Kardiale Amyloidose als Ursache der Herzinsuffizienz im Blick behalten – Hinweise frühzeitig in der Hausarztpraxis erkennen
Die Transthyretin-Amyloidose mit Kardiomyopathie (ATTR-CM) ist eine Erkrankung, die oft erst spät als Ursache einer Herzinsuffizienz diagnostiziert wird [1]. Anlässlich eines Symposiums im Rahmen des 131. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) erörterten Experten, welche Hinweise in der hausärztlichen Praxis den Verdacht auf eine ATTR-CM erregen sollten und wie die Praxissoftware bei der Diagnose helfen kann.
ATTR-CM als häufig übersehene Ursache der Herzinsuffizienz
„Bei der Herzinsuffizienz handelt es sich um ein komplexes klinisches Syndrom unterschiedlicher Ätiologien [2]. Um spezifisch behandeln zu können, muss immer nach der auslösenden Grunderkrankung gesucht werden“, erklärte Prof. Dr. Wilhelm Haverkamp, Facharzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Kardiologie, Berlin. Insbesondere bei männlichen Patienten ab 50 Jahren verbirgt sich häufiger als gedacht hinter der Herzinsuffizienz eine Transthyretin-Amyloidose mit Kardiomyopathie (ATTR-CM) [3]. Bei der Erkrankung kommt es durch die extrazelluläre Ablagerung von unlöslichen Amyloidfibrillen im Herzmuskel zu strukturellen und funktionellen Veränderungen am Herzen [4]. Ohne kausale Therapie beträgt die Überlebenszeit bei ATTR-CM nur wenige Jahre [5].
Red Flags erkennen und handeln
Die aktuellen Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) empfehlen bei Verdacht auf Herzinsuffizienz zunächst die Bestimmung von NT-proBNP oder BNP. Bei auffälligen Werten (NT-proBNP ≥ 125 pg/ml oder BNP ≥ 35 pg/ml) – oder wenn diese Laborparameter nicht verfügbar sind – sollte eine Echokardiographie erfolgen. „Die Echokardiographie ist das Mittel der ersten Wahl zur Diagnose der Herzinsuffizienz“, betonte Prof. Haverkamp. Bestimmte Auffälligkeiten in der Echokardiographie können auf das Vorliegen einer ATTR-CM hindeuten. Dazu gehören eine Herzwandverdickung ≥ 12 mm und eine Reduktion in der longitudinalen Ausdehnung mit „apical sparing“ [1, 4, 6]. Verdächtig sei zudem, wenn die Standard-Medikation bei Patient:innen mit Herzinsuffizienz nicht anschlage, so der Experte.
Verdachtsfälle mithilfe der Praxissoftware identifizieren
Klaus-Peter W. Schaps, Facharzt für Innere Medizin, Wilhelmshaven, appellierte: „Wir müssen den Blick für ATTR-CM in der Hausarztpraxis schärfen und die Dunkelziffer der Erkrankung reduzieren. Bei jedem älteren Patienten mit den klinischen Symptomen einer Herzinsuffizienz sollte auch an eine kardiale Amyloidose gedacht werden.“ Die Praxissoftware kann Hausärzt:innen gezielt bei der Identifikation von ATTR-CM-Verdachtsfällen unterstützen. Mithilfe der Statistikfunktion lassen sich beispielsweise Patient:innen mit den Diagnosen Herzinsuffizienz und Karpaltunnelsyndrom herausfiltern. Bei entsprechendem Verdacht sollten die Patient:innen zeitnah zur weiteren Abklärung an eine kardiologische Praxis überwiesen werden.
Quelle:Pfizer
Literatur:
- (1)
Witteles RM et al. JACC Heart Fail 2019;7(8):709-716. DOI: 10.1016/j.jchf.2019.04.010
- (2)
McDonagh TA et al. Eur Heart J. 2021;42(36):3599-3726. DOI: 10.1093/eurheartj/ehab368
- (3)
Garcia-Pavia P et al. ESC Heart Fail. 2024 11(6):4314-4324. DOI: 10.1002/ehf2.14971
- (4)
Maurer MS et al. Circulation. 2017;135(14):1357-1377. DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.116.024438
- (5)
Grogan M et al. J Am Coll Cardiol. 2016;68(10):1014-1020. DOI: 10.1016/j.jacc.2016.06.033
- (6)
Garcia-Pavia P et al. Eur J Heart Fail. 2021;23(4):512-526. DOI: 10.1002/ejhf.2140