Influenza-Impfung gehört zu den wichtigsten Maßnahmen der kardiovaskulären Risiko-Prävention
Martin WiehlDass eine Influenza keineswegs mit einem banalen grippalen Infekt zu verwechseln ist, ist ebenso seit Jahren bekannt wie die Tatsache, dass eine Influenza das Risiko für gravierende kardiovaskuläre Ereignisse wie einen akuten Myokardinfarkt erhöht. Das gilt insbesondere für ältere Menschen sowie für Personen mit einer kardiovaskulären Hochrisikokonstellation. Menschen mit Herzinsuffizienz müssen damit rechnen im Zuge einer Influenza-Erkrankung eine Exazerbation zu erleiden, die auch für die Folgezeit eine irreversible Verschlechterung ihrer Herzfunktion nach sich zieht und somit die verbleibende Lebenszeit und -qualität erheblich vermindert. Auf der anderen Seite ist seit einigen Jahren auch bekannt, dass eine Influenza-Impfung diese Risiken deutlich zu reduzieren vermag. Auch dies gilt in besonderem Maße für ältere Menschen und bereits kardiovaskulär Vorgeschädigte. Vor diesem Hintergrund nehmen in der Kardiologie Impfungen gegen virale und bakterielle Infektionen inzwischen einen zentralen Stellenwert in der Prävention von kardiovaskulären Ereignissen ein, wie ein soeben veröffentlichtes Konsensus-Statement der European Society of Cardiology (ESC) dokumentiert.
Risikoerhöhung nicht nur um ein paar Prozent, sondern um Vielfaches
Eine Influenza-Infektion erhöht das Herzinfarktrisiko um das 10-fache, das Schlaganfallrisiko um das 8-fache und das Risiko für gravierende Blutzuckerentgleisungen bei Menschen mit Diabetes mellitus um 74%. Nahezu jeder vierte Betroffene verliert infolge einer Influenza-Infektion seine Eigenständigkeit und ist fortan ständig auf fremde Hilfe angewiesen. Auf diese dramatischen Konsequenzen einer Influenza-Infektion hat Prof. Dr. Daniel Dürschmied, Mannheim, hingewiesen und die besondere Bedrohungskonstellation bei vorbestehenden Grunderkrankungen hervorgehoben. So steigt die Sterblichkeit infolge Influenza bei koronarer Herzkrankheit (KHK) um den Faktor 5, bei chronisch obstruktiver Lungenkrankheit (COPD) um den Faktor 12 und bei gleichzeitigem Vorliegen beider Grunderkrankungen um den Faktor 20.
Warum werden die Chancen auf Influenzaimpfung häufig verpasst?
Angesichts dieser erdrückenden Datenlage erscheint es umso unverständlicher, dass die Impfquoten nach wie vor auf erschreckend niedrigem Niveau verharren. Je nach Saison liegen sie bei Personen über 60 Jahren allgemein zwischen 34,8 und 47,5%, bei gleichzeitigem Vorliegen einer besonders zur Impfung veranlassenden Grunderkrankung zwischen 39,9 und 53,6% sowie bei Menschen ab 60 Jahren ohne Grunderkrankung gerade mal zwischen 15,8 und 27,1%. Diese Zahlen präsentierte Dr. Petra Brysch, Haltern am See. Für die absolut widersprüchlich erscheinende Beobachtung, dass ausgerechnet diejenigen Menschen mit häufigeren Arztkontakten während einer Influenzasaison während ihrer Konsultationen überhaupt nicht auf die Möglichkeit einer Infektionsprophylaxe per Impfung angesprochen wurden, wusste sie keine Erklärung. Über 80% der ungeimpften Personen über 60 Jahren hatten nämlich während der Grippezeit mindestens einen Hausarztkontakt und fast die Hälfte war sogar viermal und öfter beim Arzt.
Lebensrettung durch Impfprophylaxe eindeutig bewiesen
Eine solche Akkumulation verpasster Chancen, hochgradige kardiovaskuläre Risiken entscheidend dezimieren zu können, erscheint abermals nicht nachvollziehbar vor dem Hintergrund, dass in den letzten Jahren der eindeutige Beweis erbracht werden konnte, dass die Influenza-Impfung wesentlich zur Reduktion der Mortalität beitragen kann – ob nun allein kardiovaskulär bedingt oder sogar auch allgemein. Zu den besonders beeindruckenden Ergebnissen hat laut Dürschmied eine Erhebung beigetragen, der zufolge die Gesamtmortalität nach einem Myokardinfarkt um 41% gesenkt werden konnte, wenn die Betroffenen sofort nach dem Akutereignis in den Genuss einer Influenza-Impfung kamen. Dass sich die Impfung als lebensrettende Maßnahme bewährt, konnten darüber hinaus mehrere Studien belegen, die für die Verhinderung eines größeren kardiovaskulären Ereignisses (MACE) innerhalb eines halben Jahres eine Number needed to vaccinate von 23 und für die Verhinderung eines kardiovaskulär bedingten Todes eine entsprechende Zahl von 36 errechnen ließ.
Hochdosierter Influenz-Impfstoff gleicht Immunoseneszenz aus
Da das Risiko einer Influenza-Infektion und einer sich daraus ergebenden schwerwiegenden Erkrankung mit zunehmendem Alter ansteigt, erscheint die Impfung umso dringlicher, je älter die Menschen werden. Mit der Immunoseneszenz geht aber andererseits auch die Fähigkeit des Organismus zurück, adäquat auf die Impfantigene mit einer hinreichend guten Immunantwort zu reagieren. Deshalb ist es ratsam mit modernen, optimierten Influenza-Vakzinen den Immunschutz zu verbessern. Das gelingt nachweislich mit der Hochdosis-Vakzine Efluelda®, die mit einer vierfach erhöhten Antigen-Dosierung die unzureichende Immunantwort im Alter auszugleichen anstrebt.
Influenza-Impfung als wesentlicher Teil kardiovaskulärer Prävention
Das soeben veröffentlichte Konsensus-Statement der ESC empfiehlt die Influenza-Impfung neben anderen Impfungen gegen akute respiratorische Erkrankungen (ARE) als besonders effiziente Maßnahme zur Verhinderung von akuten Ereignissen bei Personen mit chronischem Koronarsyndrom, inklusive chronisch arterieller Gefäßkrankheit, und bei Menschen mit Herzinsuffizienz. Die Impfungen gegen virale Erreger wie die Influenzaviren sind dabei vor allem auch deshalb im Visier, weil sie Wegbereiter für bakterielle Superinfektionen darstellen, die vornehmlich durch Pneumokokken verursacht werden. Vor diesem Hintergrund stuft das ESC-Konsensus-Statement die Impfung gegen Influenza und weitere virale ARE-Erreger als essentiell im Gesamtkonzept der kardiovaskulären Präventionsstrategien ein.
Quelle:Virtuelle Pressekonferenz „Herzgesund im Alter: Warum ein effektiver Influenza-Impfschutz für Menschen ab 60 Jahren sinnvoll ist“ am 26. Juni 2025, Veranstalter: Sanofi