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Wie alle Strukturen und Organe unseres Körpers kommen auch die Nieren in die Jahre. Nur wird diesen, übrigens unabhängig vom Alter, meist wenig Beachtung zu teil, obwohl sie überlebenswichtig sind. Denn versagen die Nieren, tritt innerhalb weniger Tage der Tod ein. Das Einzige, was davor schützen kann, ist eine künstliche Blutwäsche, bekannt als Dialysetherapie oder eine neue Niere. Allerdings können auch leichte Nierenschäden die Gesundheit erheblich beeinträchtigen. So wirken sich schlecht funktionierende Nieren negativ auf Herz und Kreislauf, Immunsystem, Knochengesundheit und Hirnleistung aus, warnt die Nierenexpertin Prof. Dr. med. Julia Weinmann-Menke, Direktorin der Klinik für Nephrologie, Rheumatologie und Nierentransplantation am Uniklinikum Mainz. Und das ist noch nicht alles: „Die allgemeine Leistungsfähigkeit nimmt ab und dafür die Geschwindigkeit des Alterns zu.“

Bereits ab vierzig geht die Nierenfunktion zurück

Nun ist es vollkommen normal, dass im Zuge der Alterungsprozesse auch die Funktionsfähigkeit der Nieren allmählich abnimmt. So reduziert sich ab dem 40. Lebensjahr die Fähigkeit der Nieren, schädliche Stoffe aus dem Körper zu filtern. Diese Filterfunktion, gemessen an der sogenannten glomerulären Filtrationsrate (GFR), sinkt jährlich um ein bis zwei Milliliter pro Minute ab [1]. Laut Prof. Weinmann-Menke ist das ein natürlicher Prozess, der nicht zwangsläufig zu einer chronischen Nierenkrankheit, kurz CKD, führt.

Das große ABER

Nun aber kommt das große Aber: Durch die altersbedingte Abnahme ihrer Funktion werden die Nieren zunehmend anfälliger und können Ausnahmesituationen, wie beispielsweise große Hitze oder Flüssigkeitsmangel, nicht mehr so gut ausgleichen. „Damit“, so Prof. Weinmann-Menke, „steigt die Wahrscheinlichkeit für eine CKD in den höheren Altersklassen an.“ Liegen zudem Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Gefäßverkalkungen vor, erhöht sich das Risiko für eine Nierenerkrankung weiter erheblich. Denn diese Erkrankungen schädigen die Nieren zusätzlich; ebenso wie Rauchen. Um die Nierengesundheit zu schützen und zu fördern, gilt es mithin, besonders die genannten Risikofaktoren in den Griff zu bekommen.

CKD ist laut WHO eine globale Volkskrankheit

Weltweit leiden 674 Millionen Menschen darunter, in Deutschland sind es über 10% der Bevölkerung: Entsprechend hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die CKD im Mai 2025 als globale Volkskrankheit eingestuft. Die Betroffenen wissen meist nichts von ihrer Nierenerkrankung, da sie lange Zeit keine Beschwerden verursacht.

Um die Nierengesundheit bestmöglich zu erhalten und um Vorbeugung, Früherkennung sowie medikamentöse Behandlung der CKD zu verbessern, fordern die deutschen Nierenärzt:innen nun einen Nationalen Nierenplan.

Nierenrisiken bestmöglich managen

Eine chronische Nierenerkrankung erhöht das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle und Bluthochdruck deutlich. Gerade ältere Menschen mit geschwächter Nierenfunktion sind daher besonders gefährdet. Umso wichtiger ist es, im Alter auf ein konsequentes Management von Risikofaktoren zu achten:

Risikofaktor Diabetes mellitus

Egal ob Typ-2- oder Typ-1-Diabetes: Die Zuckerkrankheit beschleunigt die Abbauprozesse in den Nieren ganz erheblich. Deshalb sollten ältere Diabetiker:innen verstärkt auf eine gute Blutzuckereinstellung achten.

Risikofaktor Bluthochdruck

Auch dauerhaft erhöhte Blutdruckwerte nagen an der Nierengesundheit. Für Menschen mit Bluthochdruck hat eine optimale Blutdruckeinstellung auch deshalb oberste Priorität.

Risikofaktor Rauchen

Durch Verkalkungen der Blutgefäße kann das Gefäßgift Nikotin auch zu Schäden an den winzigen Nierenkörperchen führen und so zum Nierengift werden. Wie sich diese Gefahr beseitigen lässt, ist klar: Rauchstopp.

Jährlich zum Nieren-TÜV

Dass und wie wichtig es ist, mit zunehmendem Alter regelmäßig Herz und Kreislauf checken zu lassen, ist hinreichend bekannt. Doch dafür, dass dies auch für die Nieren gilt, fehlt bislang das Bewusstsein in der breiten Bevölkerung. „Dabei liefern bereits einfache Blut- und Urintests zuverlässige Hinweise auf die Nierengesundheit“, sagt Prof. Weinmann-Menke. Dazu gehören die Bestimmung der geschätzten GFR im Blut (eGFR) sowie des Albumin-Kreatinin-Quotienten im Urin (UACR). „Diese Tests können in der Hausarztpraxis durchgeführt werden und helfen, eine beginnende CKD frühzeitig zu erkennen.“ Die Mainzer Nierenexpertin rät, diese Werte mindestens einmal jährlich kontrollieren zu lassen [2]. „Insbesondere dann, wenn Risikofaktoren vorliegen.“

Frühwarnzeichen kennen und ernst nehmen

Machen die Nieren sukzessive schlapp, bleibt das oft lange unbemerkt, da die Beschwerden meist unspezifisch sind. Deshalb ist es wichtig zu wissen, was die ersten Warnsignale sind. Dabei handelt es sich um Müdigkeit und Leistungsabfall, Schwellungen (Ödeme), etwa an den Beinen oder um die Augen, und verminderte Ausscheidung von Urin. Schaum im Urin, der auf einen Eiweißverlust durch Nierenschäden hinweist, ist laut Prof. Weinmann-Menke ein weiteres Alarmzeichen. „Spätestens dann sollte man unbedingt ärztlichen Rat einholen.“

Alternde Nieren aktiv mitdenken

Das bedeutet konkret, sich bewusst zu machen, dass auch die Nieren altern und im Alter erheblich anfälliger sind. „Wer die genannten ersten Warnzeichen bemerkt oder von Risikofaktoren betroffen ist, sollte seine Nierenfunktion regelmäßig checken lassen.“ Denn je früher eine CKD erkannt wird, desto besser lässt sich ihr Fortschreiten bremsen. Inzwischen stehen laut Prof. Weinmann-Menke hervorragende Medikamente zur Verfügung, die sehr positive Effekte auf die Nierengesundheit haben und auch im fortgeschrittenen Alter angewendet werden können. Dazu gehören Fineneron, SGLT2-Hemmer und GLP-1-Rezeptoragonisten, wenn zugleich ein Typ-2-Diabetes vorliegt. „In der hausärztlichen oder nephrologischen Praxis wird man hierzu eingehend beraten.“

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Quelle:

Deutsche Gesellschaft für Nephrologie e.V. (DGfN)

Literatur:

(1)

Bolignano D et al. (2024) The aging kidney revisited: a systematic review. Ageing Research Reviews, DOI: 10.1016/j.arr.2014.02.003

(2)

Negnal M. et al. DEGAM Leitlinie S3 053-048 Versorgung von Patient*innen mit chronischer nicht-nierenersatztherapiepflichtiger Nierenkrankheit in der Hausarztpraxis, abrufbar unter: https://www.degam.de/files/Inhalte/Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S3-Leitlinien/053-048_Versorgung%20von%20Patienten%20mit%20nicht-dialysepflichtiger%20Niereninsuffizienz%20in%20der%20Hausarztpraxis/oeffentlich-2024/2024-11-25_01vsf22011_ckdup_anlage_1_langversion.pdf