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Medizin

Im Fokus: Resistenzen gegen Reserveantibiotika

„Unsere Plattform verkürzt die Suche nach geeigneten Antikörpern von Wochen auf Tage“, sagt Sascha D. Braun, Erstautor der Studie in Frontiers in Microbiology [1]. „Damit lassen sich neue Tests deutlich schneller entwickeln – ein großer Vorteil angesichts zunehmender Antibiotikaresistenzen.“

Die Studie untersucht Antikörper, die bakterielle Enzyme nachweisen, welche wichtige Antibiotikaklassen außer Kraft setzen. Dazu zählen Carbapenemasen, die nahezu alle Beta-Laktam-Antibiotika unwirksam machen – eines der größten Risiken der modernen Medizin – oder MCR-1, das gramnegative Bakterien wie Escherichia coli gegen das Reserveantibiotikum Colistin resistent macht. Colistin wird häufig eingesetzt, wenn andere Antibiotika versagen, etwa bei schweren Infektionen in Krankenhäusern.

Der Jenaer Mikroarray testet alle Antikörper gleichzeitig – sowohl als „Fänger“ (bindende Komponente) als auch als „Sucher“ (detektierende Komponente). Das spart Zeit und viele Einzelschritte, die klassische ELISA-Tests erfordern. Rund ein Fünftel der 49 getesteten Antikörper zeigte starke, reproduzierbare Signale und eignet sich damit für den Einsatz in Schnelltests wie Lateral-Flow-Streifen. Ziel ist es, Testergebnisse künftig innerhalb weniger Minuten zu erhalten, bei gleichzeitig hoher Spezifität und Sensitivität.

Impfschutz sichtbar machen: von Masern bis Corona

Bereits 2022 hatten die Forschenden mit der Mikroarray-Technologie gezeigt, dass sich Antikörper gegen Impfstoffe und Infektionen wie Masern, Tetanus oder SARS-CoV-2 nachweisen lassen. Ziel war es, die humorale Immunantwort – also die Antikörperbildung im Blut – nach einer Impfung sichtbar zu machen.

Ein Tropfen Blut genügt, um zu zeigen, ob ausreichend Impfschutz besteht: Auf dem Chip fixierte Antigene wirken als molekulare „Fallen“, an die passende Antikörper binden. Diese Anwendung ist hochaktuell: Laut WHO und UNICEF wurden 2024 über 127.000 Masernfälle in der europäischen WHO-Region gemeldet, doppelt so viele wie im Vorjahr. Sinkende Impfquoten nach der Corona-Pandemie verschärfen das Problem. Mit der Plattform könnten Impflücken künftig gezielt aufgedeckt werden, etwa bei Schuleingangsuntersuchungen oder Gesundheitschecks für Menschen mit unklarem Impfstatus.

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Quelle:

Leibniz-Institut für Photonische Technologien e. V.

Literatur:

(1)

Braun S D et al. Front Microbiol. (2025). DOI: 10.3389/fmicb.2025.1650094

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