Donnerstag, 25. April 2024
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Medizin

Influenza im CORONA-Dornröschenschlaf – was kündigt sich an?

von Dr. med. Günter Springer

Influenza im CORONA-Dornröschenschlaf – was kündigt sich an?
© Pixel-Shot - stock.adobe.com
Influenza kann bei niedrigen Impfqoten in dieser Saison zu einem bösen Erwachen führen. Personen mit erhöhtem Risiko sollten unbedingt durch Impfung vor kardiovaskulären Risiken einer Infektion geschützt werden. Auch Kinder sollten möglichst geimpft werden. 

Herbst 2022: Wieder mehr Influenza-Infektionen

Während der COVID-Pandemie ging die Inzidenz der Influenza-Infektionen in Deutschland dramatisch zurück: von 188.000 in der Saison 2019/2020 auf 465 Fälle 2020/2021. Im Herbst 2022 nehmen die Influenza-Infektionen wieder zu. „Influenzaviren haben es in dieser Saison leicht“, sagte Dr. med. Andreas Leischker, Marburg. Zu den Hauptgründen gehört neben den Nachlässigkeiten im Verhalten die fehlende Immunität vor allem bei Kindern.

Influenza kann bei Kindern zu schweren Erkrankungen führen

Von allen Altersgruppen erkranken Kinder am häufigsten an Influenza und übertragen das Virus entsprechend häufig auf Eltern und Großeltern. Zudem verursacht Influenza anders als SARS-CoV-2 bei Kindern schwere Erkrankungen. Laut Leischker sind Kinder <16 Jahre für 58,2% der Influenza-bedingten stationären Einweisungen verantwortlich (1).

Influenza-Impfung senkt kardiovaskuläres Risiko

Influenza kann im Gefolge einer Virus-Pneumonie zu einer sekundären bakteriellen Pneumonie führen, die sich typischerweise innerhalb von 5 bis 7 Tagen verschlechtert und potentiell tödlich verläuft. Bei Influenza ist nicht nur das Pneumonie-Risiko (8-fach) erhöht (2); es besteht auch ein stark erhöhtes Risiko eines akuten Myokardinfarkts (AMI) – in der ersten Woche der Infektion um den Faktor 17 (3). Mit einer Influenza-Impfung lässt sich das Risiko schwerer kardiovaskulärer Komplikationen um 54%, die Gesamtmortalität um 40% reduzieren (4). Bei Patient:innen mit AMI senkte eine Influenza-Impfung (innerhalb von 72 Stunden nach Koronarintervention) die kardiovaskuläre bzw. Gesamtmortalität um 41% (5).
 
 

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Niedrige Quoten bei Influenza-Impfung in Deutschland

Deutsche Leitlinien raten daher bei koronarer Herzerkrankung (KHK) bzw. chronischer Herzinsuffizienz zu einer Impfung gegen Influenza (6, 7). Die Grippe-Impfquoten bei ≥ 60-Jährigen lassen insbesondere in Westdeutschland (40-50%) noch deutlich Luft nach oben, sagte Leischker. Problematisch sei die Situation vor allem bei < 60-Jährigen mit Grunderkrankung sowie bei Schwangeren, die lediglich zu ca. 40% bzw. 23% geimpft sind (8).

STIKO-Empfehlung zur Influenza-Impfung: Ü60, chronisch Kranke, medizinisches Fachpersonal, Schwangere

Die STIKO empfiehlt alle > 60-Jährigen, alle Risikogruppen/chronisch Kranken, das Personal in Arztpraxen bzw. das Pflegepersonal, alle Schwangeren und Kinder mit chronischen Erkrankungen zu impfen. Die STIKO-Empfehlung, Kinder mit Kontakt zu > 60-Jährigen ebenfalls zu impfen, riet Leischker großzügig umzusetzen.

Quelle: Symposium „Prävention von respiratorischen Erkrankungen – Das Herbstsymposium“, 23.-24.09.2022; Veranstalter: Sanofi

Literatur:

(1) Nazareth J et al. Lancet Infect Dis 2022; 22:1280-1281
(2) Martin-Loeches I et al. Curr Opin Infect Dis 2017; 30: 201-207
(3) Ruane L et al. Intern Med 2017; 47: 522-529
(4) Loomba RS et al. J Cardiovasc Pharmacol Ther 2012; 17: 277-283
(5) Frøbert O et al. Circulation 2021; 144: 1476-1484
(6) Nationale Versorgungsleitlinie Chronische Herzinsuffizienz, 2. Auflage, Version 2. 2017
(7) Nationale Versorgungsleitlinie Chronische KHK, 4. Auflage, Version 1. 2016
(8) RKI. Epid Bull 2020; 47: 3-26



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