Mittwoch, 11. Dezember 2024
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Osteoporose: Eine unterschätzte Krankheit

von Dr. rer. nat. Marion Adam

Osteoporose: Eine unterschätzte Krankheit
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Das Thema Osteoporose betrifft mittlerweile 8,5% der Deutschen (1). Weltweit sind Millionen Menschen von der häufigsten metabolischen Knochenerkrankung betroffen (2). Die Erkrankung ist durch eine Abnahme der Knochendichte gekennzeichnet. Ältere Menschen, insbesondere postmenopausale Frauen, sind am stärksten von dem fortschreitenden Knochenschwund betroffen.
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Was ist Osteoporose?

Osteoporose ist eine Krankheit, die durch eine geringe Knochendichte, eine Verschlechterung des Knochengewebes, eine gestörte Mikroarchitektur des Knochens, eine verminderte Knochenfestigkeit und Frakturen gekennzeichnet ist (2).

Die fortschreitende Erkrankung führt dazu, dass die Knochen schwach und brüchig werden – so brüchig, dass ein Sturz oder selbst leichte Belastungen wie Bücken oder Husten einen Bruch verursachen können. Sie wird als „stille Krankheit“ bezeichnet, weil die Betroffenen möglicherweise keine Veränderungen bemerken, bis ein Knochen bricht – in der Regel ein Knochen in der Hüfte, der Wirbelsäule oder im Handgelenk.

Jede neue Fraktur bei älteren Menschen bedeutet ein unmittelbar erhöhtes Risiko für nachfolgende Frakturen, insbesondere im Jahr nach der ersten Fraktur. Wirbelfrakturen, die häufigste Form osteoporotischer Frakturen, verursachen nicht nur starke Schmerzen, sondern sind mit einem 5-fach erhöhten Risiko für weitere Wirbelfrakturen und einem 2- bis 3-fach erhöhten Risiko für Frakturen an anderen Stellen verbunden. Ohne Behandlung kann Osteoporose zu einem Teufelskreis aus wiederkehrenden Frakturen führen, die oft zu Behinderungen und vorzeitigem Tod führen.
 
 
 

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Osteoporose: Was passiert im Knochen?

Das menschliche Skelett besteht aus lebendem Gewebe. Für starke Knochen baut ein gesunder menschlicher Körper alte Knochen ab und ersetzt sie durch neue Knochen. Osteoporose entsteht, wenn mehr Knochenmaterial abgebaut als ersetzt wird. Genetische Faktoren scheinen für 60 bis 80% der gesamten Knochenmasse bei Erwachsenen verantwortlich zu sein.

Die Skelettknochen sind für die Fortbewegung von entscheidender Bedeutung, beherbergen einen Großteil des blutbildenden Systems und sind der wichtigste Speicher für Kalzium und Phosphor – Mineralien, die für zahlreiche physiologische Systeme unerlässlich sind. Die Aufrechterhaltung eines konstanten Kalziumspiegels im Serum und eines angemessenen Kalzium- und Phosphorspiegels in den Zellen wird durch ein komplexes System regulierender Hormone gewährleistet, die direkt auf den Knochen und indirekt auf andere Gewebe wie Darm und Niere wirken (2).

In jungen Jahren ist der Knochenumsatzzyklus so ausgeglichen, dass die Resorption, also der Knochenabbau, der Knochenbildung entspricht. Der Knochenumbau beschleunigt sich bei chronischen Krankheiten wie z.B. Typ-1-Diabetes, mit zunehmendem Alter und bei einer Reihe von mechanischen, hormonellen und biochemischen Belastungen wie Glukokortikoiden. Mit der Zeit führt dieser Prozess zu immer größeren Defiziten an mineralisierten Knochen.

Was sind die Symptome bei Osteoporose?

Zu Beginn verläuft die Abnahme der Knochendichte meist ohne Symptome. Im fortgeschrittenem Stadium der Erkrankung kommt es zu Knochenbrüchen.

Zu den Symptomen gehören:
 
  • Knochenbrüche durch leichte Stürze, wie z.B. ein Sturz aus dem Stand, der bei einem gesunden Knochen normalerweise nicht zu einem Bruch führen würde
  • Knochenbrüche durch normale körperliche Belastungen wie Bücken, Heben oder sogar Husten
  •  Verlust der Körpergröße im Laufe der Zeit
  • starke Schmerzen im Rücken, verursacht durcch einen Wirbelbruch
  • Fehlbildungen der Wirbelsäule wie eine gebückte oder krumme Haltung (Kyphose)

Wie erfolgt die Diagnose bei Osteoporose?

Bei Verdacht auf Knochenschwund werden zunächst folgende Untersuchungen durchgeführt:
  • Anamnese:
    • Vorgeschichte und die möglichen Risikofaktoren der Patient:innen
    • Mobilitätstests
    • Gibt es Hinweise auf unentdeckte Knochenbrüche?
  • Messung der Knochendichte (Osteodensitometrie): durch die Dual-Röntgen-Absorptiometrie, kurz DXA oder DEXA (Dual Energy X-Ray Absorptiometry)
Bei niedriger Knochendichte können weitere Untersuchungen folgen:
 
  • Blut- und Urinuntersuchungen: Liegt eine Schilddrüsenüberfunktion, Typ-1-Diabetes oder eine andere Erkrankung vor?
  • Röntgenuntersuchung
  • Biopsie: Entnahme einer Knochengewebeprobe
 
 

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Wer hat ein erhöhtes Osteoporose-Risiko?

  • Ältere Menschen: mit zunehmendem Alter sinkt die Knochendichte
  • Menschen mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen
  • Menschen mit erhöhtem Glukokortikoid wie Cortisol, durch z.B.
    • bestimmte Medikamente, wie einige Krebsmedikamente und Glukokortikoide, können das Osteoporoserisiko erhöhen
    • Krankheiten wie das Cushing-Syndrom
  • Menschen mit schlechter Vitamin-D-Versorgung oder Kalziummangel
  • Menschen mit zu geringem Körpergewicht (Body-Mass-Index unter 20)
  • Raucher:innen

Welche Osteoporose-Therapie?

Derzeitig verfügbare medikamentöse Therapien zielen bei Osteoporose-Patient:innen darauf ab, Knochen aufzubauen und/oder den Knochenabbau zu veringern, um so die Zahl der auftretenden Frakturen zu reduzieren (2).

Die medikamentösen Therapien gegen Frakturen behandeln die Krankheit, heilen sie aber nicht. Der Knochenabbau setzt früher oder später wieder ein, wenn ein Medikament abgesetzt wird – bei Nicht-Bisphosphonaten früher und bei Bisphosphonaten später. Selbst wenn ein normaler T-Wert erreicht wird, bleiben Osteoporose und ein erhöhtes Frakturrisiko bestehen.

Neben der medikamentösen Therapie können Osteoporose-Patient:innen von folgenden Maßnahmen profitieren:
 
  • angemessene Kalzium- und Vitamin-D-Zufuhr, um Kalzium- und Vitamin-D-Mangel vorzubeugen
  • Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum
  • körperliche Bewegung mit Belastung und Widerstandstraining
  • Sturzprävention
  • ausgewogene Ernährung
  • normaler Body-Mass-Index

Was ist eine primäre Osteoporose?

Bei circa 95% aller Osteoporose-Erkrankungen handelt es sich um die primäre Osteoporose. Dabei liegt eine postmenopausale Osteoporose oder eine Altersosteoporose vor.

Was ist eine sekundäre Osteoporose?

Etwa jede fünfte osteoporosebedingte Fraktur ist auf eine sekundäre Osteoporose zurückzuführen. Vor allem bei Jugendlichen, prämenopausalen Frauen, Männern und postmenopausalen Frauen mit rasch verlaufendem Knochenschwund kann eine andere Erkrankung wie Laktoseintoleranz, Anorexia nervosa, Morbus Crohn, Hyperthyreose, COPD, rheumatoide Arthritis oder Hyperparathyreoidismus oder knochenschädigende Arzneien verantwortlich für den Verlust der Knochendichte sein.
Eine frühe Diagnose der Grunderkrankung ist enorm wichtig, um noch im Stadium einer präklinischen Osteoporose therapeutische Maßnahmen nicht nur für eine Normalisierung von Knochenstruktur und Frakturrisiko, sondern auch um eine gezielte Therapie gegen den Osteoporose-Auslöser einzuleiten (2).

Kann man Osteoporose vorbeugen?

Medikamente, gesunde Ernährung und körperliche Aktivität können helfen, Knochenschwund zu verhindern oder bereits schwache Knochen zu stärken.
 
 

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Literatur:

(1) https://www.osteoporose.de/diagnose. Zuletzt abgerufen am 09.01.2022
(2) LeBoff M.S. et al. The clinician's guide to prevention and treatment of osteoporosis. Osteoporos Int. 2022 Oct;33(10):2049-2102. doi: 10.1007/s00198-021-05900-y. Epub 2022 Apr 28.
(3) https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Chancen-fuer-eine-gezielte-Behandlung-bei-sekundaerer-Osteoporose-260813.html

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