckunterschied zwischen der unteren Hohlvene und dem Pfortadersystem 5 mmHg überschreitet. Der Lebervenendruckgradient (HVPG) gilt als bewährteste Messmethode zur Quantifizierung dieses Druckunterschieds. Hierbei wird mittels Wedge-Technik in den Lebervenen gemessen – entweder über Ballonkatheter oder im Rahmen einer TIPS-Anlage.
Sobald der HVPG 10 mmHg erreicht, sprechen Mediziner:innen von einer klinisch relevanten portalen Hypertension. In diesem Stadium manifestieren sich schwerwiegende Folgeerkrankungen.
Was sind die Ursachen einer Portalen Hypertonie?
Die Entstehung einer portalen Hypertension basiert auf unterschiedlichen pathophysiologischen Mechanismen. Grundsätzlich lassen sich zirrhotische von nichtzirrhotischen Ursachen abgrenzen.
Zirrhotische Genese
In Europa stellt die Leberzirrhose mit etwa 250 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner:innen jährlich die dominante Ursache dar. Männer erkranken dabei etwa doppelt so häufig wie Frauen. Das zirrhotische Narbengewebe behindert den hepatischen Blutfluss erheblich, verringert die Leberfunktion und steigert dadurch den Pfortaderdruck.
Nichtzirrhotische portale Hypertension
Bei der NCPH wird nach anatomischer Lokalisation zwischen prä-, intra- und posthepatischen Formen unterschieden:
Prähepatische NCPH
Hier liegen Strömungshindernisse vor der Leber vor. Pfortaderthrombosen und extrahepatische Pfortaderobstruktionen (EHPVO) stellen die wesentlichen Vertreter dar, die durch mechanische Blockaden den Blutzufluss zur Leber behindern.
Intrahepatische NCPH
Diese Form untergliedert sich weiter in präsinusoidale, sinusoidale und postsinusoidale Varianten:
Präsinusoidale und sinusoidale Formen: Polyzystische Lebererkrankung, hämatologische Neoplasien, Sarkodoidose, Schistosomiasis, Amyloidose, u.v.m.
Postsinusoidale Formen: Sinusoidales Obstruktionssyndrom, Venookklusive Erkrankungen, Phlebosklerose hepatischer Venen, Granulomatöse Phlebitiden
Posthepatische NCPH
Obstruktionen im venösen Abstromgebiet der Leber verursachen diese Form, dazu zählen das Budd-Chiari-Syndrom oder kardiale Grunderkrankungen mit venösem Rückstau, z.B. eine konstritkive Perikarditis oder eine restriktive Kardiomyopathie.
Welche Symptome zeigt eine Portale Hypertonie?
Die portale Hypertension verläuft initial häufig asymptomatisch. Erst bei fortgeschrittener Drucksteigerung entwickeln Patient:innen charakteristische Beschwerden und Komplikationen.
Frühe Manifestationen
Hepatosplenomegalie mit unspezifischen Oberbauchschmerzen
Thrombozytopenie und Leukopenie
Vaskuläre Komplikationen
Ösophagus- und Magenvarizen durch portosystemische Kollateralbildung
Caput medusae (sichtbare Venenerweiterungen um den Nabel)
Gastrointestinale Blutungen mit Meläna oder Hämatemesis
Systemische Auswirkungen
Aszites, Pleuraerguss
Beinödeme durch Hypoalbuminämie
Hepatische Enzephalopathie mit kognitiven Beeinträchtigungen
Ikterus bei fortgeschrittener Leberdysfunktion
Hepatorenales Syndrom
Malnutrition und Gewichtsverlust
Wie wird eine Portale Hypertonie diagnostiziert?
Die Diagnostik der portalen Hypertension erfolgt stufenweise und orientiert sich an der klinischen Präsentation sowie bestehenden Risikofaktoren.
Anamnese und klinische Einschätzung
Eine detaillierte Anamnese erfasst charakteristische Beschwerden und ermöglicht die Einschätzung des Krankheitsstadiums. Typische klinische Zeichen umfassen:
Splenomegalie
Abdominelle Distension bei Aszites
Caput medusae (erweiterte Bauchwandvenen)
Zeichen der Leberdysfunktion: Ikterus, Palmarerythem, Spider naevi)
Apparative Diagnostik
Basislabor: Leberwerte, Gerinnungsparameter, Blutbild, Nierenfunktionsparameter
Abdominelle Sonographie: Erste bildgebende Methode zur Beurteilung von Leberarchitektur, Splenomegalie und Aszites.
Farbkodierte Duplexsonographie: Zur Beurteilung des Pfortaderflusses, Nachweis portosystemischer Kollateralen und zur Messung der Flussgeschwindigkeiten.
Schnittbildgebung: CT- oder MRT-Abdomen.
Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD): Goldstandard zum Nachweis und zur Risikostratifizierung von Varizen
Lebervenendruckgradient-Messung (HVPG): Invasive Referenzmethode zur direkten Druckmessung
Wie wird die Portale Hypertonie therapiert?
Kausaltherapie
Die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung steht im Vordergrund - sei es die Therapie einer Leberzirrhose, antivirale Behandlung bei Hepatitis oder antiparasitäre Therapie bei Schistosomiasis.
Symptomatische Therapie
Medikamentöse Drucksenkung: Nichtselektive Betablocker (z.B. Propranolol) oder Nitrate, häufig in Kombination miteinander.
Komplikationsspezifische Therapie: Diuretika zur Behandlung von Aszites und Ödemen, Lactulose zur Therapie der hepatischen Enzephaloptahie, Albumin-Substitution bei schwerer Hypoalbuminämie.
Endoskopische Interventionen: Gummibandligatur zur Therapie der Ösophagusvarizen, alternativ Sklerotherapie bei technisch schwieriger Ligatur.
Interventionelle und chirurgische Verfahren
TIPS (Transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt)-Anlage: Bei rezidivierender Varizenblutung, therapierefraktärer Aszites und hepatorenalem Syndrom.
Distaler splenorenaler Shunt (DSRS): Selektive Dekompression bei erhaltener Leberfunktion
Häufig gestellte Fragen zum Thema Portale Hypertonie
Rund um das Thema Portale Hypertonie stellen sich für Betroffene und Angehörige oft viele Fragen: zur Diagnose, zu Behandlungsmöglichkeiten, zu Nebenwirkungen oder zum Alltag mit der Erkrankung. In dieser Patient:innen-FAQ finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen.
Literatur:
- (1)
Queck A. et al. (2021) Nichtzirrhotische portale Hypertension – Ursachen und praktisches Management, Die Gastroenterologie, DOI: 10.1007/s11377-021-00506-6
- (2)
Johns Hopkins Medicine: Portal Hypertension, abrufbar unter: https://www.hopkinsmedicine.org/health/conditions-and-diseases/portal-hypertension
- (3)
Gesundheit.gv.at: Portale Hypertension, abrufbar unter: https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/leber/portale-hypertension.html