Akute Bronchitis: Häufiger Konsultationsgrund mit benigner Prognose
Dr. rer. nat. Marion Adam und Nina HaußerDie akute Bronchitis mit ihrem typischen Symptom, dem Husten, wird auch als Erkältung bezeichnet. Sie ist eine häufige klinische Erscheinung in Notaufnahmen und Hausarztpraxen. Etwa 5% der Erwachsenen erkranken jedes Jahr an einer akuten Bronchitis.
Was ist eine Akute Bronchitis?
Die akute Bronchitis ist eine vorübergehende Entzündung der unteren Atemwege, bei der die Bronchien betroffen sind. Als überwiegend virale Erkrankung entwickelt sie sich häufig im Rahmen einer Erkältung oder folgt dieser zeitlich nach. Bei gesunden Erwachsenen zeigt die akute Bronchitis einen selbstlimitierenden Verlauf - die Beschwerden klingen ohne spezifische Therapie ab. Komplikationen treten nur selten auf. Eine medikamentöse Behandlung ist in den meisten Fällen nicht erforderlich und dient, wenn überhaupt, lediglich der symptomatischen Linderung der Beschwerden.
Wie häufig ist die Akute Bronchitis und wann tritt sie auf?
Die akute Bronchitis zählt zu den häufigsten Erkrankungen im ambulanten Versorgungsbereich und stellt einen der führenden Gründe für Arztkonsultationen dar. Daten aus dem Jahr 2005 belegen, dass sie den dritthäufigsten Grund für krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit repräsentierte. Mit einer jährlichen Inzidenz von 5% bei erwachsenen Patient:innen handelt es sich um eine epidemiologisch bedeutsame Erkrankung. Charakteristisch für die akute Bronchitis ist eine ausgeprägte saisonale Häufung, die dem typischen Muster respiratorischer Infektionserkrankungen folgt. In den Herbst- und Wintermonaten steigt die Anzahl der Neuerkrankungen deutlich an und erreicht eine bis zu siebenfach höhere Inzidenz im Vergleich zu den Sommermonaten.
Was sind die Ursachen einer Akuten Bronchitis?
Die akute Bronchitis ist in der Mehrzahl der Fälle eine virale Infektion. Die häufigsten viralen Erreger sind:
Rhinoviren
Coronaviren
Parainfluenzaviren
Adenoviren
Sie kann aber auch durch bakterielle Erreger ausgelöst werden, wobei die gängigsten Bakterien folgende sind:
Pneumokokken
Haemophilus influenzae
Moraxella catarrhalis
Mycoplasma pneumoniae
Chlamydia pneumoniae
Auch physikalische oder chemische Stoffe, die eingeatmet werden, können die Auslöser einer Akuten Bronchitis sein. Dazu gehören Staub, Allergene und starke Dämpfe, z.B. von chemischen Reinigungsmitteln oder Tabakrauch.
Was sind die typischen Symptome einer Akuten Bronchitis?
Die meisten Symptome einer akuten Bronchitis können zwei bis drei Wochen anhalten, je nach Erreger kann insbesondere der Husten bis zu acht Wochen andauern.
trockener Husten, später auch produktiver Husten
Halsschmerzen
Schnupfen, behinderte Nasenatmung
Kopf- und Gliederschmerzen
Schüttelfrost, leichtes Fieber
allgemeine Abgeschlagenheit
Wie wird die Akute Bronchitis diagnostiziert?
Die Diagnosestellung der unkomplizierten akuten Bronchitis basiert primär auf einer sorgfältigen Anamnese und körperlichen Untersuchung einschließlich der Erhebung der Vitalparameter. Bei erwachsenen Patient:innen mit klinisch typischen Symptomen einer akuten Bronchitis, unauffälligem Auskultationsbefund und gutem Allgemeinzustand soll auf zusätzliche Untersuchungen verzichtet werden. Dies umfasst explizit Blutuntersuchungen, Sputumdiagnostik und Röntgenthorax-Aufnahmen, sofern keine Warnsymptome vorliegen. Normale Vitalparameter (Körpertemperatur, Atem- und Herzfrequenz) in Kombination mit einer unauffälligen pulmonalen Auskultation machen eine Pneumonie sehr unwahrscheinlich und rechtfertigen das abwartende Vorgehen.
Bei älteren, multimorbiden oder immunsupprimierten Patient:innen ist eine erweiterte Diagnostik häufig indiziert, da diese Patientengruppen sowohl verminderte Symptomausprägungen als auch erhöhte Komplikationsraten aufweisen können. Persistiert die Hustensymptomatik über acht Wochen (chronischer Husten), ist eine weiterführende Diagnostik mit Bildgebung, Lungenfunktionsprüfung und gegebenenfalls Bronchoskopie unumgänglich.
Wie wird die Akute Bronchitis therapiert?
Die akute Bronchitis zeigt einen selbstlimitierenden Verlauf, weshalb therapeutische Maßnahmen im Regelfall nicht erforderlich sind. Sowohl nicht-medikamentöse als auch medikamentöse Interventionen können jedoch zur subjektiven Linderung der Hustensymptomatik beitragen, ohne den natürlichen Heilungsverlauf wesentlich zu beeinflussen. Eine antibiotische Behandlung ist bei der akuten Bronchitis nicht indiziert und wird nicht empfohlen. Unabhängig von der viralen oder bakteriellen Genese führt die Antibiotikagabe lediglich zu einer marginalen Symptomlinderung und einer geringfügigen Verkürzung der Krankheitsdauer, deren klinische Relevanz fraglich ist. Diesem minimalen Nutzen stehen potenzielle Nebenwirkungen und das Risiko der Resistenzentwicklung gegenüber, wodurch das Nutzen-Schaden-Verhältnis negativ ausfällt.
Bei Patient:innen mit schweren kardialen oder respiratorischen Grunderkrankungen, angeborenen oder erworbenen Immundefekten sowie bei gebrechlichen Patient:innen ist im Einzelfall eine antibiotische Therapie zu erwägen. In diesen Risikogruppen gestaltet sich die Abgrenzung zu einer Pneumonie oft schwierig, weshalb eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich ist.
Wie kann man einer Akuten Bronchitis vorbeugen?
Als sinnvolle und wirksame Präventionsstrategien gelten:
Händehygiene: Regelmäßiges und gründliches Händewaschen stellt eine der wirksamsten Maßnahmen zur Verhinderung der Erregerausbreitung bei Atemwegserkrankungen dar. Diese einfache Hygienemaßnahme unterbricht effektiv die Übertragungskette respiratorischer Pathogene.
Raucherentwöhnung: Tabakkonsum erhöht signifikant das Risiko für Erkältungskrankheiten und verlängert deren Dauer. Tabakrauch beeinträchtigt die bronchoziliäre Clearance, fördert Husten und Auswurf und schafft günstige Bedingungen für virale und bakterielle Atemwegsinfektionen. Auch Passivrauchen führt zu häufigeren und länger andauernden Erkältungserkrankungen.
Physische Distanzierung: Der deutliche Rückgang akuter respiratorischer Erkrankungen während der COVID-19-Pandemie 2020 belegt die Wirksamkeit von Distanzierungsmaßnahmen. Metaanalysen zeigen, dass bereits ein physischer Abstand von mehr als einem Meter die Übertragung von Atemwegserregern signifikant reduziert.
Atemschutzmasken: Chirurgische Mund-Nasen-Schutzmasken reduzieren nachweislich die Virusausscheidung in Tröpfchen und Aerosolen. Während das generelle Tragen von Gesichtsmasken zur Reduktion saisonaler Erkältungen in Nicht-Pandemiezeiten nicht erforderlich ist, können spezielle Maskenregelungen bei neuen oder hochpathogenen Erregern in Pandemiezeiten durchaus sinnvoll sein.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Akute Bronchitis
Rund um das Thema Akute Bronchitis stellen sich für Betroffene und Angehörige oft viele Fragen: zur Diagnose, zu Behandlungsmöglichkeiten, zu Nebenwirkungen oder zum Alltag mit der Erkrankung. In dieser Patient:innen-FAQ finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen.
Literatur:
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IQWiG: Gesundheitsinformation.de - Akute Bronchitis, abrufbar unter: https://www.gesundheitsinformation.de/akute-bronchitis.html, zuletzt abgerufen am 04.09.2025.
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Kleibrink B et al. (2019) Akute Bronchitis, Deutsche Medizinische Wochenschrift, DOI: 10.1055/a-0655-8058
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DEGAM S3-Leitlinie: Akuter und chronischer Husten, abrufbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/053-013, zuletzt abgerufen am 04.09.2025.