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COVID-19
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Was ist SARS-CoV-2? Was ist COVID-19?

SARS-CoV-2 wurde erstmals im Dezember 2019 in Wuhan, China, identifiziert und entwickelte sich rasch zu einem globalen Gesundheitsproblem. Die WHO erklärte das Ausbruchsgeschehen von Januar 2020 bis Mai 2023 zu einem internationalen Gesundheitsnotfall. Innerhalb weniger Monate verbreitete sich der Beta-Coronavirus weltweit und verursachte in nahezu allen Ländern mehrere aufeinanderfolgende Pandemiewellen. Der Erreger zeigt Verwandtschaft zu anderen zoonotischen Coronaviren wie SARS-CoV und MERS-CoV und unterscheidet sich deutlich von den vier harmlosen, endemischen humanen Coronaviren, die lediglich gewöhnliche Erkältungen auslösen. SARS-CoV-2 nutzt ACE-2-Rezeptoren als Eintrittspforte in menschliche Zellen, wodurch verschiedene Organsysteme - insbesondere Atemwege, Verdauungstrakt und Herz-Kreislauf-System - betroffen sein können.

Die resultierende Erkrankung, COVID-19, zeigt ein breites klinisches Spektrum: von asymptomatischen Infektionen über milde respiratorische Beschwerden bis hin zu schweren, intensivpflichtigen Verläufen.

Wie häufig ist Covid-19 und wer ist betroffen?

Die ersten beiden Infektionswellen von Anfang 2020 bis Anfang 2021 zeigten bereits das charakteristische epidemiologische Muster von COVID-19: Während die meisten Infektionen aufgrund der Eindämmungsmaßnahmen in der unter 60-jährigen Bevölkerung auftraten, konzentrierten sich die schweren und tödlichen Verläufe auf ältere Altersgruppen. Besonders dramatisch war die Situation in Alten- und Pflegeeinrichtungen, wo tausende Ausbrüche mit hoher Mortalität dokumentiert wurden. Das mittlere Sterbealter lag über 80 Jahren, während die altersabhängige Letalität deutliche Unterschiede aufwies: etwa 12% bei über 60-Jährigen, 0,15% bei unter 60-jährigen Erwachsenen und 0,01% bei Kindern bis 14 Jahren. Deutschland verzeichnete während der ersten drei Pandemiejahre etwa 161.500 Todesfälle bei laborbestätigten SARS-CoV-2-Infektionen.

Der WHO-Beschluss zur Beendigung des Gesundheitsnotstands im Mai 2023 symbolisierte den epidemiologischen Wandel: COVID-19 hat den Charakter einer akuten Pandemie verloren und ist zu einem endemischen Geschehen geworden. Die durch Vakzinierung und natürliche Infektionen erworbene Immunität führte zu einer signifikanten Abnahme schwerer Krankheitsverläufe und chronischer Folgeerscheinungen im Vergleich zu den Anfangsjahren 2020/2021. Für die Zukunft prognostizieren Expert:innen wiederkehrende Infektionswellen, die nicht mehr ausschließlich saisonal auftreten müssen. Die virale Anpassungsfähigkeit durch kontinuierliche genetische Veränderungen ermöglicht es dem Erreger, bestehende Immunbarrieren zu umgehen, ohne jedoch eine vollständige Immunevasion zu erreichen.

Die globale Bilanz der Pandemie umfasst schätzungsweise 20 Millionen Todesfälle bis Mai 2023. Parallel dazu entwickelte sich bei zahlreichen Betroffenen eine chronische Symptomatik, die als Post-COVID-Syndrom über Monate persistieren kann.

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Wie wird SARS-CoV-2 übertragen?

SARS-CoV-2 verbreitet sich primär durch Inhalation virusbeladener Partikel, die von infizierten Personen freigesetzt werden. Die Transmission erfolgt hauptsächlich über geringe Entfernungen von etwa 1,5 Metern durch größere Tröpfchen und feinste Aerosole. In geschlossenen Räumlichkeiten kann die Ansteckung auch über größere Distanzen stattfinden, da schwebende Aerosolpartikel ihre Infektiosität über mehrere Stunden beibehalten können.

Die Virusausscheidung variiert erheblich zwischen den Patient:innen - sowohl in Menge als auch Dauer. Besonders hohe Übertragungsrisiken bestehen bei hustenden, singenden oder schreienden Personen sowie in der kritischen Phase kurz vor Symptombeginn und in den ersten fünf Tagen der klinischen Manifestation. Auch asymptomatische Träger:innen können infektiös sein und zur Virusverbreitung beitragen. Alternative Übertragungsrouten wie fäkal-orale Transmission, direkter Hautkontakt oder Schmierinfektionen über kontaminierte Oberflächen sowie konjunktivale Aufnahme sind theoretisch möglich, spielen jedoch epidemiologisch eine untergeordnete Rolle.

Welche Symptomatik zeigt eine Covid-19-Infektion?

Akute Krankheitsverläufe

COVID-19 manifestiert sich primär als respiratorische Erkrankung mit variablem Schweregrad. Typische Beschwerden umfassen Fieber, Rhinitis, Husten, Halsschmerzen und Dyspnoe. Bei schweren Verläufen entwickelt sich eine Pneumonie, die intensivmedizinische Betreuung mit Beatmungstherapie erforderlich machen kann.

Systemische Krankheitsverläufe

Das Krankheitsbild kann verschiedene Organsysteme betreffen: Gastrointestinale Symptome (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe), neurologische Komplikationen (Kopfschmerzen, Riech-/Geschmacksverlust, Verwirrtheit bis hin zu Enzephalopathien und Schlaganfällen), kardiovaskuläre Beteiligung (Myokarditis, Herzinsuffizienz, Thromboembolien) sowie renale Funktionsstörungen und vielfältige Hautveränderungen.

Schwere Verläufe

Schwere Verläufe treten gehäuft bei Patient:innen über 60 Jahren auf, wobei das Risiko altersabhängig ansteigt. Weitere Risikofaktoren sind Immunsuppression, kardiovaskuläre Grundleiden, chronische Lungen-, Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus sowie neurologische Vorerkrankungen. Bei Kindern entwickelte sich in den ersten Pandemiejahren selten das Pädiatrische Inflammatorische Multisystem-Syndrom (PIMS), dessen Häufigkeit seit 2022 deutlich abgenommen hat.

Langzeitfolgen

Long COVID bezeichnet Beschwerden über vier Wochen hinaus, das Post-COVID-Syndrom Symptome nach mindestens zwölf Wochen. Charakteristisch sind Belastungsdyspnoe, kognitive Beeinträchtigungen („Brain Fog“) und belastungsinduzierte Erschöpfung. Ein erheblicher Anteil der Betroffenen entwickelt nach sechs Monaten eine Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS).

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Wie wird SARS-CoV-2 diagnostiziert?

COVID-19 lässt sich anhand der Symptomatik nicht sicher von anderen respiratorischen Infektionen unterscheiden. Zwar zeigen sich bei SARS-CoV-2-Infektionen häufiger fieberhafte Verläufe im Vergleich zu banalen Erkältungen, und der Krankheitsverlauf ähnelt eher einer Influenza, dennoch erfordert die sichere Diagnosestellung den laborchemischen Erregernachweis.

Nachweisverfahren

  • Molekulardiagnostik mittels Nukleinsäureamplifikation stellt den diagnostischen Standard dar und bietet optimale Sensitivität und Spezifität. Geeignete Probenmaterialien umfassen nasopharyngeale Abstriche, Nasen- oder Rachenabstriche sowie Speichelproben.

  • Antigen-basierte Schnelltests bieten den Vorteil einer zeitnahen Ergebnislieferung sowohl in professionellen als auch in häuslichen Settings. Trotz geringerer Sensitivität im Vergleich zur PCR weisen positive Befunde bei hoher Virusprävalenz eine gute Vorhersagekraft auf. Negative Testergebnisse können jedoch eine Infektion nicht ausschließen, besonders in frühen Krankheitsstadien.

  • Antikörperbestimmungen erfassen die humorale Immunantwort gegen verschiedene Virusantigene und finden hauptsächlich in epidemiologischen Untersuchungen Anwendung. Die weitverbreitete Immunität durch Infektionen und Impfungen sowie die antigene Vielfalt der Varianten haben den diagnostischen Nutzen in der Patientenversorgung stark reduziert.

Wie wird COVID-19 behandelt?

Milde Verläufe

Patient:innen ohne Risikofaktoren erhalten eine rein symptomatische Behandlung zur Beschwerdelinderung.

Schwere Verläufe

Pneumonische Manifestationen oder Organkomplikationen erfordern intensivierte medikamentöse Behandlung mit Kortikosteroiden sowie organunterstützende Verfahren wie Oxygenierung oder Beatmungstherapie.

Spezifische Therapieansätze

  • Antivirale Behandlung: Virostatika-Therapie sollte frühestmöglich eingeleitet werden. Bei immundefizienten Patient:innen mit anhaltender Virusausscheidung kann ausnahmsweise auch eine verzögerte Behandlung erwogen werden.

  • Thromboembolieprophylaxe: Standardmäßig bei hospitalisierten Patient:innen, erwägenswert auch bei ambulanten Risikopersonen mit eingeschränkter Mobilität.

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Wie kann man einer SARS-CoV-2-Infektion vorbeugen?

Allgemeine Schutzmaßnahmen

Die Verhinderung von SARS-CoV-2-Übertragungen folgt den etablierten Prinzipien des Atemwegsinfektionsschutzes. In der endemischen Phase stehen grundlegende Hygienemaßnahmen im Vordergrund: regelmäßige Händehygiene, Abstandhalten in Menschenansammlungen, Maskentragen bei Symptomen oder in schlecht belüfteten Räumen sowie Hustenetikette. Bei Erkrankungszeichen oder positivem Test ist eine häusliche Isolation bis zur Genesung angezeigt.

STIKO-Impfempfehlungen

Das primäre Ziel der COVID-19-Immunisierung ist die Reduktion schwerer Verläufe, Hospitalisierungen und Todesfälle sowie die Verhinderung von Langzeitfolgen. Die STIKO empfiehlt allen Erwachsenen ab 18 Jahren, Frauen im reproduktionsfähigen Alter, Schwangeren, Kindern und Jugendlichen mit Risikofaktoren sowie beruflich exponierten Personen im Gesundheitswesen die Etablierung einer Basisimmunität.

Erreicht wird diese durch mindestens drei Antigenkontakte (Impfungen oder Infektionen), wobei mindestens ein Kontakt durch Vakzination erfolgen sollte. Die Kombination aus Impfung und durchgemachter Infektion (hybride Immunität) bietet optimalen Schutz vor schweren Verläufen. Fehlende Antigenkontakte werden durch zugelassene mRNA- oder proteinbasierte Impfstoffe mit aktueller Variantenanpassung komplettiert.

Personen ab 60 Jahren und definierte Risikogruppen erhalten zusätzlich zur Basisimmunität jährliche Herbstimpfungen mit variantenangepassten Vakzinen. Eine gleichzeitige Influenza- und gegebenenfalls Pneumokokken-Impfung ist möglich. Bei immungesunden Personen, die im laufenden Jahr eine SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht haben, ist die jährliche Auffrischung meist entbehrlich.

Patient:innen-FAQ

Häufig gestellte Fragen zum Thema SARS-CoV-2 und COVID-19

Rund um das Thema SARS-CoV-2 und COVID-19 stellen sich für Betroffene und Angehörige oft viele Fragen: zur Diagnose, zu Behandlungsmöglichkeiten, zu Nebenwirkungen oder zum Alltag mit der Erkrankung. In dieser Patient:innen-FAQ finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen.

Literatur:

(1)

RKI: RKI-Ratgeber COVID-19, abrufbar unter: https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_COVID-19.html?nn=16777040#doc16925338bodyText9, zuletzt abgerufen am 12.11.2025.

(2)

WHO: Coronavirus disease (COVID-19), abrufbar unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/coronavirus-disease-(covid-19), zuletzt abgerufen am 12.11.2025.