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Medizin

Herzinsuffizienz zählt weltweit zu den häufigsten und gefährlichsten Erkrankungen. Verschlechtert sich die Pumpfunktion so weit, dass Medikamente und andere Therapien nicht mehr ausreichen, kann ein Ventricular Assist Device (VAD) die Kreislauffunktion übernehmen und das Überleben sichern. Der Eingriff birgt jedoch chirurgische Risiken und bedeutet für Betroffene den dauerhaften Umgang mit externen Systemkomponenten. Die Implantation sollte deshalb weder zu spät noch vorschnell erfolgen.

75 Kliniken weltweit beteiligt

Die multizentrische TEAM-HF-Studie schließt an 75 Kliniken weltweit mehr als 800 Teilnehmende mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz ein. Sie untersucht prospektiv, wann der Einsatz eines VAD medizinisch optimal ist. Das Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC) führt die europäische Rekrutierung an und hat den ersten Patient:innen auf dem Kontinent eingeschlossen.

Im Fokus steht außerdem die Frage, ob sich Hochrisikopatient:innen mithilfe kontinuierlich gemessener Lungendruckwerte frühzeitig und objektiv identifizieren lassen.

Pulmonalarteriendruck-Sensor ermöglicht Frühwarnung

Das Kerninstrument der Studie ist ein wenige Millimeter großer Sensor, der minimalinvasiv in die Pulmonalarterie eingesetzt wird. Er misst den Druck kontinuierlich und übermittelt die Daten nahezu täglich telemedizinisch. Ein anhaltend erhöhter Pulmonalarteriendruck gilt als Frühindikator für eine drohende Dekompensation, sodass Ärzt:innen rechtzeitig über weiterführende Therapien wie die Kunstherz-Implantation entscheiden können.

Patient am DHZC ist erster europäischer Teilnehmer

Als erster europäischer Teilnehmer wurde am DHZC ein 66-jähriger Mechaniker mit chronischer Herzinsuffizienz nach wiederholten Myokardinfarkten aufgenommen. Die sensorbasierte Überwachung soll den individuellen Zeitpunkt für ein VAD-System ermitteln und damit die Behandlungsstrategie präzisieren.

„Angesichts des anhaltenden Mangels an Spenderorganen bleiben mechanische Kreislaufunterstützungssysteme für viele Patientinnen und Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz auf absehbare Zeit eine der wenigen lebensrettenden Therapieoptionen“, sagt Prof. Dr. Felix Schönrath, Leiter des Studienteams am DHZC. „Es muss unser Anspruch sein, diese Therapie so gezielt und individuell wie möglich einzusetzen. Mit dieser Studie wollen wir dazu einen entscheidenden Beitrag leisten.“

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Quelle:

Deutsches Herzzentrum der Charité