Journal MED
Medizin
Inhaltsverzeichnis

Große Stichprobe von über 26.000 Proband:innen

Zu den häufigsten epigenetischen Markierungen der DNA gehören chemische Veränderungen, die als Methylierungen bezeichnet werden. Genau diese Methylierungen haben die Autor:innen der neuen Meta-Analyse untersucht. Die DNA-Methylierungen von mehr als 26.000 Proband:innen mit und ohne Depression sollten Erkenntnisse darüber liefern, ob sich ein bestimmtes epigenetisches Muster erkennen lässt, das typischerweise gehäuft bei Patient:innen mit der Erkrankung auftritt. Und darüber, welche Gene bei diesen Betroffenen epigenetisch verändert sind. Beides gibt Hinweise auf die Mechanismen der Entwicklung einer Depression.

Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des LMU Klinikums steuerte umfangreiche Daten von Heranwachsenden aus der BioMD-Y-Studie bei, die von Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne geleitet wird und an der Prof. Dr. Ellen Greimel, Dr. Lisa Feldmann und Dr. Aline Scherff aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie beteiligt sind. Im Kontext des Projekts besteht auch eine langjährige Kooperation zwischen der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit dem Max-Planck-Institut für Psychiatrie.

15 spezifische Methylierungsstellen identifiziert

Insgesamt haben die Forschenden 15 spezifische Zielorte der Methylierung im Erbgut identifiziert, die signifikant mit einer Diagnose von Depression verbunden sind. Bei diesen Stellen handelt es sich unter anderem um Gene, die mit Autoimmunerkrankungen (wie zum Beispiel rheumatoide Arthritis) zusammenhängen. Dazu passend zeigte sich, dass ein aus den Daten berechneter Methylierungs-Score nicht nur mit Depression zusammenhängt, sondern auch mit bestimmten Entzungsmerkmalen. „Das", erklärt Dr. Scherff, „weist auf die vermittelnde Rolle des Immunsystems bei der Entstehung von Depressionen hin.“

Zusammenhang mit Body-Mass-Index und Stoffwechsel

Darüber hinaus hängt das Methylierungsmuster mit depressionsrelevanten Merkmalen wie dem Body-Mass-Index (BMI) zusammen. Der BMI ist deshalb depressionsrelevant, weil er den allgemeinen Gesundheits- und Ernährungszustand sowie Stoffwechselprozesse widerspiegelt, die nicht nur mit Risikofaktoren für körperliche und psychische Erkrankungen assoziiert sind, sondern auch spezifisch die Entstehung von Depression begünstigen können. Zuletzt, so Dr. Scherff, „brachte die Analyse der Daten Hinweise, dass die DNA-Methylierung möglicherweise ursächlich zur Entstehung einer Depression beiträgt.“ Dieser Befund muss allerdings in weiteren Studien bestätigt werden.

Multifaktorielle Entstehung der Depression

Auch unabhängig von den aktuellen Ergebnissen ist die Depression nach aktuellem Stand der Forschung multifaktoriell bedingt. Das heißt, bei der Entstehung von Depression handelt es sich stets um ein komplexes Zusammenspiel aus Stress in Form belastender Lebensereignisse oder anhaltender alltäglicher Belastungen und biologisch/genetischer beziehungsweise psychischer Veranlagung. „Die Epigenetik ermöglicht uns eine Erklärung, wie im Rahmen dieses Entstehungsmodells eine genetische Veranlagung in der Interaktion mit Umweltfaktoren zu einem erhöhten Risiko für Depression beitragen könnte“, betont Prof. Greimel. Langfristig, so die Psychologin weiter, „könnte die Untersuchung der DNA-Methylierung die Erfassung des individuellen Depressionsrisikos unterstützen.“

Cholesterinsenker wirken nicht antidepressiv

Lesen Sie mehr zu diesem Thema:

Cholesterinsenker wirken nicht antidepressiv

Jetzt lesen
Quelle:

LMU Klinikum

Literatur:

(1)

Shen X et al. (2025) A methylome-wide association study of major depression with out-of-sample case–control classification and trans-ancestry comparison, Nature Mental Health, DOI: 10.1038/s44220-025-00486-4

Stichwörter