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Angst vor Knochenbrüchen begünstigt Krankheitsprogression

Osteoporose stellt für Frauen, insbesondere nach den Wechseljahren, ein großes gesundheitliches Problem dar und gehört zu den häufigsten Muskel-Skelett-Erkrankungen in Deutschland. Im Jahr 2023 waren etwa 2,15 Millionen Bürger:innen ab dem 35. Lebensjahr von der Erkrankung betroffen. „Mit Osteoporose geht ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche einher. Aus der Angst vor Brüchen folgt häufig, dass Patientinnen und Patienten ihre gewohnten Alltagsaktivitäten einschränken", sagt Helmut Schröder, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). „Diese Einschränkung der körperlichen Aktivität kann wiederum ein Fortschreiten der Erkrankung begünstigen.“

Prävalenzrückgang seit 2017

In den letzten Jahren ist laut Gesundheitsatlas jedoch ein kontinuierlicher Rückgang der Osteoporose-Prävalenzen zu verzeichnen: Während im Jahr 2017 noch 4,6% der Bevölkerung an Osteoporose litten, waren es im Jahr 2023 nur noch 4,0%. Dieser Trend bleibt auch bei Berücksichtigung der demografischen Entwicklung in dieser Zeit stabil. „Mögliche Ursachen für den Rückgang sind ein veränderter Lebensstil in jungen Lebensjahren mit calciumreicherer Ernährung, regelmäßiger körperlicher Aktivität und einem zunehmenden Rauchverzicht. Falls diese Trends ursächlich sein sollten, ist in den nächsten Jahren ein weiterer Rückgang der Prävalenz zu erwarten", so Schröder.

Frauen viermal häufiger betroffen als Männer

Unter jüngeren Patient:innen kommt Osteoporose sehr selten vor. So sind bei den 35- bis 49-Jährigen weniger als ein Prozent der Bevölkerung betroffen. Es zeigt sich ein deutlicher Anstieg der Osteoporose-Häufigkeit mit zunehmendem Alter. Frauen sind in allen Altersgruppen deutlich häufiger betroffen als Männer. Unter den Patient:innen über 90 Jahre sind Frauen mit 29,2% viermal häufiger betroffen als Männer (7,4%). Die höhere Krankheitshäufigkeit bei Frauen lässt sich mit den hormonellen Veränderungen in den Wechseljahren begründen. Der niedrige Östrogenspiegel führt dazu, dass vermehrt Knochensubstanz abgebaut wird.

Ostdeutschland zeigt höchste Erkrankungsraten

Auf der Ebene der Bundesländer zeigen sich große regionale Unterschiede bei der Häufigkeit von Osteoporose. Nach der Analyse des Gesundheitsatlas Deutschland sind die Einwohner:innen in Sachsen-Anhalt (5,8%), Thüringen (5,6%) und Sachsen (5,4%) am stärksten betroffen. Am niedrigsten ist die Krankheitshäufigkeit in Hamburg mit 2,9%, gefolgt von Bremen (3,3%) und Schleswig-Holstein (3,4%).

Deutliche Unterschiede auf Kreisebene

Werden die Osteoporose-Prävalenzen auf der Ebene der 400 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland betrachtet, zeigen sich noch deutlichere Unterschiede: Der höchste Anteil von Betroffenen findet sich im Landkreis Suhl mit 7,5%, gefolgt von Hildburghausen und Wittenberg (jeweils 6,9%). Die Regionen mit dem geringsten Anteil an Patient:innen mit Osteoporose sind der Landkreis Mainz-Bingen mit 2,7% sowie Freising und Frankfurt am Main mit jeweils 2,9%. Diese regionalen Unterschiede bleiben auch in einem „fairen" Vergleich bestehen, in dem die Prävalenzen um unterschiedliche Alters- und Geschlechtsstrukturen der Regionen bereinigt werden. Hier liegen die Prävalenzen zwischen 2,6% in Ostholstein und 6,7% im Landkreis Hildburghausen. „Die Spanne zwischen der höchsten und der niedrigsten Prävalenz nimmt im fairen Vergleich ab. Das zeigt, dass ein Teil der regionalen Unterschiede auf die Alters- und Geschlechtsstrukturen zurückgeführt werden kann“, erläutert WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder.

Rauchen erhöht Osteoporose-Risiko deutlich

Der Gesundheitsatlas analysiert auch den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Osteoporose und regionalen Unterschieden im Rauchverhalten. Die Analyse zeigt, dass Osteoporose in Regionen mit einem hohen Anteil an Raucher:innen häufiger vorkommt (4,6%) als in Regionen, in denen weniger Raucher:innen leben (3,6%). Diese Abweichungen können laut WIdO nur zu einem geringen Anteil durch die Alters- und Geschlechtsunterschiede der verschiedenen Regionen in Deutschland erklärt werden, denn nach der Alters- und Geschlechtsstandardisierung verringern sich die Unterschiede im „fairen" Vergleich kaum. Das erhöhte Risiko für Raucher:innen, an Osteoporose zu erkranken, ist auf den schädlichen Einfluss des Rauchens auf den Knochenstoffwechsel zurückzuführen.

Körperliche Aktivität als wichtigste Präventionsmaßnahme

Die Knochendichte wird maßgeblich durch körperliche Aktivität bestimmt. Daher spielt Bewegung eine wichtige Rolle zur Prävention von Osteoporose. Ausreichend Bewegung ist schon in jungen Lebensjahren wichtig, um zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr eine möglichst hohe maximale Knochendichte zu erreichen. Aber auch körperliche Aktivität im höheren Lebensalter ist für Betroffene relevant, denn neben der Knochendichte werden auch Beweglichkeit und die Muskelmasse durch Bewegung positiv beeinflusst. Das wiederum kann einen großen Effekt auf das Sturzrisiko und damit das Risiko für Knochenbrüche haben.

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Quelle:

Wissenschaftliches Institut der AOK

Literatur:

(1)

Gesundheitsatlas Deutschland – Osteoporose, abrufbar unter: https://gesundheitsatlas-deutschland.de/erkrankung/osteoporose?activeValueType=praevalence&activeLayerType=state