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Virtuelle Diagnosegespräche

So lernen Ärztinnen und Ärzte von morgen

So lernen Ärztinnen und Ärzte von morgen
© Simon Vanscheidt /LWL Universitätsklink für Psychiatrie Bochum
Gespräche mit Patientinnen und Patienten erfordern hohe Sensibilität und tiefes Einfühlungsvermögen. Angehende Medizinerinnen und Mediziner können sich diese Kompetenz bisher meist nur über Erfahrungen in der Praxis bei geeigneten Patientinnen und Patienten aneignen. Digitale Lösungen könnten die Möglichkeiten bzgl. Schwere und Schwierigkeitsgrade variabel erhöhen. In einem Pilotprojekt mit der LWL Universitätsklinik für Psychiatrie (Ruhr Universität Bochum) entwickeln die IT-Spezialisten von Raumtänzer jetzt eine Dialog Software. „Ziel sind virtuelle digitale Trainingssimulationen mit Sprachinteraktion zur systematischen Ausbildung von Explorationstechniken und Diagnosestellung“, erklärt Prof. Dr. med. Georg Juckel. Bei der immersiven Visualisierung des Diagnosegesprächs kommen die Raumtänzer Applikation FLUX VR und zukünftig auch FLUX 360° zum Einsatz.

Digitales Gespräch mit Patientinnen und Patienten wird in der virtuellen Realität abgebildet

Medizinisches Fachwissen bildet die Grundlage für eine präzise Diagnosestellung und für eine erfolgreiche Behandlung. Vertrauen und Empathie im Gespräch mit Patientinnen und Patienten tragen wesentlich zum Gelingen der Behandlung bei. „Deshalb legen wir in der Lehre für unsere Medizinstudierenden einen Schwerpunkt auf den bestmöglichen Dialog mit den Patientinnen und Patienten“, sagt Priv. Doz. Dr. med. Paraskevi Mavrogiorgou. Weil emotional herausfordernde Situationen oft nicht immer mit „echten Patientinnen und Patienten“ erfahren werden können, werden solche Gespräche in den Studierendengruppen ein stückweit simuliert. FLUX VR ermöglicht es jetzt digital ein Gespräch mit einer Patientin / einem Patienten vollständig in der virtuellen Realität abzubilden. So kann die Interaktion mit der Patientin / dem Patienten intensiv trainiert und automatisiert ausgewertet werden. „Das bewirkt einen Lerneffekt bei den Studierenden. Ein großer Mehrwert ist, dass verschiedenste Situationen und Krankheitsbilder erlebt werden können, ohne dass reale Patientinnen und Patienten hierfür in der Klinik anwesend oder bereit sind, am Unterricht teilzunehmen“, so Prof. Und die Studierenden müssen sich nicht sorgen „etwas Dummes“ zu sagen oder falsche Diagnosen zu stellen.
 
 

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Erschienen am 01.07.2021undefined

©peshkova - stock.adobe.com

Bis zu 10 Trainierende können gleichzeitig virtuelle Gespräche führen

„Aktuell werden die VR Brillen Oculus Quest 1 sowie Oculus Quest 2 und der Desktop Computer als Endgerät unterstützt“, berichtet Christian Terhechte von Raumtänzer. „Geplant ist eine internetbasierten Web Version, um auch Tele Trainings von zu Hause zu ermöglichen. So könne neben Inhalten auch das Interaktionsverhalten der Studierenden in Analysen mit einbezogen werden. Außerdem soll eine möglichst einfache Nutzung die Hemmschwelle zur virtuellen Welt senken. Im Labor der Bochumer Unipsychiatrie haben wir bereits VR Stationen eingerichtet, in denen bis zu 10 Studierende gleichzeitig ein immersives Training, also ein Eintauchen in die virtuelle Umgebung mit einer VR Brille, absolvieren können“, beschreibt Prof. Juckel.
 
 

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Erschienen am 12.03.2020undefined

© undrey / Fotolia.com

Spezifische Patientinnen- und Patientenprofile und Dialoginhalte im virtuellen Gespräch möglich

Neben der Visualisierung bestand eine Hauptaufgabe der IT Spezialisten darin, ein TrainingsManagement-System (TMS) anzulegen und dieses über einen zentralen Server zu verwalten. Wir können im TMS spezifische Patientinnen- und Patientenprofile erstellen und alle Dialoginhalte definieren“, erklärt Priv. Doz. Mavrogiorgou. Aufzeichnungen der Interaktionen zwischen Trainierenden und den simulierten Patientinnen und Patienten werden gespeichert und stehen jederzeit zur gemeinsamen Nachbesprechung zur Verfügung. Darüber hinaus können Lehrende alle Dialoge live über ein Chat Interface verfolgen.

2 Workstations für virtuelle Patientinnen- und Patientengespräche in Bochum installiert

Der Zeitplan ist ambitioniert: „Aktuell ist das TMS auf 2 Workstations vor Ort in Bochum installiert und mit der entsprechenden Netzwerk Infrastruktur verbunden“, so Terhechte. Im Rahmen der Evaluierung mit Studierenden im Wintersemester 2021 wird die Lösung weiterentwickelt. „Die neue FLUX 360° Lösung ermöglicht dann auch das Training von zuhause und kann in vorhandene Lernplattformen angebunden werden“, blickt Terhechte in die Zukunft. Klare Vorteile wären: mehr Flexibilität der Studierenden, gleichzeitiges Lernen von Vielen und Entlastung der Labore sowie der Wegfall von Präsenzpflicht.
 
 

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© VFX - stock.adobe.com

Verhalten im virtuellen Gespräch wird systematisch analysiert

Außerdem wi d das Diagnosetraining um weitere Inhalte erweitert werden: persönliche Biographie, Anamnese und verschiedene diagnostische Tools können hinterlegt werden. Eine Kernkompetenz der RUB-Psychiatrie ist die Einbeziehung weiterer Aspekte, insbesondere der Verhaltensanalyse (Mimik, Körperhaltung, Sprechweise, Blickverhalten, etc.). Auch die Patientinnen und Patienten in der Trainingssimulation können quasi authentische
Verhaltensweisen zeigen, die sich über solche Parameter kontrollieren lassen. So kann passend zu dem Krankheitsbild der Patientin oder des Patienten z.B. die Mimik, Körperhaltung und Gestikulation eingestellt werden. Auch die Atemfrequenz, Blinzelfrequenz und ein Zittern der Patientin oder des Patienten könnten wesentliche Indikatoren sein, die in dem Training simuliert werden könnten. Für die gemeinsame Reflexion wäre später auch die biometrische Erfassung der Trainierenden denkbar. Dazu müssten entsprechende Indikatoren während des Diagnosetrainings erhoben werden. Einfache Indikatoren wären dabei: Komplexität der Sprache, Länge der Fragen bzw. Sätze, Geschwindigkeit und Lautstärke, körperliche Zuwendung zur Patientin / zum Patienten, Blickkontakte, Umfang und Art der Gestik.

Quelle: Ruhr-Universität Bochum


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