Dienstag, 19. März 2024
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Fettleber (Steatosis hepatis)

von Dr. rer. nat. Marion Adam

Fettleber (Steatosis hepatis)
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Die Fettleber (Steatosis hepatis) ist mittlerweile die häufigste Lebererkrankung in Deutschland. Bei den meisten Betroffenen treten keine Symptome auf und sie haben keine ernsthaften Probleme damit. In einigen Fällen kann zu viel Fett in der Leber jedoch zu Leberschäden führen. Die Zahl der Menschen mit der Diagnose Fettleber steigt alarmierend an. Die gute Nachricht ist, dass man einer Fettleber z.B. mit der richtigen Ernährung vorbeugen oder sie sogar rückgängig machen kann.
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Wie funktioniert die gesunde Leber?

Beim Menschen ist die Leber das zweitgrößte Organ und erfüllt zahlreiche lebenserhaltende, für den Stoffwechsel wichtige Funktionen.

Aufgaben der gesunden Leber:
 
  • Produktion von Gallenflüssigkeit, die bei der Verdauung hilft
  • Herstellung von Proteinen
  • Eisenspeicher
  • Umwandlung von Nährstoffen in Energie
  • Herstellung von Substanzen für die Blutgerinnung (Wundheilung)
  • Entfernung von Giftstoffen, z.B. Alkohol
     
     
     

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Was ist eine Fettleber?

Eine Fettleber ist eine häufige Erkrankung, die durch die Einlagerung von zusätzlichem Fett in der Leber verursacht wird. Sie wird auch als Steatosis hepatis bezeichnet und entsteht, wenn sich Fett in der Leber ansammelt und zeigt zunächst keine erkennbaren Symptome. Geringe Mengen an Fett in der Leber sind normal. Sind jedoch mehr als 50% der Leberzellen von der Verfettung betroffen oder der Anteil an Leberfett beträgt mehr als 10% des Gesamtgewichts, spricht man von einer Fettleber (1). Am Anfang der Erkrankung handelt es sich um eine reine Fettleber, die keine entzündlichen Reaktionen aufweist. Man unterscheidet die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD von engl. non-alcoholic liver disease) von der alkoholischen Fettlebererkrankung (AFLD). Während ein zu hoher Konsum an Alkohol als Ursache für letztere gilt, hat die nicht-alkoholische Fettleber vielfältige Ursachen. Die neue Terminologie für NAFLD lautet Metabolic Associated Fatty Liver Disease - MAFLD. Der Begriff MAFLD hat sich inzwischen im internationalen Konsens durchgesetzt.

Bei jedem zweiten Betroffenen schreitet die Erkrankung fort. Eine verfettete Leber kann bei den Patient:innen zu Leberentzündung (Steatohepatitis, Hepatitis) führen. Diese sogenannte Fettleberhepatitis wird unterschieden in eine nicht-alkoholische Fettleberentzündung (nicht-alkoholische Steatohepatitis, NASH von engl. non-alcoholic steatohepatitis) und eine durch Alkohol verursachte alkoholische Fettleberentzündung (alkoholische Steatohepatitis, ASH). Wird die Erkrankung nicht behandelt, führt die Entzündung zur weiteren Schädigung der Leber. In der Folge entsteht eine Leberfibrose (Vermehrung von Bindegewebe) und chronische Lebererkrankungen, wie die Leberzirrhose (Vernarbung der Leber, Schrumpfleber). In schweren Fällen kann die Leberzirrhose zu Leberkrebs und Leberversagen führen (1, 2).

Die 2 Hauptformen der Fettleber sind:
 
  • alkoholische Fettleber: Die alkoholische Fettleber wird durch übermäßigen Alkoholkonsum verursacht.
  • nicht-alkoholische Fettleber: Die nicht-alkoholische Fettleber tritt bei Menschen auf, die keinen Alkohol trinken. Bisher ist die Ursache der nicht-alkoholischen Fettleber nicht genau geklärt. Mehrere Faktoren, wie Übergewicht und Diabetes, können das Risiko erhöhen.

Durch die hohe Regenerationsfähigkeit der Leber lässt sich ein chronischer Krankheitsverlauf verhindern. Der Verlauf einer Fettlebererkrankung ist allerdings abhängig vom Verhalten der Patient:innen. Ohne umfassende Änderungen des Lebensstils kann die Fettleber zu weiteren, u.a. chronisch-entzündlichen Erkrankungen führen. Zusammenfassend sind dies:
 
  • Fettleberentzündung (Steatohepatitis)
  • Leberzirrhose
  • Leberkrebs (Hepatozelluläres Karzinom)
  • akutes Leberversagen

Außerdem schädigt das Fett nicht nur das Organ selbst, auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zum Herzinfarkt und auch einer Erkrankung an Typ-2-Diabetes steigt erheblich.
Eine Heilung der meist symptomarmen Lebererkrankung, von der auch schlanke oder nur leicht übergewichtige Menschen betroffen sein können, ist mit einer medikamentösen Therapie bislang noch nicht möglich.

Welche Personengruppe ist von einer Fettleber betroffen?

Neben den Hauptrisikogruppen, zu denen alkoholabhängige oder stark übergewichtige Erwachsene gehören, leiden auch immer häufiger Kinder und Jugendliche unter einer Fettleber (3). Nicht zuletzt die Einschränkungen durch die COVID-19-Pandemie, die eine schlechte Ernährung und Bewegungsmangel mit sich brachten, trugen dazu bei, dass fast jedes dritte übergewichtige Kind bereits an einer Fettleber leidet.

Ursache: Wie entsteht eine Fettleber?

Meist schreitet die Leberverfettung über einen längeren Zeitraum ohne erkennbare Symptome voran. Viele Patient:innen erkranken an einer Fettleber, ohne dass eine Vorerkrankung vorliegt. Folgende Faktoren erhöhen das Risiko einer Leberverfettung:
 
  • Übergewicht/Fettleibigkeit, z.B. durch ungesunde Ernährung
  • Alkohol
  • Typ-2-Diabetes oder Insulinresistenz: hier führt die Fettleber in einen Teufelskreis, da die Leber durch die Verfettung zunehmend insulinresistent wird. Dadurch wird immer mehr Insulin ausgeschüttet und immer mehr Zucker in Fett umgewandelt, wodurch die Verfettung der Leber noch erhöht wird (4)
  • Metabolisches Syndrom: Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel und hohe Triglyceridwerte
  • Einnahme bestimmter Medikamente, wie Amiodaron, Diltiazem, Tamoxifen oder Steroide
 

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Welche Symptome hat man bei einer Fettleber?

Menschen mit einer Fettlebererkrankung haben oft keine Symptome, bis die Krankheit zu einer Leberzirrhose fortschreitet. Patient:innen können typische Fettleber-Symptome entwickeln:
 
  • Druckgefühl im rechten Oberbauch
  • Bauchschmerzen: Druckgefühl im rechten Oberbauch
  • Appetitlosigkeit oder Gewichtsabnahme
  • Gelbliche Haut und Gelbfärbung der Augen (Gelbsucht)
  • Geschwollener Bauch und Beine (Ödeme)
  • Extreme Müdigkeit oder geistige Verwirrung
  • Abgeschlagenheit
  • Blähungen
  • Völlegefühl
  • Übelkeit

Diagnose: Woran erkennt man eine Fettleber?

  • Anamnese: leidet Patient:in an starkem Übergewicht, Diabetes oder ähnlichem?
  • Hinweise auf eine vorliegende Fettlebererkrankung geben verschiedene Leberwerte, die bei einer Blutuntersuchung gemessen werden. Dazu zählen:
    • Gamma-Glutamyltransferase (GGT)
    • Alanin-Aminotransferase (ALT)
    • Aspartat-Aminotransferase (AST)
  • Bildgebende Verfahren: Ultraschall
  • Leberprobe (Biopsie)
Durch Laborwerte, bildgebende Verfahren und möglicherweise eine Biopsie der Leber können die verschiedenen Stadien der Lebererkrankung unterschieden und der Grad der Verfettung festgestellt werden.

Behandlung: Was kann man gegen Fettleber tun?

Wird eine Fettlebererkrankung nicht behandelt, z.B. durch eine Umstellung des Lebensstils mit einer gesunden Ernährung und ohne Alkohol, können eine Leberentzündung, eine Leberzirrhose oder sogar Leberkrebs die Folge sein.
Eine Fettleber, auch eine dadurch verursachte Entzündung, kann sich durch eine Lebensstilveränderung der Betroffenen zurückbilden. Abhängig von der Ursache der Fettleber umfasst dies die Vermeidung von starkem Übergewicht, eine Umstellung der Ernährung, mehr Bewegung und den Verzicht auf Alkohol. Auch strukturierte Abnehm-Programme können erfolgreich sein.
Eine adäquate medikamentöse Behandlung für die nicht-alkoholische Fettleber und die alkoholische Fettleber gibt es derzeit noch nicht. Aktuell sind verschiedene Medikamente im Entwicklungsstatus.

Wie kann man einer Verfettung der Leber vorbeugen?

Um einer Fettlber vorzubeugen, können Betroffene folgendes beachten:
 
  • gesunde Ernährung
  • normaler Body-Mass-Index: Vermeidung von Übergewicht
  • körperliche Aktivität
     
     

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Redaktion journalmed.de

Literatur:

(1) S2k-Leitlinie Nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen, https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-025l_S2k_-NAFLD-Nicht-alkoholische-Fettlebererkrankungen_2022-10.pdf. Abgerufen am 17.01.2022
(2) Deutsche Leberstiftung zum „International NASH Day“: Erkrankung der Leber mit endemischen Ausmaßen. https://www.deutsche-leberstiftung.de/downloads/pressearchiv/pm_22-04_ernaehrung_final.
(3) https://www.deutsche-leberstiftung.de/downloads/pressearchiv/dls_presse_22-17_weltkindertag_final
(4) Kikuchi A & Takamura T. Where does liver fat go? A possible molecular link between fatty liver and diabetes. 2016 J Diabetes Investig. 2017 Mar; 8(2): 152–154. doi: 10.1111/jdi.12573