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Häufiger Beratungsanlass mit hohem Aufklärungsbedarf

Nackenschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden in der hausärztlichen Versorgung. Während es für den unteren Rücken bereits eine Nationale Versorgungsleitlinie gibt, lag der Fokus der DEGAM bisher auf einer älteren Leitlinie speziell für den oberen Rücken. Diese wurde nun aktualisiert und liegt seit Kurzem als neue S3-Leitlinie „Nicht-spezifische Nackenschmerzen im hausärztlichen Setting“ vor. Gefördert wurde das Projekt vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses.

Abwendbar gefährliche Verläufe erkennen und trotzdem Überdiagnostik vermeiden

In den meisten Fällen haben Nackenschmerzen keine gefährliche Ursache. Dennoch ist eine differenzierte ärztliche Beurteilung notwendig, um seltene, aber relevante Verläufe frühzeitig zu identifizieren. Die neue Leitlinie betont, dass ein maßvoller Umgang mit Diagnostik und Therapie essenziell ist – unnötige Maßnahmen sollen ebenso vermieden werden wie das Übersehen kritischer Befunde.

Körperliche Aktivität als wirksamste Maßnahme

Bewegung stellt laut der aktualisierten Evidenzlage die effektivste Maßnahme bei nicht-spezifischen Nackenschmerzen dar. Die DEGAM rät dazu, Patient:innen frühzeitig zur körperlichen Aktivität zu motivieren. Im Gegensatz dazu werden passive Therapieformen wie Massage, Akupunktur, Taping oder physikalische Anwendungen in ihrer Wirkung überschätzt. Auch Analgetika sollten mit Zurückhaltung eingesetzt werden und sind nicht als zentrale Therapiemaßnahme vorgesehen.

Gute Aufklärung stärkt die Therapietreue und reduziert Ängste

Ein zentrales Update der Leitlinie betrifft die Patientenedukation. Der gezielte Dialog mit Betroffenen trägt wesentlich dazu bei, die Therapie zu verbessern – insbesondere, wenn es um das Entkräften von Bewegungsängsten geht. Viele Patient:innen befürchten, dass körperliche Aktivität die Beschwerden verschlimmern könnte. Hier ist eine klare, empathische Kommunikation gefragt, die individuelle Krankheitsvorstellungen aufgreift und zu einem aktiven Umgang mit den Beschwerden ermutigt. Zur Unterstützung der Bewegungstherapie können kurzfristig auch Wärmeanwendungen und gezielt eingesetzte Schmerzmittel hilfreich sein – vor allem, um Schonhaltungen entgegenzuwirken. Solche Maßnahmen sollten jedoch stets als Mittel zum Zweck verstanden werden, nicht als eigenständige Therapieoption.

Die Leitlinie ist abrufbar unter: https://www.degam.de/leitlinie-s3-053-007

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Quelle:

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V.

Literatur:

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