Mittwoch, 11. Dezember 2024
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Gesundheitspolitik

Gastroenterologen fordern Präventionspaket für die Schlüsselkrankheit Fettleber

Gastroenterologen fordern Präventionspaket für die Schlüsselkrankheit Fettleber
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Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) e. V. begrüßt die Vorhaben der Ampel-Koalitionäre, Gesundheitsdaten künftig besser für wissenschaftliche Zwecke nutzbar zu machen und die Primär- und Sekundärprävention zu stärken. Sie fordert die künftige Bundesregierung und ihren Gesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach auf, im Rahmen des geplanten Nationalen Präventionsplans insbesondere chronische Krankheiten wie die Fettleber und andere Erkrankungen des Verdauungstraktes stärker als bislang zu berücksichtigen, weil sie für eine Vielzahl schwerwiegender Krankheiten verantwortlich sein können. Die bisher im Koalitionsvertrag vorgesehenen Präventionsmaßnahmen wie etwa weiterhin eine lediglich freiwillige Lebensmittelkennzeichnung reichten dafür nicht aus.   
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Die nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) ist in Deutschland die häufigste ernährungsbedingte Volkskrankheit: Fast jeder dritte Bundesbürger leidet daran. An der fortgeschrittenen Form, der nicht-alkoholischen Fettleberentzündung (NASH), werden Schätzungen zufolge in Deutschland bis zum Jahr 2030 bis zu 5 Millionen Menschen erkrankt sein. Unbehandelt kann diese Erkrankung zu einer Leberfibrose, Leberzirrhose oder zu Leberkrebs führen. Darüber hinaus ist die Fettleber eine sogenannte „Trigger-Erkrankung“ für andere Volkskrankheiten: Sie tritt oft in Begleitung von Adipositas oder Herz-Kreislauf-Leiden auf. Beispielsweise haben 60% der Menschen mit Fettleber auch einen Diabetes Typ 2, 4 von 5 Betroffenen leiden unter hohem Bluthochdruck.

Ursache für eine Fettleber ist häufig ein ungesunder Lebensstil – geprägt von unausgewogener Ernährung und mangelnder Bewegung. Die gute Nachricht ist aber, dass sich die Krankheitsentwicklung durch eine Veränderung des Lebensstils aufhalten lässt. Deshalb müsse dieses potenziell schwere und langfristig tödliche Krankheitsbild – so die DGVS – stärker im Fokus künftiger Präventionsmaßnahmen stehen. „Wir freuen uns, dass das Thema Prävention im neuen Koalitionsvertrag eine solche Bedeutung hat. Der designierte Gesundheitsminister Professor Dr. Karl Lauterbach weiß als Epidemiologe, wie wichtig diese ist. Wir wünschen ihm daher viel Erfolg für seine neue Aufgabe. Insbesondere muss das Bewusstsein für die Fettleber als Schlüssel- oder Trigger-Krankheit in Politik und Öffentlichkeit gestärkt werden“, fordert Professor Dr. med. Heiner Wedemeyer, Mediensprecher der DGVS. Das könnte eine wichtige Aufgabe für das geplante „Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit“ sein, welches die Arbeit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) weiterführen wird. Außerdem müsse im Rahmen des angekündigten Nationalen Präventionsplans ein konkretes Maßnahmenpaket zur Bekämpfung der Fettleber entstehen.

Doch nicht nur die Prävention, sondern auch die Früherkennung der Fettleber müsse gestärkt werden. Lebererkrankungen sind lange symptomlos und schädigen den Organismus oft viele Jahre unbemerkt. „Wir müssen Prozeduren schaffen, nach denen Ärztinnen und Ärzte ihre Patienten auf ein erhöhtes Risiko einer Fettleber untersuchen können. Die Bestimmung der Leberwerte muss daher nicht nur fester Bestandteil im Check-up 35 werden, sondern auch im Gesundheits-Check Ü45, den die Koalitionäre laut Vertrag flächendeckend ausrollen wollen. Dieser sollte darüber hinaus ein Screening auf Leberzirrhose umfassen, um die Lebergesundheit der Bevölkerung zu verbessern – wie es jüngst auch EU-Kommissionspräsidentin und Ärztin Ursula von der Leyen empfohlen hat“, so Wedemeyer, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Nur so könnten Hausärzte frühzeitig auffällige Leberwerte feststellen, um zur weiteren Diagnostik und Therapie an einen Facharzt weiterzuleiten. Eine Veränderung des Lebensstils sei dann eine der wichtigsten Maßnahmen. „Doch das gelingt oft nicht. Wir brauchen daher dringend weitere Therapieansätze zur Bekämpfung der Fettleber, aber auch anderer Erkrankungen des Verdauungstraktes. Diese sind nur durch Forschung zu erzielen, wie es der Gastroenterologie beispielsweise bei der Behandlung der Hepatitis C gelungen ist“, so Wedemeyer.´
 
 

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Die DGVS setzt viel Hoffnung auf die von der künftigen Bundesregierung angekündigten Möglichkeit, anonymisiert Gesundheitsdaten für wissenschaftliche Fragen nutzen zu können, um Lösungen für Versorgungsprobleme zu finden: „Je mehr Daten wissenschaftlich analysiert werden können, umso besser. Sie ermöglichen mehr Verständnis über die Krankheitsentstehung und -zusammenhänge, die wir für eine zielgerichtete Prävention und wirkungsvolle Versorgung von Patientinnen und Patienten mit einer Fettleber-Erkrankung benötigen“, ergänzt Professor Dr. med. Christian Trautwein, Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Stoffwechselerkrankungen und Internistische Intensivmedizin am Universitätsklinikum Aachen und Sprecher eines Transregio Sonderforschungsbereichs, der Leberentzündung und Vernarbung bearbeitet. Auch das Ziel, Forschungsprojekte stärker zu vernetzen und Ergebnisse der Grundlagenforschung zeitnah in die Anwendung zu bringen, weisten in die richtige Richtung. Allerdings komme es hierbei darauf an, die richtigen Akzente zu setzen: „Das geplante Forschungszentrum der Helmholtz-Gesellschaft für Alternsforschung ist wichtig. Voraussetzung für ein gesundes Altern ist allerdings ein besseres Verständnis darüber, wie sich chronische Krankheiten, insbesondere Trigger-Krankheiten wie die Fettleber, vermeiden, erkennen und behandeln lassen“, betont Leber-Experte Trautwein. Wie bei Prävention und Früherkennung brauche es daher auch im Bereich der Verbund-Forschung mehr aktive Unterstützung seitens der Politik.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS)


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