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Medizin

38-jährige Patientin mit schnell fortschreitender Lungenfibrose behandelt

Die systemische Sklerose (SSc) zählt zu den Kollagenosen – Autoimmunerkrankungen, die Bindegewebe betreffen. Neben Haut und Gefäßen können auch innere Organe angegriffen werden. In vielen Fällen entwickelt sich daraus eine interstitielle Lungenerkrankung mit progredienter Fibrose (SSc-ILD), was das Mortalitätsrisiko signifikant erhöht.

Die behandelte Patientin war zum Zeitpunkt der Therapie 38 Jahre alt und litt an einer schnell fortschreitenden SSc-ILD. Begleitend traten weitere typische SSc-Symptome wie Hautulzerationen, Raynaud-Syndrom, sklerotische Hautveränderungen und eine primäre Herzbeteiligung mit systemischer Entzündung und Troponinerhöhung auf. Frühere Therapieversuche hatten keine nachhaltige Wirkung gezeigt.

Lunge, Herz und Haut: Anhaltende klinische Verbesserungen erzielt

Die CAR-T-Zell-Therapie ist bislang vor allem aus der Onkologie bekannt, kommt jedoch zunehmend auch bei Autoimmunerkrankungen wie Lupus erythematodes zum Einsatz. Erste Erfahrungen bei systemischer Sklerose als Monotherapie lagen bereits vor. Das Team um PD Dr. Wolfgang Merkt von der Klinik für Rheumatologie am Universitätsklinikum Düsseldorf verfolgte den Ansatz, CD19-CAR-T-Zellen der dritten Generation mit dem antifibrotischen Wirkstoff Nintedanib zu kombinieren, um eine stärkere Wirkung zu erzielen. Die Vortherapie mit Mycophenolat wurde zunächst fortgeführt.

Im Verlauf zeigten sich nach 11 Monaten deutliche Verbesserungen der Lungenfunktion, der Herzbeteiligung sowie der Hautveränderungen. 2 Jahre nach Therapiebeginn lagen stabile Befunde vor, wobei die CD19-CAR-T-Zellen weiterhin nachweisbar waren und Nintedanib dauerhaft verabreicht wurde. Die Kurzatmigkeit der Patientin besserte sich erheblich, die forcierte Vitalkapazität stieg im Vergleich zur Baseline um 38%. CT-Untersuchungen zeigten einen Rückgang der Milchglastrübungen um 72% sowie der fibrotischen Areale um 55%. Auch der Hautzustand verbesserte sich um 58% und blieb ab Monat 11 stabil. Das Sicherheitsprofil der Therapie erwies sich ebenfalls als günstig.

Nintedanib: Stärkerer antifibrotischer Effekt durch unterdrückte Autoimmunaktivität

Im Dezember 2023 erkrankte die Patientin an COVID-19, erholte sich jedoch ohne Hospitalisierung oder Spätfolgen. Über den gesamten Beobachtungszeitraum hinweg traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf. Laut Dr. Merkt führte die Therapie zur Elimination der Autoantikörper (Scl70) sowie zu einer deutlichen Verbesserung der Lungenfibrose.

„Besonders bemerkenswert ist hierbei, dass sich die Lungenwerte im 2. Jahr der Behandlung nochmal deutlich verbesserten“, betont er. Der Fall legt nahe, dass selbst eine bislang als unumkehrbar eingestufte SSc-ILD durch neue Therapiekonzepte substantiell gebessert werden kann. Das Team vermutet, dass Nintedanib seinen antifibrotischen Effekt bei vollständiger Unterdrückung der Autoimmunaktivität besonders wirksam entfalten kann.

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Quelle:

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Literatur:

(1)

Merkt W. et al. (2025) Persisting CD19.CAR-T cells in combination with nintedanib: clinical response in a patient with systemic sclerosis-associated pulmonary fibrosis after 2 years, The Lancet Respiratory Medicine, DOI: 10.1016/S2213-2600(25)00159-6

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