Sodbrennen
Nina HaußerSodbrennen ist eine häufige Erkrankung, die weltweit bei einer beträchtlichen Anzahl von Erwachsenen auftritt. Viele Betroffene leiden von Zeit zu Zeit durch aufsteigende Säure aus dem Magen unter saurem Reflux. Steigt immer wieder Magensäure durch die Speiseröhre auf, kommt es zur gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD).
Was ist Sodbrennen?
Der gastroösophageale Übergang wird physiologisch durch den unteren Ösophagussphinkter verschlossen, der sich ausschließlich bei der Nahrungspassage öffnet. Bei starker Magenfüllung, etwa nach reichhaltigen Mahlzeiten, kann sich der Sphinkter vorübergehend lockern und Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließen lassen. Der aufsteigende Magensaft mit seinem niedrigen pH-Wert irritiert die ösophageale Mukosa und verursacht das charakteristische retrosternale Brennen, das vom Epigastrium bis zum Hals ausstrahlen kann. Bei häufigem oder intensivem Auftreten von Sodbrennen und Regurgitation ist differenzialdiagnostisch eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) zu erwägen.
Wie häufig sind Sodbrennen und die GERD?
Sodbrennen
Gelegentliches Sodbrennen stellt ein weit verbreitetes Phänomen dar, von dem bis zu 20% der Bevölkerung in westlichen Ländern regelmäßig betroffen sind. Diese episodischen Beschwerden sind in der Regel selbstlimitierend und führen üblicherweise nicht zu weiteren gesundheitlichen Komplikationen.
Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)
Die Prävalenz der GERD zeigt in den vergangenen Jahren eine steigende Tendenz und weist deutliche geografische Unterschiede auf. In Ländern mit hohem Lebensstandard liegt die Prävalenz bei 15-25%, während sie in wirtschaftlich weniger entwickelten Regionen etwa 10% beträgt. Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich in der Ausprägung der Erkrankung: Frauen weisen eine marginal höhere Prävalenz von GERD-Symptomen auf und entwickeln häufiger eine nicht-erosive Refluxkrankheit (NERD). Männer mit langjährigen GERD-Symptomen haben hingegen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Barrett-Ösophagus.
Was sind Ursachen und Risikofaktoren von GERD?
Die gastroösophageale Refluxkrankheit entsteht durch eine Dysfunktion des antirefluxiven Verschlussmechanismus am gastroösophagealen Übergang. Dieser wird physiologisch durch die Muskulatur des unteren Ösophagussphinkters sowie die Zwerchfellschenkel gebildet. Die genaue Ätiologie der Sphinkterdysfunktion bleibt häufig ungeklärt.
Anatomische Risikofaktoren
Eine Hiatushernie stellt einen wesentlichen Risikofaktor dar. Bei dieser Pathologie erweitert sich der Hiatus oesophageus, wodurch Anteile des Magens in den Thoraxraum verlagert werden. Dies führt zu einer Beeinträchtigung der Zwerchfellfunktion als Teil des antirefluxiven Barrieremechanismus.
Etablierte Risikofaktoren
Zu den evidenzbasierten Risikofaktoren zählen ein erhöhterBody-Mass-Index, Nikotinabusus und genetische Prädisposition.
Weitere Einflussfaktoren
Als potenzielle Triggerfaktoren werden Alkoholkonsum, psychischer Stress und bestimmte Nahrungsmittel diskutiert. Körperliche Anstrengung sowie spezifische Körperpositionen wie Rumpfbeugung oder Rückenlage können die Symptomatik verstärken. Eine gestörte ösophageale Motilität mit verzögerter Säureclearance oder Hypersensitivität der Ösophagusmukosa kann ebenfalls zur Beschwerdesymptomatik beitragen. Verschiedene Medikamente, darunter bestimmte Antihypertensiva und orale Kontrazeptiva, können die Refluxsymptomatik bei prädisponierten Patient:innen verstärken.
Was sind Symptome einer Refluxerkrankung?
Die gastroösophageale Refluxkrankheit wird diagnostiziert, wenn der pathologische Reflux von Mageninhalt zu einer signifikanten Beeinträchtigung der Lebensqualität führt oder eine Refluxösophagitis verursacht. Bereits ein Auftreten von Sodbrennen an zwei oder mehr Tagen pro Woche kann diagnostisch wegweisend sein.
Leitsymptome
Sodbrennen: Retrosternales Brennen mit Ausstrahlung vom Epigastrium bis zur Mundhöhle
Regurgitation: Aufstoßen von Mageninhalt mit charakteristischem saurem Geschmack
Dysphagie: Schluckbeschwerden unterschiedlicher Ausprägung
Weitere gastroösophageale Symptome
Nicht-kardiale Thoraxschmerzen: Differenzialdiagnostische Abgrenzung zu kardialen Ursachen essentiell
Water brash: Plötzliche Speichelsekretion als Reaktion auf Säurereflux
Odynophagie: Schmerzhaftes Schlucken
Weiteres: Brennen im Pharynx, schlechter Geschmack im Mund, Schluckauf, ausgeprägtes Völlegefühl, Übelkeit, Erbrechen
Extraösophageale Manifestationen
Bei Aspiration von Refluat in die Atemwege oder oropharyngealer Säureexposition können folgende Symptome auftreten:
Pulmonale Symptome: Chronischer Reizhusten, Asthma-Exazerbationen
Laryngeale Symptome: Heiserkeit, belegte Stimme, Globusgefühl
Dentale Komplikationen: Zahnerosionen durch Säureexposition
Wie diagnostiziert man Sodbrennen und eine Refluxerkrankung?
Anamnese als diagnostische Grundlage
Die ausführliche Anamnese bildet das Fundament der GERD-Diagnostik. Dabei sollten charakteristische Symptome, deren Häufigkeit, Intensität, auslösende und lindernde Faktoren sowie der zeitliche Verlauf und die Auswirkungen auf die Lebensqualität systematisch erfasst werden.
Bildgebende und apparative Diagnostik
Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD): Die Endoskopie stellt das wichtigste diagnostische Verfahren bei Patient:innen über 40 Jahren mit Alarmsymptomen dar und ermöglicht den Nachweis einer Refluxösophagitis, eines Barrett-Ösophagus und peptischen Strikturen sowie den differentialdiagnostischen Ausschluss von Uluzera oder Malignomen.
Ösophagusmanometrie: Obwohl nicht primär diagnostisch, liefert die Manometrie wertvolle Informationen über den Sphinktertonus und die ösophageale Motilität, eine prognostische Einschätzung des Krankheitsverlaufs und die Therapieplanung.
24-Stunden-pH-Metrie: Diese Untersuchung ermöglicht eine Quantifizierung und Charakterisierung des Reflux, eine Diagnose der nicht-erosiven Refluxkrankheit (NERD), eine Differenzierung zwischen GERD und funktionellem Sodbrennen und eine Evaluation bei PPI-Therapieversagen.
Wie behandelt man Sodbrennen und GERD?
Nicht-medikamentöse Maßnahmen
Lifestyle-Modifikationen bilden die Basis der Behandlung, wobei deren wissenschaftliche Evidenz teilweise limitiert ist:
Ernährungsanpassungen: Meidung von Triggerfaktoren (salzreiche, fettreiche Speisen, Schokolade, kohlensäurehaltige Getränke), kleine und häufige Mahlzeiten, ballaststoffreiche Kost
Gewichtsreduktion: Besonders bei abdomineller Adipositas als wichtigem Risikofaktor
Positionierung: Oberkörperhochlagerung, Linksseitenlage zur Reduktion nächtlicher Symptome
Nikotinkarenz: Dosisabhängiger Risikofaktor für GERD-Entwicklung
Medikamentöse Therapie
Protonenpumpenhemmer (PPI): PPI stellen die Therapie der ersten Wahl dar durch Hemmung der Magensäureproduktion in den Parietalzellen. Studien zeigen eine deutliche Überlegenheit gegenüber Placebo. Initial wird eine Volldosistherapie über vier bis acht Wochen empfohlen. Bei unzureichendem Ansprechen kann eine Dosisverdopplung mit zweimaliger täglicher Gabe erfolgen.
H2-Rezeptorantagonisten: Diese Substanzen blockieren Histamin-H2-Rezeptoren der Parietalzellen. Unter H2-Blockern sind 55% der Patient:innen symptomfrei nach zwei bis sechs Wochen.
Operative Therapie
Die Indikationen für eine operative Behandlung umfassen therapierefraktäre GERD, den Wunsch nach Beendigung einer Dauertherapie, komplizierte Verlaufsformen sowie junge Patient:innen mit erhöhtem Osteoporoserisiko durch langfristige PPI-Einnahme. Die laparoskopische Fundoplikatio nach Nissen stellt dabei den Goldstandard dar.
Welche Komplikationen können auftreten?
Obwohl die Mehrzahl der Patient:innen mit GERD einen stabilen Krankheitsverlauf aufweist, können bei chronischer Säureexposition verschiedene Komplikationen auftreten:
Barrett-Ösophagus: Die intestinale Metaplasie der distalen Ösophagusmukosa entwickelt sich bei etwa 5% der GERD-Patient:innen im Langzeitverlauf. Diese prämaligne Läsion entsteht durch chronische Säureschädigung mit nachfolgender Epithelumwandlung von Plattenepithel zu spezialisiertem Zylinderepithel.
Malignomrisiko: Das Adenokarzinomrisiko ist beim Barrett-Ösophagus signifikant erhöht: Bei Patient:innen ohne Barrett-Ösophagus entwickeln ≤1/1000 innerhalb von 10 Jahren ein Ösophaguskarzinom, bei Patient:innen mit Barrett-Ösophagus sind es 10/1000 innerhalb von 10 Jahren. Dies entspricht einer etwa 10-fachen Risikoerhöhung, weshalb regelmäßige endoskopische Surveillance-Programme bei Barrett-Patient:innen empfohlen werden.
Peptische Strikturen: Eine chronische Refluxösophagitis kann zur Entwicklung fibrotischer Stenosen führen. Das resultierende Narbengewebe verengt das Ösophaguslumen und verursacht eine progressive Dysphagie, eine Beeinträchtigung der Nahrungsaufnahme und eine potenzielle Aspirationsgefahr.
Weitere mögliche Komplikationen sind: Ösophagusulzera, Gastrointestinale Blutungen,Aspirationspneumonie.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Sodbrennen
Rund um das Thema Sodbrennen stellen sich für Betroffene und Angehörige oft viele Fragen: zur Diagnose, zu Behandlungsmöglichkeiten, zu Nebenwirkungen oder zum Alltag mit der Erkrankung. In dieser Patient:innen-FAQ finden Sie Antworten auf die häufigsten Fragen.
Literatur:
- (1)
IQWiG: Gesundheitsinformation - Sodbrennen und Refluxkrankheit, abrufbar unter: https://www.journalonko.de/gastrointestinale-tumoren/oesophaguskarzinom/speiseroehrenkrebs-oesophaguskarzinom, zuletzt abgerufen am 10.09.2025.
- (2)
S2k-Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophileÖsophagitis der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie,Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS), abrufbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/021-013, zuletzt abgerufen am 10.09.2025.
- (3)
Shaqran TM et al. (2023) Epidemiology, Causes, and Management of Gastro-esophageal Reflux Disease: A Systematic Review, Cureus, DOI: 10.7759/cureus.47420
- (4)
Chhabra P et al. (2022) Gastroesophageal Reflux Disease (GERD): Highlighting Diagnosis, Treatment, and Lifestyle Changes, Cureus, DOI: 10.7759/cureus.28563