Diabetologie
David Meier M.Sc.Die Diabetologie ist ein spezialisierter Bereich der Inneren Medizin, der sich mit der Diagnose, Therapie und Prävention des Diabetes mellitus sowie dessen Folgeerkrankungen befasst.
Wie viele Menschen sind von Diabetes betroffen?
Diabetes mellitus ist weltweit eine der häufigsten chronischen Erkrankungen. In Deutschland erkranken jährlich mehr als eine halbe Million Erwachsene neu an Diabetes. Insgesamt sind etwa 9 MIllionen Menschen betroffen, wobei die Dunkelziffer bei etwa 2 Millionen Erkrankten liegt (1, 2). Prognosen zufolge könnte die Zahl der Menschen mit Diabetes bei gleichbleibender Entwicklung in Deutschland bis zum Jahr 2040 auf etwa 12,3 Millionen ansteigen (1, 2).
Welche Arten von Diabetes gibt es?
Die 3 häufigsten in der Diabetologie behandelten Erkrankungen sind Typ-1-Diabetes, Typ-2-Diabetes und Gestationsdiabetes:
Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die körpereigene Immunabwehr die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse zerstört. Dies führt zu einem absoluten Insulinmangel. Die Erkrankung tritt meist im Kindes- und Jugendalter auf und erfordert eine lebenslange Insulintherapie.
Typ-2-Diabetes ist durch eine Insulinresistenz und eine zunehmende Dysfunktion der Betazellen gekennzeichnet. Hauptursachen sind Übergewicht, Bewegungsmangel und genetische Prädisposition. Die Therapie umfasst Lebensstiländerungen, orale Antidiabetika und in fortgeschrittenen Stadien eine Insulintherapie.
Gestationsdiabetes tritt während der Schwangerschaft auf und resultiert aus hormonellen Veränderungen, die zu einer vorübergehenden Insulinresistenz führen. Obwohl der Diabetes nach der Geburt meist verschwindet, haben betroffene Frauen ein erhöhtes Risiko, später an Typ-2-Diabetes zu erkranken. Die Behandlung erfolgt primär durch Ernährungsanpassungen und in einigen Fällen durch Insulin.
Daneben gibt es auch andere Diabetes-Typen, die inoffiziell als Typ-3-Diabetes bezeichnet werden. Diese Sammelbezeichnung wird für verschiedene Sonderformen von Diabetes, die sich nicht eindeutig den bekannten Haupttypen zuordnen lassen, verwendet. Hierzu gehören unter anderem:
Pankreopriver Diabetes, der durch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse wie chronische Pankreatitis, Pankreaskarzinom oder nach chirurgischen Eingriffen entsteht.
Steroidinduzierter Diabetes, der durch die langfristige Einnahme von Glukokortikoiden verursacht wird.
Monogene Diabetesformen, darunter MODY (Maturity Onset Diabetes of the Young)
Begleiterkrankungen von Diabetes
Diabetes mellitus ist mit einer Vielzahl von Begleiterkrankungen assoziiert, die unterschiedliche Organsysteme betreffen:
Kardiovaskuläre Erkrankungen: Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und Schlaganfälle.
Nephropathie: Chronische Nierenschäden sind eine häufige Komplikation und können bis zur terminalen Niereninsuffizienz mit Dialysepflicht führen.
Neuropathie: Schädigungen der peripheren Nerven können Missempfindungen, Schmerzen oder Taubheitsgefühle in den Extremitäten verursachen. Dies erhöht das Risiko für diabetische Fußsyndrome und Amputationen.
Retinopathie: Durch Gefäßveränderungen in der Netzhaut besteht ein erhöhtes Risiko für Sehverschlechterungen bis hin zur Erblindung.
Diabetische Fußsyndrom: Durch Durchblutungsstörungen und Neuropathie entstehen schwer heilende Wunden, die zu Amputationen führen können.
Hepatische Komplikationen: Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen (NAFLD) sind bei Diabetiker:innen häufig und können zu Leberfibrose oder Leberzirrhose fortschreiten.
Psychische Erkrankungen: Die chronische Natur der Erkrankung erhöht das Risiko für Depressionen und Angststörungen, was die Therapieadhärenz negativ beeinflussen kann.
Wie wird Diabetes diagnostiziert?
Die Diagnosestellung des Diabetes mellitus erfolgt anhand der Nüchternblutzuckerwerte, des oralen Glukosetoleranztests (OGTT) und des HbA1c-Werts. Ergänzend können bei Verdacht auf Typ-1-Diabetes Autoantikörper bestimmt werden.
Wie wird Diabetes behandelt?
Die Therapie des Diabetes mellitus richtet sich nach der jeweiligen Form der Erkrankung. Typ-1-Diabetes erfordert eine lebenslange Insulintherapie, während Typ-2-Diabetes initial mit Lebensstilmodifikation behandelt wird. Darauf folgt die Gabe von oralen Antidiabetika und ggf. eine Insulintherapie. SGLT-2-Hemmer und GLP-1-Rezeptoragonisten gewinnen aufgrund ihrer kardioprotektiven und nephroprotektiven Effekte zunehmend an Bedeutung. Gestationsdiabetes erfordert eine enge Blutzuckerkontrolle, meist durch diätetische Maßnahmen, in einigen Fällen durch Insulin.
Behandlungsoptionen
Lebensstilmodifikation: Regelmäßige körperliche Aktivität, Ernährungsumstellung und Gewichtsmanagement (besonders bei Typ-2-Diabetes)
Medikamentöse Therapie: Orale Antidiabetika wie Metformin, GLP-1-Rezeptoragonisten, SGLT-2-Inhibitoren
Insulintherapie
Häufig gestellte Fragen von Patient:innen
Literatur
(1) Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2023 und 2024 Robert Koch-Institut (RKI)
(2) Bericht der Nationalen Diabetes-Surveillance: Diabetes in Deutschland